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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Sinnen so wuchtig gegen ihn zu stemmen, dass er mit seinem Stuhl die Wand durchbrach. Aber es ging nicht. Mei ne Schmerzen waren zu groß, und meine eigenen inneren Barrieren hinderten mich. Es geschah weiter nichts, als dass Edel zusammenzuckte und aus schmalen Augen zu mir hinsah.
    »Er ist zu sich ge kommen«, bemerkte er, und wieder hob sich lässig sein Finger. »Verde. Du kannst ihn jetzt haben. Aber gib auf seine Nase acht. Nicht ins Gesicht schlagen, alles andere lässt sich unter der Kleidung verbergen.«
    Verde schien Gefallen daran zu finden, mich erst auf die Beine zu stellen, um mich dann wieder zu Boden zu schicken. Ich wurde der Wiederholung schneller müde als er. Irgendwie schien ich nicht mehr in der Lage zu sein, mich auf den Füßen zu halten oder die Arme zu heben, um mich zu schützen. Ich zog mich in mich selbst zurück und krümmte mich zusammen, bis der schiere körperliche Schmerz mich zurückholte und zwang, meine kläglichen Abwehrversuche wieder aufzunehmen. Meistens unmittelbar bevor ich wieder unterging, wurde mir noch etwas anderes bewusst. Edels perverse Freude am Geschehen. Er wollte nicht sehen, wie ich mich hilflos unter der Folter wand, nein, er wollte sehen, wie
ich mich wehrte oder zumindest zu wehren versuchte und dabei zerbrochen wurde. Gleichzeitig war es für ihn eine gute Gelegenheit, um seine Männer einer Prüfung zu unterziehen, wer von ihnen den Blick von dem Spektakel abwendete. Er benutzte mich, um unter ihnen die Spreu vom Weizen zu tren nen. Ich zwang mich, nicht daran zu denken, dass mein Ungemach für ihn eine Quelle der Freude war. Es kam einzig und allein darauf an, meine inneren Barrieren aufrecht zu erhalten und Will das Eindringen in meinen Kopf zu verwehren. Das war die Schlacht, die ich gewinnen musste.
    Beim vierten Erwachen fand ich mich auf dem Bo den meiner Zelle wieder. Ein grässliches, schnarchendes, pfeifendes Geräusch hatte mich geweckt - es waren meine eigenen Atemzüge. Ich blieb liegen, wo man mich abgeladen hatte. Nach einer Weile hob ich eine Hand und zerrte Brawndys Umhang von der Bank. Er bedeckte mich zur Hälfte und spendete mir Wärme. Schön so, ich beschloss, noch etwas mit dem Aufstehen zu warten. Edels Männer hatten sich ganz nach seinen Wünschen gerichtet. Sie hatten mir unzählige Schmerzen zugefügt, aber keine Knochenbrüche und keine schweren Verletzungen. Nichts, woran man sterben konnte.
    Ich kroch zu mei ner Wasserkanne. Schweigen wir von den schmerzhaften Qualen, die es mir bereitete, sie aufzuheben und an den Mund zu führen. Von meinen anfänglichen Versuchen, mich meiner Haut zu weh ren, waren meine Hände geschwollen und wund, und vergebens bemühte ich mich zu verhindern, dass der Rand des Gefäßes gegen meine aufgeplatzten Lippen schlug. Endlich gelang es mir zu trinken. Das Wasser erfrischte mich, doch je klarer ich wieder zu Bewusstsein kam, desto deutlicher wurde mir, wie übel man mich zugerichtet hatte. Auch mein halber Laib Brot war noch da. Ich tunkte ein Ende in den Rest des Wassers und
lutschte die aufgeweichten Teile ab. Es schmeckte nach Blut. Ein Faustschlag auf den Mund hatte etliche Zähne gelockert. Meine Nase machte sich als immenser Fremdkörper bemerkbar, von dem pulsierende Schmerzen ausstrahlten. Ich konnte mich nicht überwinden, sie mit den Fingern zu betasten. Das Essen war kein Vergnügen, sondern nur ein notdürftiges Stillen des Hungers, der neben den Schmerzen an mir nagte.
    Nach einer Weile setzte ich mich hin. In den Um hang gehüllt, zog ich Bilanz. Edel würde mich weiter schinden lassen, bis ich entweder vor den Augen seiner Männer mit der alten Macht zurückschlug oder meine Barrieren so weit geschwächt waren, dass Will in mein Bewusstsein eindringen und mich zu einem unfreiwillligen Geständnis zwingen konnte. Ich fragte mich, welcher Sieg ihm wohl lieber wäre. Dass er siegen würde, daran hatte ich keinen Zweifel. Mein einziger Weg aus dieser Zelle bestand darin zu sterben. Welche Optionen hatte ich denn noch? Ich konnte versuchen, meine Peiniger zu bewegen, dass sie mich totschlugen, bevor ich mich entweder der alten Macht bediente oder Will die Tore öffnete.
    Eine Alternative war das Gift, das ich für Wall ace gemischt hatte. Ich würde daran sterben, das stand fest. In meinem geschwächten Zustand vielleicht schneller, als ich es für ihn geplant hatte, aber dennoch qualvoll. Das Gift brachte einen entsetzlich qualvollen Tod.
    Ein Ende mit Schrecken war so gut wie das

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