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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schloss umgedreht wurde. Offenbar hatten meine Worte die gewünschte Wirkung gehabt. Langsam öffnete sich die Tür, und Lacey trat zurück, um mich einzulassen. Sie lächelte unsicher.
    Ich begrüßte sie herz lich, dann schaute ich mich im Zim mer nach Philia um. Sie musste nebenan sein, aber das war auf einmal ganz und gar unwichtig, denn in einer Ecke erblickte ich Molly, die ihren Blick auf eine Nadelarbeit gesenkt hielt. Sie hob weder den Kopf, noch gab sie auf an dere Weise zu erkennen, dass sie von meinem Erscheinen Notiz genommen hatte. Ihr Haar war im Nacken zu ei nem Knoten gefasst und mit ei nem kleinen Spitzenhäubchen bedeckt. Das blaue Kleid, das sie trug, mochte an ei ner anderen Frau adrett und sauber aussehen, an Molly wirkte es nur hausbacken. Immer noch hielt sie den Blick unverwandt auf ihre Arbeit gerichtet. Ich blickte zu Lacey, die mich ausdruckslos beobachtete, dann wieder Molly, und da brach es aus mir heraus. Ich brauchte vier Schritte, um das Zimmer zu durchqueren. Ich kniete neben Mollys Stuhl nieder, und als sie vor mir zurückwich, griff ich nach ihrer Hand und führte sie an meine Lippen.
    »FitzChivalric!« Philias Stimme hinter mir klang empört. Ich schaute zu ihr hin, wo sie erzürnt im Türrahmen stand, doch ich wollte mich nicht einschüchtern lassen.
    Molly hatte ihr Gesicht abgewendet. Ich hielt ihre Hand fest und sprach drängend auf sie ein. »So kann es nicht weitergehen. Ganz gleich wie töricht, ganz gleich wie gefährlich, ganz gleich, was die Leute denken, ich kann mich nicht dau ernd von dir fernhalten.«
    Sie entzog mir ihre Hand, und ich ließ sie los, um ihr nicht wehzutun, dafür umklammerte ich aber wie ein störrisches Kind eine
Falte ihres Rocks. »Sprich wenigstens zu mir«, flehte ich, doch es war Philia, die zuerst das Wort ergriff.
    »FitzChivalric, dies ist kein schick liches Benehmen. Beherrsche dich!«
    »Es war weder schicklich noch klug noch angemessen für meinen Va ter, um Euch zu werben, wie er es tat, und doch ließ er sich nicht davon abhalten. Ich denke, er hat damals ebenso empfunden wie ich jetzt.« Ich wandte den Blick nicht von Molly ab.
    Diese Unverschämtheit trug mir von Philia einen Moment der Sprachlosigkeit ein, doch Molly war es, die daraufhin ihre Handarbeit beiseitelegte und aufstand. Sie trat von mir weg, und wenn ich ihren Rock nicht zerreißen wollte, musste ich loslassen. Als gäbe es mich nicht, wandte sie sich an Phi lia. »Wenn Hoheit mir erlauben würden, mich zurückzuziehen?«
    »Gewiss«, nickte Philia, aber sie schien sich ihrer gar nicht gewiss zu sein.
    »Wenn du gehst, ist alles für mich verloren.« Ich wusste, das klang zu dramatisch, und überdies war es beinahe schon komödienreif, dass ich immer noch neben ihrem Stuhl auf dem Boden kniete.
    »Wenn ich bleibe, ist für Euch aber auch nichts gewonnen.« Molly war kei nerlei Gemütsregung anzumerken, als sie ihre Schürze abnahm und an einen Haken hängte. »Ich bin eine Dienstmagd. In Euren Adern fließt königliches Blut. Zwischen uns kann niemals etwas sein. Das habe ich in den vergangenen Wochen erkannt.«
    »Nein.« Ich erhob mich, trat auf sie zu, versagte es mir jedoch, sie zu berühren. »Du bist Molly, und ich bin Neuer.«
    »Das mag früher so gewesen sein.« Molly seufzte. »Aber jetzt nicht mehr. Macht es mir nicht schwerer, als es schon ist, Herr. Ihr müsst mich in Frieden lassen. Ich habe keinen anderen Ort,
wohin ich gehen könnte; ich muss hierbleiben und arbeiten, wenigstens, bis ich ge nug verdient habe …« Sie brach ab und schüttelte plötzlich nur noch den Kopf. »Guten Abend, Mylady. Lacey. Herr.« Das Geräusch, mit dem die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, klang endgültig, und anschließend breitete sich eine furchtbare Stille im Zimmer aus.
    »Nun«, sagte Phi lia endlich kraftlos, »es freut mich zu sehen, dass wenigstens einer von euch etwas gesunden Menschenverstand hat. Was um alles in der Welt, FitzChivalric, hast du dir dabei gedacht, hier he reinzuplatzen und über mei ne Dienstmagd herzufallen?«
    »Dass ich sie liebe.« Ich ließ mich in ei nen Sessel fallen und vergrub den Kopf in den Händen. »Und dass ich es müde bin, allein zu sein.«
    »Deshalb bist du hergekommen?« Philia hörte sich fast be leidigt an.
    »Nein. Ich bin ge kommen, um Euch zu besuchen. Ich wusste nicht, dass sie hier sein würde, doch als ich sie sah, ist es einfach über mich gekommen. Es ist wahr, Philia. Ich kann nicht mehr so weiterleben.«
    »Du wirst

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