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Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher

Titel: Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Jongleure und Akrobaten zeigten ihre Kunst, Hunde führten Kunststücke vor, und Schwertfechter bewiesen ihr Können in ritualisierten Schaukämpfen. Blaue Rauchschwaden hingen über dem fröhlichen Treiben, viele der Feiernden gönnten sich
den Genuss und schwangen kleine Räuchergefäße, während sie herumschlenderten und sich unterhielten. Man hatte mir erklärt, dies wäre für sie wie unser mit Carrissamen gewürzter Kuchen, ein Feiertagsvergnügen, aber ich mied nach Möglichkeit den Rauch der schwelenden Kräuter. Ich musste einen klaren Kopf bewahren. Chade hatte mir ein Pulver gegen Trunkenheit mitgegeben, aber gegen Rauch hatte und kannte ich kein Mittel. Zudem war ich an diese Droge nicht gewöhnt. Ich fand eine Ecke, wo die Luft weniger verqualmt war, und lauschte scheinbar fasziniert einem Minnesänger, doch über dessen Schulter hinweg beobachtete ich Edel.
    Er saß an einem Tisch und war von zwei Räucherschalen aus Messing umgeben. Ein fast in sich gekehrter August hockte ein paar Stühle weiter lustlos neben ihm. Von Zeit zu Zeit redeten sie miteinander, August sichtlich um Ernst bemüht, der Prinz dagegen nur von oben herab. Ich war zu weit entfernt, um etwas von ihren Worten verstehen zu können, aber ich las meinen Namen von Augusts Lippen ab. Kettricken trat zu Edel, ich bemerkte, dass sie den Rauchschwaden aus den Räuchergefäßen auswich. Edel sprach lange auf sie ein, wobei er nur matt lächelte, und einmal tätschelte er ihre Hand, an der sie die Silberringe aus Bocksburg trug. Er schien zu denen zu gehören, die der Rauch geschwätzig und großspurig macht. Sie schien wie ein Vogel auf einem Zweig zu schwanken, beugte sich zu ihm und lächelte, zog sich dann aber wieder zurück und wurde förmlicher. Dann kam Rurisk, wechselte einige Worte mit Edel, nahm Kettrickens Arm und zog sie mit sich. Sevrens erschien, um die Räucherschalen nachzufüllen. Edel lächelte töricht und beschrieb mit einer Handbewegung etwas, das den gesamten Saal umfasste. Sevrens lachte und ging. Gleich darauf
kamen Cob und Rowd, um mit ihrem Herrn zu sprechen. Daraufhin stand August auf und stolzierte beleidigt davon. Verärgert schickte ihm Edel Cob hinterher. August setzte sich wieder auf seinen Platz, aber nun sichtlich beleidigt. Edel wies ihn zurecht, und August blickte finster drein; dann senkte er den Blick und gab klein bei. Ich wünschte mir verzweifelt, ihnen nahe genug zu sein, um verstehen zu können, was gesprochen wurde. Irgendetwas braute sich zusammen. Es musste nichts mit mir und meinem Auftrag zu tun haben, aber ich war vom Gegenteil überzeugt.
    Ich überdachte nochmals die magere Faktenlage und hätte schwören können, dass es da einen Hinweis gab, den ich einfach nicht erkannte. Andererseits bildete ich mir vielleicht nur etwas ein. Vielleicht sah ich alles in einem ganz falschen Licht. Vielleicht war es die einfachste Lösung, einfach so zu tun, als ob ich Edel gehorchte und folgte, um ihm dann später die Verantwortung aufzubürden. Aber vielleicht sollte ich mir die Zeit auch sparen und mir selbst die Gurgel durchschneiden.
    Natürlich gab es noch die Möglichkeit, geradewegs zu Rurisk zu gehen und ihm zu sagen, dass trotz all meiner Bemühungen Edel weiterhin auf die Ausführung des Mordauftrags bestand, und ihn dann um Asyl bitten. Doch wer würde schon mit offenen Armen einen ausgebildeten Meuchelmörder aufnehmen, der bereits einen Herrn verraten hatte?
    Ich konnte überdies Edel zwar erzählen, ich würde Rurisk töten, und es dann einfach nicht tun. Keine üble Idee.
    Ich konnte Edel erzählen, ich würde Rurisk ermorden, und stattdessen aber Edel um die Ecke bringen. Der Rauch, sagte ich mir, nur weil der Rauch mir das Gehirn vernebelte, fand ich diesen Einfall so verlockend.

    Ich konnte zu Burrich gehen und ihm sagen, dass ich wahrhaftig ein Assassine sei, und ob er nicht einen Rat wüsste?
    Ich konnte die Stute der Prinzessin nehmen und in die Berge flüchten.
    »Nun, unterhältst du dich gut?«, fragte Jonqui, als sie herankam und sich bei mir einhakte.
    Ich merkte plötzlich, dass ich die ganze Zeit auf einen Mann starrte, der mit Messern und brennenden Fackeln jonglierte. »Dieses Fest wird mir lange in Erinnerung bleiben«, antwortete ich und schlug dann einen Spaziergang durch die Gärten vor. Der Rauch trübte mein Urteilsvermögen.
    Sehr spät am Abend meldete ich mich bei Edel. Diesmal ließ Rowd mich ein. Sein Grinsen und seine freundliche Begrüßung verursachten mir ein

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