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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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konnte von sich behaupten, ihn einmal gehabt zu haben, und sie gab zu, er wäre dabei sehr betrunken gewesen. Bei ei nem Frühlingsfest soll es gewesen sein.« Molly sah mich an und ki cherte über den ungläubigen Ausdruck auf meinem Gesicht. »Sie erzählte, er hätte seine Zeit bei den Hengsten gut genutzt, um zu lernen, wie sie’s machen, und man hät te noch eine Woche lang die Spuren seiner Zähne an ihrer Schulter sehen können.«
    »Das kann nicht sein«, protestierte ich. Ich be kam wegen Burrich puterrote Ohren. »Er würde keine Frau miss handeln, auch wenn er noch so betrunken wäre.«
    »Dummer Junge!« Molly schüttelte den Kopf, während sie mit flinken Fingern ihr Haar flocht und aufsteckte. »Niemand hat gesagt,
dass sie miss handelt wurde.« Und nach ei ner kleinen Pause, mit einem koketten Blick: »Oder dass sie sonst etwas zu be reuen hatte.«
    »Ich glaube es immer noch nicht.« Burrich? Und der Frau hatte es gefallen?
    »Hat er wirklich eine kleine Narbe, hier, geformt wie ein Halbmond?« Sie legte mir die Hand auf die Stelle über dem Hüftknochen und sah mich unter halb gesenkten Wimpern hervor an.
    Ich machte den Mund auf, klappte ihn wieder zu. »Ich kann nicht fassen, dass ihr Frauen über so etwas redet.«
    »Im Wäschehof reden sie von kaum etwas anderem«, klärte Molly mich auf, als wäre dies das Selbstverständlichste von der Welt.
    Ich wollte nicht fragen, aber meine Neugier siegte. »Und was sagen sie über Flink?« Während unserer gemeinsamen Zeit in den Stallungen hatten seine Geschichten über Frauen mich immer in Erstaunen versetzt.
    »Dass er schöne Augen und Wimpern hat, aber der ganze Rest von ihm müsste gewaschen werden. Mehrmals am Tag.«
    Ich lachte vor Vergnügen und merkte mir diesen Urteilsspruch für das nächste Mal, wenn er wie der anfangen wollte zu prah len. »Und Edel?«, forschte ich.
    »Edel. Hmmm.« Sie schaute mit verträumtem Blick in die Ferne, dann lachte sie über meine finstere Miene. »Lass uns nicht über die Prinzen reden, mein Lieber. Etwas Anstand sollte gewahrt bleiben.«
    Ich zog sie zu mir herunter und küsste sie. Aneinandergeschmiegt lagen wir still unter dem weiten blauen Himmel. Ich war so sehr von Frieden erfüllt, wie ich es lange nicht mehr emp funden hatte. Ich wusste, nichts konnte uns trennen, nicht die Pläne des Königs, nicht die Unwägbarkeiten des Schicksals. Endlich
schien der Augenblick gekommen zu sein, um ihr von meinen Schwierigkeiten mit Listenreich und Zelerita zu erzählen. Sie lag bewegungslos neben mir und lauschte schweigend meinen Worten, während ich mich über die törichten Heiratspläne des Königs ausließ und die Verlegenheit, in die er mich brachte. Mir kam kein einziger Gedanke, wie idiotisch das vielleicht von mir war, bis ich von ihr eine warme Träne an meinem Hals herunterrinnen fühlte.
    »Molly?«, fragte ich über rascht, setzte mich auf und sah sie an. »Was hast du?«
    »Was ich habe?« Mit jedem Wort wurde ihre Stim me höher. Sie atmete schluchzend ein. »Du liegst da und erzählst mir, dass du ei ner anderen versprochen bist. Und dann fragst du mich, was ich habe?«
    »Die Einzige, der ich versprochen bin, bist du«, sagte ich fest.
    »So einfach ist das nicht, FitzChivalric.« Ihre Augen waren weit geöffnet und sehr ernst. »Was wirst du tun, wenn der König befiehlt, dass du um ihre Hand anhalten sollst?«
    »Auf hören, mich zu waschen?«, fragte ich.
    Ich hatte gehofft, das würde sie zum Lachen bringen, doch stattdessen löste sie sich von mir und sah mich unsäglich traurig an. »Wir haben keine Chance. Für uns gibt es keine Hoffnung.«
    Wie um ihre Worte zu unterstreichen, verdunkelte sich plötzlich der Himmel, und Windböen als Vorboten eines Sturms peitschten über die Wellen. Molly sprang auf, bückte sich nach ih rem Umhang und schüttelte ihn aus. »Ich werde nass bis auf die Haut. Oh, und ich hätte schon vor Stunden zurück sein müssen.« Es hörte sich an, als wären das ihre einzigen Sorgen.
    »Molly, sie müssten mich töten, um mich von dir zu tren nen«, wollte ich sie beruhigen.
    Sie suchte ihre Einkäufe zusammen. »Fitz, du redest wie ein Kind«, sagte sie nüchtern. »Wie ein dummes, uneinsichtiges Kind.«
Die ersten Tropfen waren zu spü ren, dahinter zog der Regen heran wie eine Wand. Ich war sprach los. Sie hätte nichts Schlim meres zu mir sagen können.
    Ich hob die rote Decke auf und legte sie zusammen. Molly versuchte, ihren Umhang zu bändigen, der sich im Wind

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