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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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bewahren, mit ei ner Frau vermählt zu werden, die er nicht selbst ausgewählt hatte.« Das war ungerecht Kettricken gegenüber, doch entsprach es der Wahrheit.
    »Möchtest du einen Becher Wein?«, fragte Chade beschwichtigend. »Er beruhigt dich vielleicht.«
    »Nein.«
    Er hob die Augenbrauen.
    »Nein, vielen Dank. Nachdem ich heute Morgen gesehen habe, wie Listenreich sich mit Wein ›be ruhigt‹ …« Ich ließ den Satz in der Luft hängen. »Ist der Mann nie mals jung gewesen?«
    »Sehr jung sogar.« Chade gestattete sich ein schmales Lächeln. »Vielleicht erinnert er sich selbst da ran, dass auch Constance eine Frau war, die sei ne Eltern für ihn ausgesucht hatten. Widerwillig hat er ihr den Hof gemacht, nur widerwillig sie geheiratet. Erst bei ihrem Tod wurde ihm bewusst, wie sehr er sie im Lauf der Zeit
lieben gelernt hatte. Desideria hingegen erwählte er blind vor Leidenschaft selbst zu sei ner Gemahlin.« Er schwieg. »Aber ich will nicht schlecht von den Toten sprechen.«
    »Bei mir ist es anders«, gab ich zu bedenken.
    »Inwiefern?«
    »Weder bin ich König, noch werde ich je König sein. Wen ich heirate, geht nur mich etwas an.«
    »Wäre es nur so ein fach«, meinte Chade bekümmert. »Glaubst du, du kannst Zele rita zurückweisen, ohne Herzog Brawndy vor den Kopf zu stoßen? Und das in ei ner Zeit, in der die Sechs Provinzen auf jeden Verbündeten angewiesen sind?«
    »Ich bin si cher, ich kann sie davon überzeugen, dass sie mich nicht will.«
    »Wie? Indem du dich als Tölpel darstellst? Und deinem König Schande machst?«
    Ich fühlte mich in die Enge getrieben. Auswege, ich suchte nach Auswegen, fand aber nur in mir selbst eine Antwort. »Ich heirate niemanden anderes als Molly.« Allein dadurch, dass ich es ausgesprochen hatte, fühlte ich mich besser.
    Chade schüttelte den Kopf. »Dann wirst du tatsächlich niemanden heiraten.«
    »Vielleicht nicht«, gab ich zu. »Vielleicht werden wir nie dem Namen nach vermählt sein. Aber wir können uns ein gemeinsames Leben aufbauen.«
    »Und kleine Bastarde in die Welt setzen.«
    Meine Nackenmuskeln spannten sich. Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Sag das nicht«, warnte ich meinen alten Lehrer, wandte ihm den Rücken zu und starrte ins Feuer.
    »Ich werde es nicht sa gen, aber alle anderen.« Er trat hinter mich und legte mir die Hände auf die Schultern. »Es wäre vielleicht das Klügste, sie freizugeben.«

    Die freundschaftliche Berührung ließ den Zorn von mir abfallen. Ich vergrub das Gesicht unter meinen Händen. »Ich kann nicht«, sagte ich, während ich mein Gesicht weiterhin bedeckt hielt. »Ich brau che sie.«
    »Und was braucht Molly?«
    Einen kleinen Kerzenladen mit Bienenstöcken im Gärtchen hinter dem Haus. Kinder. Einen rechtmäßigen Ehemann. »Du tust das für Listenreich. Um mich seinen Wünschen gefügig zu machen«, warf ich Chade vor.
    Er nahm die Hände von meinen Schultern. Ich hörte, wie er sich entfernte und wie er Wein in einen Becher goss. Er ging mit dem Becher zu seinem Lehnstuhl vor dem Kamin und setzte sich.
    »Es tut mir leid.«
    Er sah mich an. »Eines Tages, FitzChivalric, werden diese Worte nicht genügen. Manchmal ist es leichter, einem Mann den Dolch aus der Brust zu ziehen, als von ihm zu verlangen, dass er die Worte vergisst, die du ein mal zu ihm gesagt hast. Selbst wenn sie im Zorn gesprochen wurden.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte ich.
    »Mir auch«, sagte er schroff.
    Nach einer Weile fragte ich kleinlaut: »Weswegen wolltest du heute Abend mit mir sprechen?«
    Er seufzte. »Entfremdete. Südwestlich von Bocksburg.«
    Mir wurde schlecht. »Ich dachte, davon würde ich in Zukunft verschont bleiben«, erwiderte ich dumpf. »Als Veritas mich auf ein Schiff abordnete, sagte er, vielleicht …«
    »Der Befehl kommt nicht von Veritas. Listenreich erhielt den Bericht und wünscht, dass etwas unternommen wird. Veritas ist bereits - zu sehr beansprucht. Wir möchten ihn nicht noch zusätzlich belasten.«

    Ich stützte wieder den Kopf in die Hände. »Gibt es keinen anderen, der das übernehmen kann?«
    »Nur du und ich sind dafür ausgebildet.«
    »Dich habe ich damit nicht gemeint«, erklärte ich müde. »Ich würde dir eine solche Arbeit nicht mehr zumuten.«
    »Ach, wirklich nicht?« Was ich gesagt hatte, schien erneut seinen Zorn geweckt zu haben. »Du grüner Bengel. Was glaubst du eigentlich, wer die Ent fremdeten den ganzen Sommer über von Bocksburg ferngehalten hat, während du mit der Rurisk

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