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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gewesen, weitere Reittiere unbemerkt aus der Burg zu schaffen? War er aus diesem Grund zurückgeblieben?
    Der Stachel tut weh, brachte Nachtauge sich in Erinnerung.
    Ich wünschte, ich könnte kommen, um dir zu helfen, aber es ist nicht möglich. Du musst Rudelherz fragen.
    Kannst du das nicht tun? Dich schubst er nicht.
    Ich lächelte in mich hi nein. Einmal hat er es getan. Es war mir Lehre genug. Aber wenn du zu ihm gehst und um Hilfe bittest, wird er dich nicht zurückweisen.
    Kannst du ihn nicht bitten, mir zu helfen?

    Ich kann nicht zu ihm sprechen, wie wir sprechen. Und er ist zu weit von mir entfernt, um ihn zu rufen.
    Dann will ich es versuchen. Nachtauge klang nicht sonderlich begeistert.
    Ich ließ ihn los. Flüchtig hatte ich daran gedacht, ihm meine Lage begreiflich zu machen, aber wozu? Er konnte nichts daran ändern und würde sich nur grä men. So konn te ich da mit rechnen, dass er Burrich sagte, ich hätte ihn geschickt, und dadurch erfuhr Burrich, dass ich noch lebte. Sonst gab es wenig mitzuteilen, das er nicht bereits wusste.
    Die Zeit verging quälend langsam. Nur an klei nen Dingen merkte ich, dass sie überhaupt verging. Die Fackel, die Edel zurückgelassen hatte, brannte aus. Dann kam die Wachablösung. Jemand schob kurze Zeit später Brot und Wasser durch die Klappe an meiner Tür. Dies war unverlangt geschehen. Hieß das, es war schon sehr lange her, seit ich zum letzten Mal etwas gegessen hatte? Erneute Wachablösung. Die Neuen wa ren ein redseliges Paar, Mann und Frau. Aber sie sprachen mit gedämpfter Stimme, ich hörte nur ihr Murmeln und ihr Lachen. An scheinend entspann sich ein schlüpfriges kleines Geplänkel zwischen den beiden. Das wurde dann jäh unterbrochen, als jemand kam.
    Das Liebesgeflüster wurde von einem sehr dienst lichen und ausgesprochen respektvollen Tonfall abgelöst. Mein Magen krampfte sich zusammen. Leise trat ich an die Tür und spähte zwischen den Gitterstäben hindurch den Gang hinunter.
    Er näherte sich fast lautlos wie ein Schatten. Sein Kommen hatte nichts Verstohlenes an sich. Er war so unauffällig, dass er sich um keine Unauffälligkeit bemühen musste. Dies war die Gabe in einer Form, wie ich sie nie zuvor erfahren hatte. Ich fühl te, wie sich mir die Nackenhaare sträubten, als Will vor der Tür stehen blieb und in meine Zelle schaute. Er sprach kein Wort, und ich wagte es
nicht zu spre chen. Allein ihn anzusehen barg schon Ge fahr in sich, doch ich durfte nicht den Blick von ihm abwenden. Die Gabe umgab ihn wie eine schim mernde Aura der Bewusstheit. Ich machte mich klein in mir, zog alles zurück, was ich fühlte oder dachte, und errichtete in Windeseile meine Barrieren, obwohl ich wusste, dass selbst diese Mauern ihm Aufschlüsse über mich gaben und ihm halfen, in mir zu lesen. Mein Mund und meine Kehle waren vor Angst wie ausgetrocknet. Wo war er bis dahin gewesen? Was war Edel so überaus wichtig gewesen, dass er Will darauf ansetzte, statt sich hier von ihm den Weg zum Thron ebnen zu lassen?
    Das Weiße Schiff.
    Die Antwort tauchte aus den tiefsten Tiefen meines Bewusstseins auf, und es war Ergebnis ei nes Gedankengangs, den ich nicht weiter nachzuvollziehen vermochte. Doch ich zwei felte nicht an seiner Richtigkeit. Ich sah ihn an und dachte ihn mir in Verbindung mit dem Weißen Schiff. Er runzelte die Stirn. Ich fühlte, wie die Spannung zwischen uns anstieg, wie er mittels der Gabe seinen Druck auf mich erhöhte und wie ich mich dagegen abzuschirmen versuchte. Er scharrte und zupfte nicht an mir, wie Justin und Serene es getan hatten, wir gli chen eher zwei Fechtern, die mit gekreuzten Klingen gegenseitig ihre Stärke messen. Ich stemmte mich mit all mei nen Sinnen gegen ihn, wohl wissend darum, dass wenn ich wankte, wenn ich auch nur für einen Augenblick nachgab, dass er dann durch mei ne Barrieren schlüpfen und mei ne Seele durchbohren würde. Sei ne Augen weiteten sich und über raschten mich mit einem kurzen Ausdruck der Unsicherheit, aber dem ließ er gleich ein Lächeln folgen, welches so ein ladend war wie das Grinsen eines Haifischs.
    »Ah«, seufzte er offenbar angenehm berührt. Er trat von der Tür zurück und streckte sich wie eine schläfrige Raubkatze. »Man hat dich unterschätzt. Dieser Fehler wird mir nicht unterlaufen.
Ich weiß, wie sehr es von Vorteil ist, wenn dein Gegner glaubt, du wärst ihm nicht gewachsen.« Dann zog er sich langsam und in aller Ruhe zurück, was in etwa so wirkte, wie wenn Rauch von einem

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