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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eignet sich hervorragend zum Spülen solcher Verletzungen«, schlug sie vor.

    Philia blickte verlegen zu ihr auf. »Davon habe ich gehört. Aber dieses warme Breipflaster wird helfen, die Entzündung aus der Wunde zu ziehen. Eine wei tere gute Spü lung für Wundwucherungen sind Himbeerblätter und die in nere Rinde der Rotulme. Oder ein Umschlag davon.«
    »Wir haben keine Himbeerblätter«, erinnerte Lacey ihre Her rin. »Sie sind feucht geworden und verschimmelt.«
    »Ich habe Himbeerblätter, falls wel che gebraucht werden«, warf Kettricken leise ein. »Morgens gieße ich mir davon oft ei nen Tee auf. Es ist ein Mittel, das ich von meiner Tante habe.« Sie senkte den Blick, und ein rätselhaftes Lächeln umspielte ihren Mund.
    »Ach ja?«, Lacey merkte auf.
    »O meine Liebe«, rief Philia plötzlich aus. Mit einer gänzlich ungewohnten Geste schwesterlicher Vertraulichkeit ergriff sie Kettrickens Hand. »Seid Ihr sicher?«
    »Ja. Erst dachte ich, es wäre nur … Aber dann machten sich die anderen Anzeichen bemerkbar. Manchmal genügt morgens schon der Geruch des Meeres, damit mir schlecht wird. Und ich möchte nichts anderes tun, als immerzu schlafen.«
    »Aber das solltet Ihr ruhig tun«, rief Lacey lachend. »Und die Übelkeit, die vergeht nach den ersten paar Monaten.«
    Ich stand völlig abseits da und rührte mich nicht, so ausgeschlossen und vergessen fühlte ich mich plötzlich. Alle drei Frauen schienen durch ein unsichtbares Band zu einer verschworenen Gemeinschaft verbunden zu sein. »Kein Wunder, dass Ihr Euch solche Sorgen um ihn macht. Hat er es vor dem Aufbruch gewusst?«
    »Da ahnte ich selbst noch nichts. Ich seh ne mich so da nach, es ihm zu sagen, den Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen.«
    »Ihr seid guter Hoffnung«, sagte ich einfältig. Die drei wandten sich zu mir um und brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Noch weiß außer euch niemand etwas davon«, warnte Kettricken.
»Ich will nicht, dass die Neuigkeit in der ganzen Burg he rum ist, bevor ich mit dem König gesprochen habe. Ich möchte diejenige sein, die es ihm sagt.«
    »Selbstverständlich«, stimmte ich ihr zu und sagte nicht, dass der Narr von ihrem Glück vielleicht schon länger wusste als sie selbst. Veritas’ Kind, dachte ich und spürte, wie mich ein eigenartiges Frösteln überkam. Das war die Verzweigung des Pfades, die der Narr gesehen hatte, die plötzliche Vervielfachung der Möglichkeiten. Und Edel? Der ehrgeizige jüngste Sohn würde dadurch gezwungen werden, einen weiteren Schritt vom Thron zurückzutreten. Ein weiteres kleines Leben trat zwischen ihn und der Macht, die er begehrte. Das konnte ihm ganz und gar nicht gefallen.
    »Selbstverständlich«, wiederholte ich mit größerem Nachdruck. »Es soll erst noch ein Geheimnis bleiben.« Denn ich war sicher, sobald erst die frohe Kunde sich verbreitete, schwebte Kettricken in ebenso großer Gefahr wie ihr Gemahl.

KAPITEL 23
    DROHU NGEN
    I n diesem Winter sah man die Grafschaft Bearns Stück für Stück auseinanderbrechen, so wie eine Steilküste unter dem Anprall der Brandung unaufhaltsam zerbröckelt. Anfangs sandte der Herzog in regelmäßigen Abständen Kuriere an Kettricken, und was er ihr mitzuteilen hatte, klang durchaus erfreulich. Ihre Opale halfen, Holüber neu erstehen zu lassen. Die Einwohner ließen ihr nicht nur mit Worten danken, sondern übersandten ihr eine kleine Schatulle mit den winzigen Perlen, die man dort als besonders wertvoll schätzte. Das war bemerkenswert. Denn was als zu kostbar galt, um selbst für den Wiederaufbau der zerstörten Heimatstadt geopfert zu werden, schenkten sie frohen Herzens zum Dank einer Königin, die ihr Geschmeide gegeben hatte, um ihnen ein Dach über dem Kopf zu schafen. Ich bezweifle, dass ein anderer die Bedeutung dieser Gabe so deutlich empfunden hätte.
    Später überwogen die schlechten Nachrichten. Wann immer das Wetter es zuließ, schlugen die Roten Korsaren zu. Die Kuriere berichteten Kettricken, dass Herzog Brawndy sich wunderte, weshalb der Gabenkundige aus dem Roten Turm abberufen worden sei. Als Kettricken Serene befragte, erhielt sie zur Antwort, dass es für Will zu gefährlich geworden wäre, seine Gabe sei zu wertvoll, um gegen die Roten Korsaren aufs Spiel gesetzt zu werden. Das war der blanke Hohn.
    Schließlich brachte jeder Bote noch schlimmere Kunde als der vorherige. Die Outislander hatten sich Stützpunkte auf Grandel und Desham geschafen. Herzog Brawndy grif den Feind mit einer Flotte

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