Fitz der Weitseher 01 - Der Weitseher
hätte Edel damit gewonnen?«
Rurisk musterte seinen Wein mit Widerwillen und stellte ihn weg. Er nahm mir das Glas aus der Hand und trank einen Schluck. Seine Stimme klang völlig gelassen, als er sagte: »Er ist dich los. Offensichtlich bist du ihm zuwider. Er ist sehr liebenswürdig gewesen und hat auch mir persönlich viele Geschenke gemacht, doch wenn ich sterbe, ist Kettricken die alleinige Erbin des Bergreichs. Das wäre ein Gewinn für die Sechs Provinzen, oder nicht?«
»Wir können nicht einmal die Gebiete schützen, die wir jetzt
haben. Und ich glaube, Edel würde es eher als einen Gewinn für Veritas ansehen, nicht für das Königreich.« Ich hörte ein Geräusch draußen vor der Tür. »Das wird Cob sein, der kommt, um mich dabei zu ertappen, wie ich Euch vergifte.« Aber es war Kettricken, die sich hastig an mir vorbei ins Zimmer drängte, als ich öffnete. Rasch schloss ich hinter ihr wieder die Tür.
»Er ist gekommen, um dich zu vergiften«, warnte sie Rurisk.
»Ich weiß«, sagte er ernst. »Er hat es in meinen Wein getan. Das ist der Grund, weshalb ich seinen trinke.« Er schenkte nach und reichte ihr das Glas. »Es ist Apfelwein«, versuchte er sie zu locken, als sie den Kopf schüttelte.
»Ich kann das gar nicht lustig finden«, fauchte sie. Rurisk und ich sahen uns an und grinsten übermütig. Rauch.
»Es ist so«, erklärte ihr Bruder. »FitzChivalric hat heute Abend erkannt, dass er ein toter Mann ist. Zu viele Leute wissen, dass er ein Meuchelmörder ist. Wenn er mich tötet, tötest du ihn. Tötet er mich nicht, wie kann er zu Hause vor das Angesicht seines Königs treten? Selbst wenn sein König ihm vergibt, weiß man spätestens dann am Hof, welches Geschäft er ausübt. Damit ist er nutzlos. Und nutzlose Bastarde sind eine Belastung für Königshäuser.« Rurisk beendete seinen Vortrag, indem er das Glas leerte.
»Kettricken hat mir gesagt, selbst wenn ich dich heute Nacht ermorde, würde sie sich morgen mit Veritas vermählen.«
Auch das überraschte ihn nicht. »Was hätte sie davon, wenn sie sich weigerte? Es würde uns die Feindschaft der Sechs Provinzen eintragen. Sie hätte deinem Volk gegenüber ihr Wort gebrochen - zur großen Schande unseres Volkes. Sie wäre eine Heimatlose, und wozu das alles? Es würde mich nicht zurückbringen.«
»Und würde Euer Volk sich nicht erheben bei dem Gedanken, sie einem solchen Mann zu geben?«
»Wir würden das Volk vor diesem Wissen bewahren. Eyod und meine Schwester würden dafür sorgen, dass niemand etwas erfährt. Soll ein ganzes Königreich Krieg führen, um den Tod eines einzelnen Mannes zu rächen? Bedenke, ich bin das geweihte OPFER in diesem Spiel.«
Zum ersten Mal hatte ich eine vage Vorstellung davon, was der Begriff bedeutete.
»Ich könnte schon bald eine Last für Euch sein«, warnte ich ihn. »Man hat mir weismachen wollen, es wäre ein langsam wirkendes Gift, aber ich habe mich vergewissert. Das Pulver ist ein simpler Extrakt aus Todeswurz und wirkt sogar ziemlich rasch, sofern es in größerer Menge verabreicht wird. Es beginnt mit einem Zittern.« Rurisk legte die Hände auf den Tisch, und sie zitterten. An Kettrickens wütendem Gesicht konnte man ablesen, dass sie auf uns beide nicht gut zu sprechen war.
»Danach tritt schnell der Tod ein. Und ich vermute, man will es so deichseln, dass ich auf frischer Tat ertappt werde - zwei Fliegen mit einer Klappe.«
Rurisk griff sich an den Hals, dann ließ er den Kopf auf die Brust sinken. »Ich bin vergiftet«, röchelte er theatralisch.
»Jetzt reicht es mir«, fauchte Kettricken wütend, und im selben Moment riss Cob die Tür auf.
»Mord! Verrat!«, rief er. Beim Anblick von Kettricken wich ihm das Blut aus dem Gesicht. »Prinzessin, sagt, dass Ihr nicht von diesem Wein getrunken habt! Der verräterische Bastard hat ihn vergiftet!«
Sein Auftritt war nicht übel, doch er verfehlte seine Wirkung. Kettricken und ich schauten uns mit hochgezogenen Augenbrauen
an. Rurisk ließ sich von seinem Stuhl auf den Boden fallen. »Hör schon auf«, zischte sie ihn an.
»Ich habe das Gift in den Wein getan«, unterrichtete ich Cob wohlgemut. »Wie man es mir empfohlen hat.«
Und dann bäumte Rurisk sich auf, als der erste Krampf seinen Körper packte.
Wie ein Blitz traf mich die Erkenntnis, wie grandios man mich hinters Licht geführt hatte. Apfelwein aus Farrow, schon in der Flasche vergiftet, wahrscheinlich heute Abend als Geschenk überreicht. Edel hatte mir nicht getraut,
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