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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ist die Wunde nicht wieder aufgebrochen. Sie wurden alle vom Zelt der Königin angezogen, nicht wahr?«
    »Wie Bienen vom Honig«, bestätigte ich müde. »Die Königin ist in der Burg?«
    »Natürlich. Mit allen anderen. Du hättest den Jubel hören sollen, als sie uns die Tore öffneten. Königin Kettricken schritt hindurch, barfuß, die Röcke immer noch hochgeschürzt und das blutige Schwert in der Faust. Herzog Kelvar fiel auf die Knie und küsste ihre Hand, aber Lady Grazia schaute sie an und sagte: ›Ach du liebe Güte, ich werde Euch sofort ein Bad richten lassen‹.«

    »Na, wenn das nicht der Stoff ist, aus dem Heldengesänge gemacht werden«, sagte ich, und wir lachten. »Aber es sind nicht alle Leute oben in der Burg. Ich habe eben erst ein Mädchen gesehen, das am Brunnen Wasser holen wollte, unten im Ort.«
    »Nun, oben in der Burg wird gefeiert, aber ich glaube, diesem oder jenem ist nicht danach zumute. Fuchsrot hat sich geirrt. Die Bürger von Guthaven haben ihre Stadt nicht kampflos aufgegeben. Viele sind gestorben, bevor die Üb rigen sich in die Burg flüchteten.«
    »Kommt dir daran etwas merkwürdig vor.«
    »Dass Handwerker, Fischer und Kaufleute sich ih rer Haut wehren? Nein. Es ist …«
    »Hast du nicht den Ein druck, dass zu vie le Outislander hier waren? Mehr als die Besatzung von fünf Schiffen?«
    Burrich blieb ste hen. Er warf ei nen Blick zu rück auf die verstreuten Leichen. »Vielleicht hatten diese zwei anderen Schiffe sie hier abgesetzt und wa ren weitergesegelt, um die Küste auszukundschaften?«
    »Das ist nicht ihre Art. Ich vermute ein großes Schiff, das außer der Besatzung noch ein erhebliches Kontingent von Bewaffneten aufnehmen kann.«
    »Und wo?«
    »Es ist mittlerweile verschwunden. Ich glaube, ich habe ei nen kurzen Blick darauf werfen können, als es in diese Nebelbank eintauchte.«
    Wir schwiegen. Burrich führte mich dorthin, wo er die Pferde angebunden hatte, und wir ritten nebeneinander nach Seewacht hinauf. Das große Burgtor stand weit offen und im Hof herrschte fröhliche Ausgelassenheit. Man empfing uns mit Willkommensrufen und reichte uns große Humpen Met, bevor wir auch nur abgestiegen waren. Halbwüchsige Burschen bettelten darum, unsere
Pferde versorgen zu dürfen, und zu meiner Überraschung ließ Burrich sie gewähren. Im Ban kettsaal feierte man auf eine Art, dass jedes von Edels Gelagen daneben verblasst wäre. Man hatte die ganze Burg für uns ge öffnet. Krüge und Schüsseln mit warmem, parfümiertem Wasser standen zum Waschen bereit, die Tische bogen sich unter der Last der Speisen. Zwieback und gesalzenen Fisch suchte man dort vergebens.
    Wir blieben noch drei Tage in Guthaven. Die Soldaten aus Bocksburg und die Königinnengarde halfen zusammen mit den Einwohnern der Stadt dabei, die Befestigungsanlagen auszubessern und in der gebrandschatzten Stadt die Trüm mer wegzuräumen. Ich nutzte die Zeit und hörte mich vorsichtig ein wenig um. Das Signalfeuer im Wachturm war gleich mit dem Auftauchen der Roten Schiffe entzündet worden, doch schon die erste Tat der Korsaren war gewesen, es wieder auszulöschen. Und ihr Gabenkundiger?, hatte ich Kelvar gefragt, der mich nur überrascht anschaute. Burl war schon vor Wochen zu einer wichtigen Mission im Bin nenland abberufen worden. Kelvar glaubte, dass er nach Fierant gegangen war.
    So traf Verstärkung aus Südbay einen Tag zu spät ein. Das Signalfeuer hatte man nicht gesehen, aber der reitende Bote war zu ihnen durchgekommen. Ich war zugegen, als Kett ricken Herzog Kelvar ihre Anerkennung aussprach für seine Umsicht, eine Relaisstation mit frischen Pferden für die Übermittlung eiliger Botschaften einzurichten. Herzog Shemshy von Shoaks ließ sie ih ren Dank für seine nachbarschaftliche Hilfsbereitschaft übermitteln. Sie schlug vor, dass sich bei de Provinzen die eroberten Schiffe teilten, damit sie nicht länger auf Bocksburg warten mussten, sondern ihre Verteidigung selbst in die Hand neh men konnten. Das war ein mehr als großzügiges Geschenk und wurde mit ehrfürchtigem Schweigen entgegengenommen. Als Herzog Kelvar sich dann
wieder gefasst hatte, stand er auf und erhob seinen Pokal zu einem Trinkspruch auf die Königin und den ungeborenen Erben des Hauses Weitseher. So geschwind hatte sich das Gerücht also verbreitet und war zum allgemeinen Wissen geworden. Königin Kettricken errötete, aber sie bedankte sich sehr charmant für die guten Wünsche.
    Die kurzen Tage des Siegesrauschs waren

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