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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Deutlichkeit meine Illegitimität verkündete. Wie auch immer, es war gut so. Ich hörte Glocken und kleine Trommeln aus dem Versammlungsraum und verließ mein Gemach, um zu sehen, was im Gange war.
    Auf einem mit Blumen und Tannengrün geschmückten Podium standen August und Edel vor einem ehrwürdigen Greis, der von zwei ganz in schlichtes Weiß gekleideten Dienern begleitet wurde. Um das Podium hatte sich ein Kreis von Zuschauern zusammengefunden, und ich gesellte mich hinzu. Eine meiner Sänftenträgerinnen, die jetzt in ein rosenfarbenes Gewand gekleidet und an ihrer Stirn mit Efeu umkränzt war, tauchte neben mir auf. Sie lächelte auf mich hinunter.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich, nachdem ich mir zuvor die Worte zurechtgelegt hatte.
    »Unser geweihtes OPFER, hm, oder wie ihr zu sagen pflegt: König Eyod, wird euch willkommen heißen. Und euch seine
Tochter vorstellen, die euer OPFER, nein, eure Königin werden soll. Und seinen Sohn, der nach seinem Tod unser Land regieren wird.« Sie erklärte mir das alles mit stockenden Worten und vielen Unterbrechungen, aber ich munterte sie durch mein eifriges Nicken auf.
    Trotz unserer Verständnisschwierigkeiten gelang es ihr, mir begreiflich zu machen, die Frau neben König Eyod wäre ihre Nichte, und ich brachte trotz meines begrenzten Wortschatzes sogar so etwas wie ein Kompliment zustande und meinte, dass sie gesund und kräftig aussähe. Das war unter den gegebenen Umständen das Liebenswürdigste, was mir über die bemerkenswerte Frauengestalt zu sagen einfiel, die neben ihrem König stand, als ob sie ihn beschützen wollte. Sie hatte ebenfalls langes blondes Haar, woran ich mich in Jhaampe langsam zu gewöhnen begann, teils um ihren Kopf geflochten, teils flutete es offen über ihren Rücken. Ihre Züge waren ernst und ihre bloßen Arme muskulös. Der Mann auf der anderen Seite von König Eyod war älter, aber sonst ähnelte er ihr wie ein Zwillingsbruder, nur dass er sein Haar kürzer trug. Als ich die richtigen Worte gefunden hatte, um die alte Frau zu fragen, ob auch er ein Verwandter war, lächelte sie mich an wie ein begriffsstutziges Kind und erwiderte, er sei natürlich ihr Neffe. Dann bedeutete sie mir zu schweigen, denn König Eyod hatte mit seiner Rede begonnen.
    Er sprach langsam und deutlich, und ich war froh über meine vorangegangenen Unterhaltungen mit den Sänftenträgerinnen, weil ich fast alles verstehen konnte, was er sagte. Seine Begrüßungsworte richteten sich an uns alle, Edel mit eingschlossen, denn er sagte, zuvor hätte er ihn nur als Abgesandten von König Listenreich begrüßt, und nun hieße er ihn als Prinz Veritas’
Stellvertreter willkommen. Auch August fand besondere Erwähnung, und beide erhielten Geschenke, edelsteinbesetzte Dolche, ein kostbares duftendes Öl und wertvolle Pelzstolen. Als man ihnen die Stolen um die Schultern legte, war ich peinlich berührt davon, dass sie damit mehr nach Zierpuppen als nach Prinzen aussahen, denn im Gegensatz zu den betont einfachen Gewändern von König Eyod und seinen Begleitern hatten Edel und August sich so sehr mit Kettenschmuck und Ringen aufgeputzt, dass dies zusammen mit ihrer Festkleidung aus opulenten Brokat- und Moiréstoffen und in ihrer übertriebenen Extravaganz beinahe lächerlich wirkte. Mir kamen alle beide nur geckenhaft und eitel vor, aber ich hoffte, unsere Gastgeber sahen ihren Aufzug nur als einen Teil unserer fremdländischen Sitten an.
    Anschließend winkte zu meiner größten Verlegenheit der König seinen männlichen Diener nach vorn und stellte ihn den Versammelten als Prinz Rurisk vor. Bei der Frau handelte es sich natürlich um Prinzessin Kettricken, Veritas’ Verlobte.
    Schlagartig wurde mir klar, dass die Frauen, die unsere Sänften getragen und uns mit Kuchen und Wein bewirtet hatten, keine Dienstboten gewesen waren, sondern die weiblichen Mitglieder der königlichen Familie, die Großmütter, Tanten und Basen der Braut, die alle der geheiligten Tradition folgten, nur ihrem Volk zu dienen. Und ich hatte mit ihnen geschwatzt wie unter meinesgleichen - und wieder verfluchte ich in Gedanken Edel, dass er uns statt einem genaueren Bericht über Sitten und Gebräuche nur eine lange Wunschliste von Edelsteinen und Kinkerlitzchen geschickt hatte, die er mitgebracht haben wollte. Die ältere Frau neben mir war also des Königs Schwester. Sie musste meine Verwirrung gespürt haben, denn sie klopfte mir begütigend
auf die Schulter und lächelte über meine

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