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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Mein Vater hat es getragen. Ein enger Freund von ihm hat es mir gegeben.«
    »Nun, wenn wir es also mit in den Topf werfen müssen, dann nur für einen angemessenen Gegenwert.« Ohne ein weiteres Wort ließ sie mich stehen, kehrte zu Nik zurück, setzte sich und leerte ihren Becher auf einen Zug. Als auch ich mich wieder hingesetzt hatte, sagte sie zu Nik: »Wir werden dir geben, was wir jetzt an barem Geld haben. Es ist nicht ganz die Summe, die du verlangst, aber an der Grenze werde ich dir zusätzlich geben, was ich an Schmuck besitze: Ringe, Ohrringe, alles. Was sagst du dazu?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Das ist mir nicht genug, um womöglich dafür zu hängen.«
    »Wenn man dich ergreift, ist dir der Galgen sicher, ob du einen oder viele über die Grenze geführt hast. Dein Risiko hast du dir bereits von den Pilgern bezahlen lassen, und es wird durch uns nicht größer. Nur etwas mehr Verpflegung musst du mitnehmen. Dafür muss die Summe reichen.«
    Wieder schüttelte er den Kopf, diesmal jedoch beinahe widerstrebend. Merle schaute mich an. »Zeig’s ihm«, forderte sie mich auf. Mir war fast übel, als ich den Beutel aufmachte und den Ohrring herausnahm.
    »Was ich hier habe, mag auf den ersten Blick nicht sehr wertvoll aussehen«, erklärte ich, »außer für jemanden, der etwas davon versteht. Wie ich. Ich kenne den Wert dieses Schmuckstücks, und es stellt eine angemessene Entschädigung für jedwede Unannehmlichkeit dar, die du unseretwegen vielleicht haben wirst.«
    Ich legte den Freiheitsring auf meine Handfläche, und sein blauer Saphir erstrahlte in dem feinen Netz aus Silber. Dann nahm ich ihn am oberen Ende und hielt ihn vor den Lichtschein des flackernden Kaminfeuers. »Es ist nicht allein das wertvolle Material, es ist die wunderbare Arbeit. Sieh nur, wie geschmeidig das Silbergeflecht ist, wie winzig darin die einzelnen Glieder.«
    Merle berührte es mit der Fingerspitze. »Einst hat er dem Kronprinzen Chivalric gehört«, fügte sie ehrfurchtsvoll hinzu.
    »Geld ist leichter auszugeben«, gab Nik zu bedenken.
    Ich zuckte die Schultern. »Wenn schnödes Geld alles ist, worauf jemand Wert legt, dann liegst du sicher richtig. Manchmal ist es jedoch ein weit größeres Vergnügen, etwas ganz Besonderes zu besitzen. Doch gehört das Schmuckstück erst dir, kannst du selbstverständlich damit tun, was dir beliebt. Wollte ich versuchen, es jetzt und eilig zu verkaufen, dann bekäme ich nur einen Bruchteil dessen, was es wirklich wert ist. Doch ein Mann mit deinen Verbindungen, der überdies Zeit hat, auf das beste Gebot zu warten, könnte leicht vier Goldstücke dafür erlösen. Falls es dir aber lieber ist, kann ich zurück in die...«
    Gier funkelte in Niks Augen. »Ich nehme es«, sagte er.
    »Am anderen Ufer wirst du ihn bekommen.« Ich befestigte den Ring wieder in meinem Ohr. Sollte er sich nur jedes Mal die Lippen lecken, wenn er es sah. Um Missverständnissen vorzubeugen, fasste ich unsere Abmachung noch einmal zusammen: »Du verpflichtest dich, uns wohlbehalten ans andere Ufer des Flusses zu bringen. Dort geht der Ohrring in deinen Besitz über.«
    »Und das als dein einziges Entgelt«, fügte Merle hinzu. »Allerdings werden wir dir bis dahin unsere Münzen als Pfand hinterlassen.«
    »Einverstanden, und hier meine Hand darauf«, willigte er ein. Wir tauschten einen Händedruck.
    »Wann brechen wir auf?«, erkundigte ich mich.
    »Sobald das Wetter günstig ist.«
    »Morgen schon wäre besser«, bemerkte ich.
    Er stand langsam auf. »Morgen schon, wie? - Nun, wenn das Wetter morgen günstig ist, brechen wir morgen auf. Jetzt muss ich mich allerdings noch um einiges kümmern. Ich verlasse euch, aber Pelf wird für euer Wohlbefinden sorgen.«
    Ich hatte damit gerechnet, wieder zur Stadt zurückmarschieren zu müssen, aber Merle handelte mit Pelf aus, dass wir für ein paar ihrer Lieder ein Abendessen und eine Kammer bekamen. Mir behagte es nicht, bei Fremden zu schlafen; aber nach genauerem Nachdenken war es wohl tatsächlich sicherer, als den langen Weg in die Stadt, noch dazu bei hereinbrechender Dunkelheit zurückzulegen. Mochte das Essen, das Pelf uns auftischte, auch nicht so großartig sein wie die genussvolle Mahlzeit am Abend zuvor in Merles Gasthaus, so war es doch unvergleichlich besser als Brennsuppe mit Kartoffeln und Zwiebeln. Es gab dicke gebratene Schinkenscheiben in Apfelsauce und einen mit Früchten, Körnern und Gewürzen gebackenen Kuchen. Pelf brachte Bier, setzte

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