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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Züchtigung zu erinnern. Meine Strategie bestand darin, in Bewegung zu bleiben, auszuweichen und abzublocken, solange es mich nicht da ran hinderte, auf Will zu achten. Ich hörte, wie die Soldaten johlend über meinen scheinbaren Mangel an Kampfgeist höhnten, weil ich
Kujon mehr oder we niger als Sandsack diente. Als ich ein mal nach einer seiner Geraden rückwärts gegen die Männer taumelte, die uns umstanden, schoben und stießen sie mich ihm gleich wieder in die Arme.
    Ich konnte keinen Gedanken für die Planung taktischer Manöver verschwenden. Wenn ich zuschlug, dann auf gut Glück, und die wenigen Male, die meine Faust traf, geschah es mit viel zu wenig Nachdruck. Liebend gerne hätte ich alle Vorsicht über Bord geworfen, meiner Wut freien Lauf gelassen und mich auf Kujon gestürzt, um blindlings auf ihn einzuschlagen, aber damit hätte ich mich Will ausgeliefert. Nein. Ich musste mich beherrschen und einfach alles einstecken. Je mehr Will seinen Druck verstärkte, desto leichteres Spiel hatte Kujon mit mir. Schließlich hatte ich nur noch die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Ich konnte entweder meinen Kopf schützen oder meinen Leib. Meinem Gegner kam es nicht darauf an. Er war gerne bereit, sich in dieser Beziehung nach meinen Wünschen zu richten. Das Furchtbare war, ich wusste, dass der Mann sich absichtlich zurückhielt und mit ausgeklügelten Schlägen eindeutig das Ziel verfolgte, mir möglichst viele Schmerzen zuzufügen, ohne unnötig großen Schaden zu verursachen. Einmal ließ ich die Deckung sinken und schaute Will an: Ich weiß, was du tust. Ich hatte die sehr kurze Genugtuung zu sehen, dass ihm Schweiß über das Gesicht strömte. Dann hatte Kujons Faust einen heftigen Zusammenstoß mit meiner Nase.
    Blade hatte mir einmal das Geräusch beschrieben, das er hörte, als bei einer Rauferei sein Nasenbein einknickte, aber Worte wurden und werden dem nicht gerecht. Es war ein malmendes Knirschen, begleitet von einem gleißenden Schmerz, der alle anderen Schmerzen wie auf einen Schlag auslöschte. Ich verlor die Besinnung.

    Wahrscheinlich nicht für lange. Irgendwann merkte ich, dass jemand mich auf den Rü cken gedreht hatte. Wer im mer es war, er richtete sich nach einer flüchtigen Inspektion auf. »Die Nase ist gebrochen«, verkündete er.
    »Kujon, ich sagte, keine gebrochenen Knochen«, rügte Edel seinen Handlanger ärgerlich. »Ich muss ihn dem Rat halbwegs unversehrt präsentieren können. Bring mir Wein«, wandte er sich barsch an jemand anderen.
    »Kein Problem, König Edel«, versicherte ihm die Stimme von vorher. Ihr Besitzer beugte sich über mich, packte mein Nasenbein und zog es mit ei nem Ruck wieder gerade. Etwas zu spät dafür kam mein erneutes Eintauchen in die gnädige Dunkelheit der Ohnmacht. Das nächste Mal verharrte ich beim Aufwachen in einer Art Schwebezustand und hörte eine Zeitlang Stimmen über mich reden, bevor sich daraus Worte formten und diese Worte dann auch für mich einen Sinn ergaben.
    Edel: »Was soll er angeblich tun können? Und warum hat er es bisher nicht getan?«
    »Ich weiß nur, was Justin und Serene mir erzählt haben, Majestät.« Will hörte sich müde an. »Sie be haupteten, er wäre erschöpft gewesen vom Gebrauch der Gabe und Justin hätte in sein Bewusstsein eindringen können. Dann hat der Bastard sich auf unerklärliche Art zur Wehr gesetzt. Justin sagte, er hätte geglaubt, von einem großen Wolf angegriffen zu werden, und Serene bestätigte, sie hät te tatsächlich tiefe Kratzspuren an Justin gesehen, aber gleich darauf wären sie wieder verblasst.«
    Ich hörte das Knarren von Holz, als Edel sich gegen die Rückenlehne des Stuhls warf. »Nun, dann bring ihn dazu, es wieder zu tun. Ich will mit eigenen Augen sehen, wie diese alte Macht wirkt.« Schweigen. »Oder bist du nicht stark genug? Vielleicht war Justin derjenige, den ich mir in Reserve hätte halten sollen.«

    »Ich bin stärker, als Justin es war, Majestät«, versicherte Will selbstsicher, »aber Fitz weiß, was ich vorhabe. Auf Justins Angriff war er nicht vorbereitet.« Wie sinnend fügte er hinzu: »Seine Widerstandskraft ist erheblich größer, als man mich glauben gemacht hat.«
    »Worte, Worte«, beschwerte Edel sich missmutig. »Ich will etwas sehen.«
    Edel wollte also se hen, was die Macht zu tun vermochte? Ich holte tief Atem, sam melte den Rest Kraft, den ich noch in mir finden konnte, und versuchte, meinen ganzen Zorn auf Edel zu konzentrieren, um mit all meinen

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