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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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als geplant, weil Ve ritas in seinem Kartenraum gewesen war und mich im Ge spräch länger aufgehalten hatte. Ein Wetter zog auf, aber es sah nicht aus, als würde es allzu schlimm. Ich hatte an diesem Tag nicht vor, weit hinauszureiten, doch statt des Wildes, das ich jagen wollte, fand ich frische Spuren von Entfremdeten in einer unerwartet großen Bande. Also machte ich mich an die Verfolgung. Die Wol ken türmten sich aber viel schneller auf, als ich erwartet hatte. Es herrschte ein trübes Zwielicht, und die Spur führte an Wildwechseln entlang, auf denen Rußflocke und ich nur langsam vorankamen. Als ich schließlich den Blick von der Fährte hob und einsehen musste, dass ich an diesem Tag kein Glück haben würde, stellte ich fest, dass ich mich tief in einem pfadlosen Niemandsland be fand, weitab jeder be festigten Straße.
    Der Wind wehte nun stärker, und es war ein beißender, kalter Wind, der nach Schnee roch. Ich wickelte mich fester in meinen
Umhang, wandte Rußflockes Kopf in Richtung Heimat und überließ es ihr, den Weg zum Stall zu finden. Die Dämmerung setzte ein, und dann fing es tatsächlich auch noch an zu schneien. Hätte ich diese Gegend in letzter Zeit nicht kreuz und quer durchstreift, wäre ich ernsthaft in Gefahr gewesen, die Orientierung zu verlieren. Doch Rußflocke trug mich unbeirrt weiter, während sie gegen den Wind an kämpfte, der mir fast den Atem verschlug. Die Kälte drang mir bis ins Mark. Ich begann zu frösteln und hatte Angst, dieses Frösteln könnte einen meiner schweren Zitteranfälle ankündigen, was hier draußen in der Einsamkeit für mich den Tod bedeuten konnte.
    Ich war dankbar, als der Wind endlich eine Lücke in die Wolkendecke riss und die Sterne uns mit ihrem grauen Licht den Weg wiesen. Endlich kamen wir schneller voran, und das trotz des Neuschnees, durch den Rußflocke waten musste. Aus einem lichten Birkenwald gelangten wir an eine Lichtung auf einem Hang, die durch Blitzschlag vor ein paar Jah ren entstanden war. Hier pfiff uns der Nordwind ungehindert um die Ohren. Ich zog den Umhang vor der Brust zu sammen und schlug den Kragen hoch. Mei ne Ortskenntnis sagte mir, dass von der Hügelkuppe aus die Lichter von Bocksburg zu sehen sein mussten, und hinter einem weiteren Hügel und ei nem Tal gab es eine viel be nutzte Straße, die mich geradewegs nach Hause brachte. Deshalb war ich wieder guten Mutes, als wir uns den mäßig steilen Hang hinaufmühten. Doch dann hörte ich plötzlich wie fernes Donnergrollen den Hufschlag eines Pferdes in angezogenem Galopp. Rußflocke wurde langsamer, dann warf sie den Kopf hoch und wie herte. Im selben Moment sah ich hangabwärts und etwas südlich von mir Ross und Reiter aus der De ckung hervorpreschen. Zwei Gestalten wurden mitgeschleift, einer klammerte sich an den Brustriemen des Tieres, der andere an das Bein des Reiters. Eine Klinge blitzte, ein Aufschrei,
und der Reiter hatte sich eines Angreifers entledigt. Dessen Kumpan jedoch griff nach dem Halfter des Pferdes, und während er sich bemühte, das Tier zum Stehen zu bringen, kamen zwei weitere Verfolger aus den dichten Baumreihen hervorgestürmt, um sich ebenfalls auf den Reiter zu stürzen.
    Dann überstürzten sich die Ereignisse. Erkannte ich dort zuerst Kettricken oder gab ich Ruß flocke sogleich die Spo ren? Es war eins. Ich handelte, ohne mich lange zu fragen, was meine zukünftige Königin hier draußen nachts ohne Gefolge und bedrängt von Räubern tat. Ich bewunderte vielmehr, wie sie sich im Sattel hielt, ihr Pferd kreisen ließ und sich mit Tritten und Hieben die Männer vom Leib hielt, die sie vom Pferd zer ren wollten. Ich zog mein Schwert, als wir den Ort des Geschehens erreichten, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich irgendetwas ge rufen oder geschrien hätte. Meine Erinnerung an den Vorfall erscheint mir heute merkwürdig, denn er wirkte wie ein Schattentheater bei den Bergvölkern, schwarz und weiß, irgendwie lautlos, bis auf das Ächzen und Schreien der Entfremdeten, die einer nach dem anderen den Tod fanden.
    Kettricken hatte einem der Angreifer die Schärfe der Klinge durchs Gesicht gezogen, so dass ihm das Blut in die Augen lief, trotzdem ließ er nicht von ihr ab. Der andere kümmerte sich nicht um die Not seiner Kumpane, sondern riss stattdessen an den Satteltaschen, die wahrscheinlich nicht mehr enthielten als etwas Proviant und Branntwein für einen Tagesausflug.
    Die Gestalt, die sich an Federleichts Zaumzeug gehängt hatte, war

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