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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Veränderungen hingewiesen zu haben, die mir nach meiner Rückkehr aus dem Bergreich aufgefallen waren. Ich hätte besser über meinen König wachen müssen.
    »Wie hat er sich hier Zutritt verschafft?«, wollte Edel plötzlich wissen, während er mir einen bösartigen Blick zuwarf.
    »Mein Prinz, er hatte ein Pfand des Königs, behauptete er. Er sagte, der König hätte versprochen, ihn unter welchen Umständen auch immer zu empfangen, falls er nur diese Nadel vorzeigte …«
    »Unsinn! Und du bist auf dieses Gefasel he reingefallen...«
    »Prinz Edel, Ihr wisst, es ist die Wahrheit. Ihr wart dabei, als König Listenreich sie mir gab.« Ich sprach ruhig, aber mit fester Stimme. Veritas verhielt sich still in meinem Kopf - während er zum schweigenden Nutznießer meiner Bedrängnis wurde, dachte ich bitter und bemühte mich gleich darauf, meinen ursprünglichen Gedanken zurückzuholen.
    Behutsam und ohne jegliche Drohgebärde löste ich ein Handgelenk aus der Um klammerung einer der beiden Bulldoggen, schlug den Kragen meines Wamses um, zog die Nadel heraus und hielt sie hoch.
    »Ich erinnere mich an nichts dergleichen«, fuhr Edel mich an, aber Listenreich war aufmerksam geworden.
    »Komm her, Junge«, forderte er mich auf. Jetzt konnte ich es wagen, mich ganz von mei nen Bewachern freizumachen, strich mir das Haar zurück und richtete meine Kleidung. Dann trat ich zum Bett und zeigte dem König die Nadel. Er nahm sie mir aus der Hand. Mir sank der Mut.

    »Herr Vater, das ist …«, wollte Edel sofort Einwände erheben, aber Listenreich ließ ihn nicht ausreden.
    »Edel, du warst dabei. Du erinnerst dich, oder du solltest dich erinnern.« Die dunklen Augen des Königs waren so wach und klar wie in der Zeit seiner ungebrochenen Kraft, obgleich sich die Spuren des Leidens auf seinen faltigen Zügen nach wie vor deutlich abzeichneten. König Listenreich kämpfte um diesen lichten Moment. Er hielt die Nadel hoch und musterte Edel mit einem Schatten seines alten berechnenden Blicks. »Ich habe dem Jungen die Nadel gegeben. Und mein Wort, im Tausch für das seine.«
    »Dann schlage ich vor, dass Ihr beides wieder zurücknehmt, die Nadel und Euer Wort. Ihr werdet nie genesen, wenn man immer wieder leichtfertig Eure Ruhe stört.« Wieder lag dieser scharfe Befehlston in Edels Worten. Ich wartete weiter schweigend ab.
    Der König strich sich mit einer zitternden Hand über Gesicht und Augen. »Dein Vorschlag ist nicht ehrenhaft«, widersprach er unbeirrt, aber seine Stimme klang schon we niger kräftig. »Hat ein Mann ein mal sein Wort gegeben, dann kann er es nicht mehr einfach so zurücknehmen. Habe ich Recht, FitzChivalric? Bist du auch der Mei nung, dass ein Mann sein gegebenes Wort nicht mehr zurücknehmen darf?« Das klang ganz nach unserer alten rituellen Frage.
    »Wie immer, mein König, stimme ich Euch zu. Hat ein Mann sein Wort gegeben, darf er es nicht zurücknehmen. Er muss halten, was er versprochen hat.«
    »Nun gut. Dann ist das entschieden. Und da mit ist auch alles Weitere entschieden.« Er überreichte mir die Nadel. Ich schloss die Faust darum, und meine Erleichterung darüber war so überwältigend, dass mir schwindelig wurde. Aber nicht nur deshalb - ich kannte diese Kissen und dieses Bett. Dort hatte ich gelegen
und mit dem Narren den Überfall auf Syltport mitverfolgt. Am Feuer in jenem Kamin hatte ich mir die Finger verbrannt …
    Der König stieß einen Seufzer der Erschöpfung aus. Seine Kraft war verbraucht. Er versank langsam wieder in ei nen Dämmerzustand, um von dort in den Schlaf hinüberzugleiten.
    »Verbietet ihm zu kom men und Euch zu stö ren, außer Ihr selbst lasst ihn rufen«, äußerte Edel gebieterisch. König Listenreich schlug noch einmal die Augen auf. »Fitz. Komm her, Junge.«
    Wie ein gehorsamer Hund folgte ich der Aufforderung und kniete neben seinem Bett nieder. Er hob eine magere Hand und streichelte mir ungeschickt über den Kopf. »Du und ich, Junge, wir haben eine Vereinbarung, nicht wahr?« Ich nickte zu dieser ernstgemeinten Frage. »Gut, mein Junge. Gut. Ich habe mein Wort gehalten. Sieh zu, dass du deines hältst. Aber« - dass er dabei einen Blick auf Edel warf, schmerzte mich - »es wäre besser, du kämst an den Nachmittagen, um mich zu besuchen. Nachmittags fühle ich mich stärker.« Dann fielen ihm die Augen zu.
    »Soll ich heute nachmittag wiederkommen, Majestät?«, fragte ich schnell.
    Er hob die Hand zu ei ner matten, abwehrenden Geste. »Morgen. Oder

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