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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und schwarze oder braune Augen. Sie duckten sich vor der Kälte in ihre Um hänge. Sie harrten trotz der Unbilden des Wetters tapfer aus, stimmten ihrer Königin zu und teilten ihr Entzücken, wobei sie sich jedoch frierend die Hände rieben oder den Kragen enger um den Hals zogen. Jetzt, dachte ich, müsste Veritas sie sehen, strahlend vor Begeisterung und voller Leben, dann könnte er nicht anders als sie lieben. Ihre bren nende
Leidenschaft erinnerte mich an ihn, wie er war, wenn es hi nausging zur Jagd oder zu ei nem Aus ritt ins Gelände. Oder wie er früher war.
    »Es ist wirklich sehr hübsch hier oben«, ergriff Lady Hoffensfroh endlich das Wort, »aber auch sehr kalt. Und man kann hier wenig tun, solange der Schnee nicht geschmolzen und der Wind milder geworden ist.«
    »Aber nein, Ihr irrt Euch!«, rief Kettricken. Sie lachte glücklich und stellte sich wieder in die Mitte der Dachterrasse. »Ein Garten beginnt im Herzen. Gleich morgen muss ich Schnee und Eis wegräumen, und dann müssen all diese Bänke, Statuen und Töpfe aufgestellt werden. Aber in wel cher Anordnung? Wie die Spei chen eines Rades? Als grünendes Labyrinth? Oder in formaler Gliederung, in Variation von Größe und Thema? Tausend Möglichkeiten der Gestaltung gibt es, und ich muss damit experimentieren. Außer vielleicht, mein Gemahl erinnert sich für mich da ran, wie es früher war. Dann werde ich ihm den Garten seiner Kindheit wiedergeben!«
    »Morgen, Königliche Hoheit. Seht, der Himmel wird dunkler, und es ziehen neue Wolken auf«, riet Lady Modeste. Man konnte der nicht mehr ganz jungen Frau ansehen, was sie die vielen Treppenstufen und das Ste hen in der Kälte gekostet hatten, doch sie lächelte gütig. »Ich könnte Euch heute Abend beschreiben, was mir von der An lage dieses Gartens noch im Gedächtnis geblieben ist.«
    »Würdet Ihr das tun?« Kettricken griff nach ihren Händen, und das Lächeln, mit dem sie ihr dankte, war wie ein Geschenk.
    »Es wäre mir eine Freude.«
    Diese Worte schienen für alle ein Signal zu sein, das Turmdach zu verlassen. Ich machte den Schluss. Als ich die Tür hinter mir zugezogen hatte, wartete ich einen Moment, um meinen Augen Zeit zu geben, sich an die Dunkelheit im Turm zu gewöhnen.
Unter mir sah ich die Flammen von Kerzen um die Treppengemäuer wandern - gepriesen der Page, der daran gedacht hatte, sie zu besorgen. Langsam stieg ich Stufe um Stufe hinunter, während mein ganzer Arm, von der Biss wunde in der Halsbeuge bis zu dem Schnitt von der Schwert klinge, unheilverkündend pochte. Ich dachte daran, wie glücklich Kettricken war, und gönnte es ihr von Herzen, trotz mei nes schlechten Gewissens. Veritas war erleichtert gewesen, als ich vorschlug, Kettricken den Garten zu überlassen, aber die Geste hatte für ihn nicht die gleiche Bedeutung wie für Kettricken. Sie würde sich auf dieses Vorhaben stürzen, als baute sie ei nen Schrein für ihre Liebe. Veritas hingegen erinnerte sich wahrscheinlich schon morgen nicht mehr daran, ihr dieses Geschenk gemacht zu haben. Als ich die Treppen hinabstieg beschlich mich in dieser Sache ein genauso törrichtes wie verräterisches Gefühl.
    Mir war nicht nach Gesellschaft zumute, deshalb mied ich die Halle und ging zum Abendessen in die Wachstube neben der Küche. Dort saßen Burrich und Flink vor ihren Tellern. Als sie mich zu sich winkten, konnte ich nicht ablehnen, doch kaum hatte ich mich hingesetzt, war ich so gut wie vergessen. Nicht, dass sie mich aus ihrer Unterhaltung ausgeschlossen hätten, aber sie sprachen von einem Leben, an dem ich keinen Anteil mehr hatte. Die Vielfalt all dessen, was in den Ställen und Geräteschuppen vor sich ging, war für mich inzwischen beinahe ein Buch mit sieben Siegeln. Burrich und Flink wussten natürlich, wovon die redeten, und erörterten die Probleme mit dem fachmännischen Selbstbewusstsein ihres Wissens. Immer häufiger ertappte ich mich dabei, wie ich zu ihren Worten nickte, aber selbst nichts zu sagen hatte. Sie kamen gut miteinander aus. Burrich sprach zu Flink nicht von oben herab, aber Flink verhehlte nicht seinen Respekt vor einem Mann, den er sichtlich als überlegen anerkannte. Flink
hatte in kürzester Zeit sehr viel von Burrich gelernt. Im zurückliegenden Herbst hatte er Bocksburg als einfacher Stallbursche verlassen, jetzt sprach er kundig von den Falken und Hunden und stellte fundierte Fragen bezüglich Burrichs Zuchtauswahl bei den Pferden. Ich war noch nicht mit dem Essen fertig, als sie

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