Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
schiefes Grinsen ab. Die Einrichtung bestand aus einer seilbespannten Pritsche mit einer Strohmatratze sowie einem Nachttopf in der Ecke. Durch ein vergittertes Guckfenster drang etwas Licht und Wärme vom Feuer her, so dass der kleine Raum mein bei weitem angenehmster Aufenthaltsort seit langem war. Der Raum hatte nichts von der finsteren Dunkelheit eines Kerkers oder Verlieses - vermutlich war es normalerweise eine Arrestzelle für betrunkene oder randalierende Soldaten. Es kam mir eigenartig vor, meinen Umhang und die Fäustlinge auszuziehen und zur Seite zu legen. Ich setzte mich auf die Bettkante und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Es kam ein Abendessen mit Brot und Fleisch und sogar einem Krug Ale. Der alte Mann schloss die Tür auf und gab mir das Tablett; und als er zurückkehrte, um es wieder zu holen, brachte er außerdem noch zwei Decken. Ich dankte ihm, was ihn offenbar überraschte. Dann äußerte er zu meiner Bestürzung: »Du hast nicht nur deines Vaters Augen, sondern auch seine Stimme«, doch bevor ich noch etwas sagen konnte, schlug er mir die Tür vor der Nase zu. Sonst redete niemand mehr mit mir, und was ich an Gesprächen mitverfolgen konnte, beschränkte sich auf Flüche und die Redensarten eines Würfelspiels. Nach den Stimmen zu urteilen, befanden sich außer dem älteren Zellenwärter noch drei jüngere Männer in der Wachstube.
Gegen Abend ließen die Wachen das Würfelspiel ruhen und unterhielten sich leise miteinander. Der Wind machte es mir unmöglich zu verstehen, was sie sagten; also erhob ich mich lautlos von meiner Pritsche und huschte auf Zehenspitzen zur Tür, um zu lauschen. Ein Blick durch das Guckfenster zeigte mir nicht weniger als drei Wachen. Der alte Mann schlief auf einem Bett in der Ecke, aber diese drei Wärter in Edels Farben nahmen ihre Pflichten ernst. Einer von ihnen entpuppte sich als ein bartloser Junge von kaum mehr als vierzehn Jahren, während die beiden anderen ihrem Äußeren nach richtige Soldaten waren. So war das Gesicht von einem der beiden schlimmer zernarbt als meins; ich schätzte ihn als notorischen Radaubruder ein. Der andere trug dagegen einen akkurat gestutzten Bart und war offensichtlich der Offizier vom Dienst. Der Radaubruder foppte den Jungen wegen irgendetwas, und der Junge quittierte die Sticheleien nur mit einer verdrossenen Miene. Diese beiden kamen offenbar alles andere als gut miteinander aus. Als der Rüpel den Jungen genug geärgert hatte, erging er sich in endlosen Beschwerden über Mondesauge: Der Schnaps wäre schlecht, es gäbe zu wenig Frauen, und die wenigen vorhandenen wären kalt wie der Winter selbst. Er wünschte sich, der König würde ihnen endlich den Marschbefehl geben; dann könnten sie den diebischen Halsabschneidern dieser Hure aus den Bergen zeigen, was eine Harke ist. Ha, sich einen Weg nach Jhaampe bahnen und diese lächerliche Baumfestung einnehmen? Im Handumdrehen! Wozu diese Warterei? So ging es weiter und weiter. Die anderen nickten, wie zu einer Litanei, die sie auswendig kannten. Ich legte mich wieder hin, um nachzudenken.
Hübscher Käfig .
Wenigstens ist die Verpflegung gut.
Nicht so gut wie hier draußen. Ein wenig warmes Blut in deinem Fleisch, das fehlt dir. Wirst du bald fliehen?
Sobald ich weiß, wie.
Ich verwendete einige Zeit darauf, meine Zelle zu untersuchen. Wände und Boden bestanden aus Holzbohlen, die unter meinen Fingern alt und hart wie Eisen waren. Dazu ein solides Dach, an das ich kaum mit den Fingerspitzen heranreichte. Und die Holztür mit dem vergitterten Fenster.
Wenn es einen Fluchtweg gab, dann nur durch diese Tür. Ich legte die Hände um die Gitterstäbe. »Könnte ich einen Schluck Wasser haben?«, rief ich leise.
Der Junge zuckte zusammen, woraufhin der Rüpel ihn auslachte. Der Offizier schaute mich an, dann ging er zum Wasserfass, füllte den Schöpfer, kam zur Tür und schob nur die Kelle zwischen den Stäben hindurch. Er ließ mich trinken, dann zog er die Kelle zurück und wandte sich ab.
»Wie lange werdet ihr mich hier festhalten?«, rief ich ihm nach.
»Bis du tot bist«, antwortete der Radaubruder im Brustton der Überzeugung.
»Wir sollen nicht mit ihm reden«, erinnerte ihn der Junge.
»Mund halten!«, blaffte der Offizier. Der Befehl schloss mich mit ein.
Ich blieb an der Tür stehen und beobachtete die drei Männer. Der Junge wurde unruhig, aber der Rüpel belauerte mich mit der hungrigen Aufmerksamkeit eines Haifischs. Die geringste
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