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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Räuchergefäßen aufstieg. Der Narr hatte die Bettvorhänge zurückgezogen und klopfte und schüttelte die Kissen hinter Listenreichs Rücken, bis dieser ihn mit ei ner schwachen Handbewegung zur Seite winkte.
    Ich betrachtete unseren Monarchen und fragte mich, wie ich so blind für die Anzeichen der Krankheit hatte sein können. Sie waren kaum zu übersehen. Die Auszehrung des Körpers, der säuerliche Schweißgeruch, die ungesunde Gelbfärbung seiner Augen -
wenigstens das hätte mir auffallen müssen. Der besorgte Ausdruck in Burrichs Gesicht verriet mir, wie wenig Ähnlichkeit dieser ausgemergelte Greis im Bett mit je nem König Listenreich hatte, an den er sich erinnerte. Doch er überwand seine Bestürzung sogleich und streckte sich in Habt-Acht-Stellung.
    »Mein König, ich bin gekommen, um Bericht zu erstatten«, sagte er ebenso förmlich.
    Listenreich zwinkerte schwerfällig. »Bericht erstatten«, murmelte er undeutlich. Ich war nicht sicher, ob es eine Aufforderung sein sollte oder ob er nur die Worte wiederholte. Burrich nahm es als Aufforderung. Er war so gründlich und präzise, wie er es im mer von mir verlangt hatte. Ich stand neben ihm, und er stützte sich auf meine Schulter, während er von der Winterreise mit Prinz Veritas auf dem Weg ins Bergreich erzählte.
    Er beschönigte nichts. Die Reise war da nach voller Mühsalen gewesen. Trotz der Boten, die vor dem Aufbruch der Expedition vorweggeschickt worden waren, erfuhren sie unterwegs kaum Gastfreundschaft und Hilfe. Die Adligen, deren Herrensitze auf ihrem Weg lagen, behaupteten, nicht vom Kommen des Prinzen unterrichtet worden zu sein. In vielen Fällen wurden sie nur von Dienstboten empfangen, und die Bewirtung war nicht anders, als man sie jedem gewöhnlichen Reisenden hätte angedeihen lassen. Verpflegung und frische Reittiere zum Wech seln, die sie an verabredeten Plätzen vorzufinden hofften, wurden ihnen nicht bereitgestellt. Die Pferde hatten also mehr ge litten als die Menschen, denn die Wege und das Wetter waren erbarmungslos schlecht gewesen.
    Ich konnte fühlen, wie ihn beim Spre chen immer wieder ein heftiges Zittern erfasste. Der Mann war dem völligen Zusammenbruch nahe. Doch jedes Mal von neuem holte er tief Atem, schöpfte aus irgendeiner geheimnisvollen Quelle neue Kraft zur Rede und fuhr fort.

    Sein Stimme schwankte nur wenig, als er berichtete, wie sie in den Ebenen von Farrow aus dem Hinterhalt von Straßenräubern angegriffen wurden, gerade als sie nach jeder Meile schon damit gerechnet hatten, den Blauen See in der Ferne auftauchen zu sehen. Die Straßenräuber hätten dabei gekämpft wie Soldaten, fuhr Burrich weiter fort, woraus er aber keine eigenen Schlussfolgerungen zog. Zwar trugen sie keine herzoglichen Farben, doch waren sie für Diebsgesindel auffallend gut gekleidet und bewaffnet. Und zudem war es ganz offensichtlich Veritas, auf den sie es abgesehen hatten. Und noch eins war auffällig: Als zwei der Packtiere sich losrissen und auf und davon gingen, unternahm keiner der Angreifer den Versuch, sie einzufangen. Echte Banditen zogen es gewöhnlich vor, auf dem Weg des geringsten Widerstands zu ihrer Beute zu kommen. Veritas’ Männern war es schließlich gelungen, ihre Reihen zur Verteidigung wieder zu schließen. Danach leisteten sie so verbissen Gegenwehr, bis die Angreifer schließlich einsehen mussten, dass Veritas’ Garde entschlossen war, bis zum Letzten für ihren Prinzen zu kämpfen. Ihr Aufgabe und Flucht war so plötzlich, dass sie nicht einmal ihre Toten mitgenommen hatten.
    »Sie trugen zwar kei nen Sieg davon, aber sie haben uns sehr geschadet. Es waren auf unserer Seite sieben Männer und neun Pferde getötet worden. Ganz zu schweigen von den Vorräten auf dem Rücken der beiden verschwundenen Packtiere. Zwei von uns waren schwer verwundet, drei andere leicht. Prinz Veritas beschloss, die Verwundeten, darunter mich, nach Bocksburg zurückzuschicken. Zwei unverletzte Männer sollten uns begleiten. Er selbst wollte seine Reise zunächst bis Jhaampe im Bergreich fortsetzen, wo dann die Soldaten zurückbleiben sollten, während er sich von dort aus auf die Suche nach den Uralten machte. Keen war der Anführer von uns, die wir umkehrten. Ihm vertraute Veritas etliche
Schriftstücke an. Was sie enthielten, weiß ich nicht. Keen und alle anderen wurden vor fünf Tagen getötet. Kurz vor unseren Heimatgrenzen gerieten wir dann während unserem Ritt am Ufer des Bocksflusses entlang in einen Hinterhalt. Es

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