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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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habe, nicht für unbefugte Ohren. Ich muss sofort zum König und ihm Bericht erstatten.« Er richtete sich hoch auf, und sei ne Stimme fuhr wie ein Peitschenschlag über die Köpfe der arg losen Knechte hinweg: »Habt ihr keine Arbeit? Ich bin gleich wieder hier, und dann werde ich mir ansehen, wie in meiner Abwesenheit gewirtschaftet wurde!«
    Wie Nebel im Sonnenschein löste die Menge sich auf. Burrich wandte sich noch einmal an Flink. »Würdest du dich um mein Pferd kümmern? Der arme Rötel hat sein Letztes geben müssen, jetzt soll er dafür belohnt werden. Behandle ihn gut.«
    Flink nickte. »Selbstverständlich. Soll ich nach dem Medikus schicken? Er könnte hier auf dich warten, wenn du zu rückkommst.«
    Burrich schüttelte den Kopf. »Was man da für tun kann, kann ich selber tun. Komm jetzt, Fitz. Gib mir deinen Arm.«
    Erstaunt kam ich seiner Aufforderung nach, und Burrich stützte sich tatsächlich schwer auf mich. Zum ersten Mal schaute ich an ihm hinunter. Was ich für eine derbe Winterhose gehalten hatte, war in Wirklichkeit ein dicker Verband um sein lahmes Bein. Er hinkte stark, und ich konnte die Erschöpfung in seinem zitternden Körper förmlich spüren. Sein Schweiß roch nach Fieber und Schmerzen, die Kleider waren fleckig und zerrissen, seine Hände und das Gesicht schmutzig. Nichts hätte dem Mann, den ich
kannte, unähnlicher sein können. »Sag mir«, fragte ich auf dem Weg hinauf zum Palas, »lebt Veritas noch?«
    Er schenkte mir ein schattenhaftes Lächeln. »Du hältst es tatsächlich für möglich, dass unser Prinz tot ist, wäh rend ich noch lebe? Du beleidigst mich. Außerdem genügt es, wenn du kurz einmal deinen Verstand anstrengst. Du würdest es wissen, wenn er tot wäre. Oder verwundet.« Er musterte mich scharf. »Oder nicht?«
    Kein Zweifel, er wusste, wovon er sprach. Beschämt gab ich zu: »Unsere Verbindung ist nicht zuverlässig. Manche Dinge erreichen mich, andere bleiben undeutlich. Hiervon ahnte ich nichts. Was ist geschehen?«
    Er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Veritas sagte, er würde versuchen, durch dich eine Nachricht zu übermitteln. Wenn das nicht gelungen ist, soll der König der Erste sein, der hört, was sich ereignet hat.«
    Damit musste ich mich vorerst zufriedengeben.
    Ich dachte nicht da ran, wie lange es be reits her war, seit Burrich König Listenreich zum letzten Mal gesehen hatte. Vormittage waren nicht die beste Zeit für die Au dienz, doch als ich Bur rich darauf hinwies, gab er zur Antwort, er würde lieber zu einem ungünstigen Zeitpunkt Bericht erstatten, als die Informationen zurückzuhalten. Also klopften wir an und wurden zu meiner Überraschung ohne weiteres eingelassen - wie sich he rausstellte, war Freund Wallace nicht zugegen.
    Stattdessen begrüßte mich der Narr auf seine unnachahmliche Art: »Nanu, hast du dich mit dem Rauch kraut angefreundet und es gelüstet dich nach mehr?« Doch als er Burrich bemerkte, verschwand das spöttische Lächeln aus seinem Gesicht. Unsere Blicke trafen sich. »Der Prinz?«
    »Burrich ist gekommen, um dem König zu berichten.« »Ich will versuchen, ihn zu wecken. Obwohl, mit ihm verhält es
sich inzwischen so, dass es kaum ei nen Unterschied ausmacht, ob er wach ist oder schläft, wenn man mit ihm spricht. Denn wachend wie schlafend versteht er kaum ein Wort.«
    Ich hatte geglaubt, mittlerweile gegen die Art des Narren gefeit zu sein, aber diesmal war ich doch erschüttert. Der Sarkasmus hatte einen falschen Unterton, denn seine Stimme verriet zu viel Resignation. Burrich schaute mich beunruhigt an. Leise fragte er: »Was fehlt meinem König?«
    Ich schüttelte den Kopf, er solle still sein, und ver suchte ihn dazu zu bewegen, dass er sich hinsetzte.
    »Ich stehe vor mei nem König, bis er mir be fiehlt, mich zu setzen«, sagte er steif.
    »Du bist verletzt. Er wird es verstehen.«
    »Er ist mein König. So viel verstehe ich.«
    Sollte er seinen Willen haben. Wir warteten und warteten, bis der Narr endlich wieder aus dem Schlafgemach des Königs zurückkehrte. »Es geht ihm nicht gut«, versuchte er uns vorzubereiten. »Ich hatte Mühe, ihm begreiflich zu machen, wer gekommen ist, doch er sagt, er will Euch empfangen. Kommt.«
    Ich führte Burrich, der sich wieder auf mich stützen wollte, in das stickige Halbdunkel des königlichen Schlafgemachs. Als ich kurz zur Seite blickte, sah ich, wie er angewidert die Nase rümpfte. Beißender Qualm waberte in der Luft, der von meh reren kleinen

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