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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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unglückseligen Geschichte. Er kaufte mir sogar einige Kerzen ab und sorgte dafür, dass man am Hof von den Wa ren erfuhr, die ich zu verkaufen habe. Ich glaube, er versucht zu helfen, FitzChivalric. Oder er versteht es zumindest so.«
    Zu hören, wie sie Edel verteidigte, traf mich tie fer als jede Be leidigung oder Zurückweisung aus ihrem Mund. Meine Finger verhedderten sich in ih rem Haar, worauf ich sie be hutsam aus dem Gewirr der seidigen Strähnen löste. Edel. Die langen Wochen der Zurückhaltung, in denen ich ihr ausgewichen war, nicht einmal mit ihr gesprochen hatte. Nur, damit statt meiner Edel zu ihr gehen konnte, zwar nicht, um ihr den Hof zu machen, nein, aber um sie mit sei nem aalglatten Charme und be rechnenden Worten für sich einzunehmen. Um an ihrem Bild von mir zu kratzen, während ich nicht zur Stelle war, um seine Behauptungen zu widerlegen. Er stellte sich als ihr Verbündeter dar, während ich in Abwesenheit
der leichtsinnige, selbstsüchtige Jüngling wurde, der rücksichtslose Schuft. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht auszusprechen, was ich dachte. Jedes Wort hätte sich angehört, als versuchte ein oberflächlicher, gekränkter Junge, sich an jemandem zu rächen, der ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen drohte.
    »Hast du je mit Philia oder Lacey über Edels Besuche geredet? Was haben sie dir von ihm erzählt?«
    Sie schüttelte den Kopf, und der Duft ihres Haares stieg mir in die Nase. »Er hat mir nahegelegt, Stillschweigen zu bewahren. ›Frauen reden‹, sagte er, und mir ist klar, dass das stimmt. Ich hätte nicht ein mal mit dir da rüber sprechen dürfen. Er sagte, Philia und Lacey würden mehr Respekt vor mir haben, wenn es so aus sähe, als wäre ich von allein zu dieser Einsicht gelangt. Er sagte auch, du würdest mich nicht gehen lassen … wenn du wüsstest, dass er mich zu diesem Entschluss veranlasst hätte. Du müsstest glauben, ich hätte mich aus eigenem Willen von dir abgewendet.«
    »Wie gut er mich kennt.«
    »Ich hätte dir nichts davon sagen sollen.« Sie lehnte sich ein wenig von mir zu rück und schaute mir ins Gesicht. »Ich weiß nicht, weshalb ich es getan habe.«
    Ihre Augen und ihr Haar hatten die Farben des Waldes. »Vielleicht wolltest du nicht, dass ich dich gehen lasse?«
    »Du musst es tun«, entgegnete sie. »Wir beiden wissen, es gibt keine Zukunft für uns.«
    Ihren Worten folgte eine tiefes Schweigen, so dass nur das Feuer leise vor sich hinknisterte. Keiner von uns rührte sich, und doch fühlte ich mich auf unerklärliche Weise an einen anderen Ort versetzt, wo ich mir schmerz haft deutlich unserer Nähe bewusst wurde. Ihre Augen und der Kräuterduft ihrer Haut und ihres Haares waren eins mit der Wärme und Geschmeidigkeit ihres Körpers unter dem weichen, wollenen Nachtgewand. Ich erfuhr sie wie
eine neue Farbe, die sich mei nen Augen darbot. Alles klare Denken ging unter in diesem überwältigenden Erwachen der Sinne. Ich weiß, dass ich in diesem Moment zitterte, denn sie legte mir die Hände auf die Schultern, um mich zu stützen, wodurch mich eine wohlige Wärme durchströmte. Ich blickte in ihre Augen und staunte über das, was ich dort sah.
    Sie küsste mich.
    Diese schlichte Geste, mir den Mund darzubieten, war ein Zeichen. Es gab kein Zurück mehr. Kein Abwägen von Richtig oder Falsch, kein Zögern und Zaudern, wir gaben uns gegenseitig schrankenlos hin. Zusammen tasteten wir uns vor, dieses Neue, dieses Fremde kennenzulernen, und ich kann mir kei ne tiefere Verbundenheit denken, als uns diese Gemeinsamkeit bescherte. Für uns beide war dieses Mal das ers te Mal, wir erlebten es ungeprägt von Erwartungen oder Erinnerungen an andere. Ich hatte nicht mehr Recht auf sie als sie auf mich, aber ich gab und ich nahm, und ich schwö re, ich werde es bis an mein Lebensende nicht bereuen. Die Erinnerung an die süße Unbeholfenheit jener Nacht ist das kostbarste Gut meiner Seele. So verwirrten meine zitternden Finger das Band am Nackenverschluss ihres Nachtgewandes zu einem hoffnungslosen Knoten. Molly berührte mich zuerst wie eine Wissende, um dann mit einem heftigen Atemzug ihre Überraschung zu verraten, als sie mein Begehren spürte. Es war nicht wichtig. Unsere Unwissenheit machte einem Wissen Platz, das älter war als wir beide und das uns wie von selbst leitete. Ich bemühte mich, gleichzeitig sanft und stark zu sein, und erlag der Stärke und Sanftheit der Frau, dieser ewigen Zauberin.
    Ein Tanz. Ein Kampf. Manche Männer

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