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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Leibgarde besteht zum großen Teil aus Frauen. Sie erbricht jeden Morgen und lebt fast nur von Himbeerblättertee. Sie kann den ge salzenen Fisch nicht einmal ansehen, ohne dass ihr übel wird. Sie sollte nicht hier sein, zwischen all dem Morast, der Kälte und bei schlechtem Essen.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf das Zelt.
    Oh. Die Füchsin.
    Sei still.
    »Sie hat uns nicht um unseren Rat gebeten«, meinte Burrich zurückhaltend.

    »Die Lage hier ist unter Kontrolle. Es gibt keinen Grund, weshalb man sie nicht nach Bocksburg zurückschicken sollte.«
    »Ich kann mir nicht recht vorstellen, die Kronprinzessin irgendwohin ›hinzuschicken‹«, äußerte Burrich. »Sie müsste wohl eher selbst den Entschluss dazu fassen.«
    »Du könntest ihr den Vorschlag unterbreiten«, meinte Fuchsrot.
    »Oder du«, konterte Burrich. »Du bist die Befehlshaberin ihrer Garde. Von Rechts wegen bist du für ihr Wohl und Wehe verantwortlich.«
    »Ich habe nicht jede Nacht vor ihrer Tür Wache gehalten«, wandte Fuchsrot ein.
    »Vielleicht hättest du es tun sollen«, sagte Burrich. Und fügte beschwichtigend hinzu: »Jetzt, wo du Bescheid weißt.«
    Fuchsrot blickte ins Feuer. »Mag sein. So weit, so gut. Die Frage ist, wer begleitet sie zurück nach Bocksburg?«
    »Selbstverständlich ihre gesamte Leibgarde. Mit weniger Gefolge sollte eine Königin nicht reisen.«
    Plötzlich tönte irgendwo ein Schrei durch die Nacht. Ich sprang auf.
    »Bleib hier!«, blaffte Burrich mich an. »Warte ab, bis wir hören, was passiert ist. Man stürzt nicht einfach Hals über Kopf ins Ungewisse.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, als Krakeel von der Garde der Königin herbeigelaufen kam und Fuchs rot Meldung machte. »Ein Angriff an zwei Stellen gleichzeitig. Sie haben versucht, unterhalb des Südturms durchzubrechen. Und einigen ist es gelungen bei …«
    Ein Pfeil durchschlug ihren Körper und trug für im mer davon, was sie uns hatte sagen wollen. Outislander waren plötzlich über uns, in größerer Zahl, als mein Verstand fassen konnte, und alle schienen nur ein Ziel zu haben - Kettrickens Zelt. »Zur Königin!«, rief ich und hatte den schwachen Trost zu hören, wie mein
Ruf von anderen Stimmen aufgenommen wurde. Drei Frauen aus Kettrickens Leibgarde ka men aus dem Zelt gestürmt und deckten mit dem Rü cken die kaum vor Re gen und Wind Schutz bie tenden Planen, während Burrich und ich vor dem Ein gang standen. Ich hatte mein Schwert in der Hand, und aus den Augenwinkeln sah ich den roten Feuerschein an Burrichs Klinge entlanglaufen. Plötzlich erschien die Königin im Zelteingang.
    »Was steht ihr hier herum!«, fuhr sie uns an. »Geht dorthin, wo gekämpft wird!«
    »Genau hier, Hoheit«, knurrte Burrich, sprang vor und schlug einem Mann, der sich zu weit vorgewagt hatte, den Arm von der Schulter.
    Ich entsinne mich an diese Worte und dass ich gesehen habe, wie Burrich diesen einen Schritt tat, aber das ist die letzte klare Erinnerung, die mir von dieser Nacht geblieben ist. Da nach war alles erfüllt von Schreien, Blut, Stahl und Feu er. Ein Chaos der Gefühle schlug über mir zusammen, als ringsum Soldaten und Korsaren auf Leben und Tod miteinander kämpften. Gleich zu Beginn der erbitterten Auseinandersetzung geriet das Zelt in Brand, so dass die hochzüngelnden Flammen das Kampfgetümmel wie auf einer Theaterbühne erleuchteten. Da war Kett ricken zu erkennen, wie sie barfuß ihre Rö cke geschürzt hatte und ihr überlanges Bergschwert mit beiden Händen führte, während ihre Anmut den Kampf in einen todbringenden Tanz verwandelte, der mich zu jeder anderen Zeit fasziniert in seinen Bann gezogen hätte.
    Die Zahl der Outislander schien nicht geringer zu werden, wie viele wir von ihnen auch erschlugen. Hin und wieder tauchte Nachtauge auf, der in den unsteten Schatten zwischen Feuerschein und Dunkelheit einen Kampf nach sei ner Art und mit seinen Waffen führte. Burrich und Fuchsrot fochten sogar eine Zeitlang Rücken an Rücken, als es schlecht für uns aussah. Ich war Teil des
Kreises, der die Königin schützte; dachte ich wenigstens, bis ich merkte, dass sie genaugenommen direkt neben mir kämpfte.
    Irgendwann ließ ich mein Schwert fallen, um die Axt eines gefallenen Korsaren aufzuheben. Am nächsten Tag suchte und fand ich die wertvolle Klinge, tief in den Boden getreten und von Schlamm und Blut überkrustet, doch in diesem Augenblick zögerte ich nicht, Ve ritas’ Geschenk gegen eine auf brutale Art wirkungsvollere Waffe

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