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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Herausforderung, und er würde den unwiderstehlichen Drang verspüren, mich seine Fäuste schmecken zu lassen. Vielleicht ließ sich aber genau damit etwas anfangen. Ich hatte es zwar satt, geschlagen zu werden, aber es schien in letzter Zeit das Einzige zu sein, worin ich ziemlich erfolgreich war. Ich hakte also ein wenig nach, um zu sehen, was passiert. »Weshalb ist es verboten, mit mir zu sprechen?«, erkundigte ich mich neugierig.
    Die drei tauschten untereinander Blicke.
    »Geh weg von der Tür und sei still!«, befahl mir der Offizier.
    »Ich habe nur eine Frage gestellt«, widersprach ich vorsichtig. »Was kann es schaden, mit mir zu reden?«
    Der Offizier stand auf, und ich trat sofort ein paar Schritte zurück.
    »Ich bin eingeschlossen, und ihr seid zu dritt. Ich langweile mich, weiter nichts. Könnt ihr mir nicht wenigstens verraten, was man mit mir vorhat?«
    »Man wird mit dir tun, was man gleich beim ersten Mal hätte tun sollen. Dich über offenem Wasser aufhängen, vierteilen und verbrennen, Bastard.« Der Rüpel konnte es einfach nicht für sich behalten.
    Sein Vorgesetzter fuhr zu ihm herum. »Halt den Mund! Er ködert dich, du Idiot. Keiner spricht noch ein Wort mit ihm. Nicht ein einziges! Genau auf diese Art erlangt einer von denen Macht über dich. Er verhext dich mit Worten. So hat er auch Kujon und die anderen getötet.« Der Offizier bedachte erst mich mit einem drohenden Blick, dann seine Männer. Sie setzten sich wieder hin. Der Rüpel schenkte mir noch ein höhnisches Lächeln.
    »Ich weiß nicht, was man euch über mich erzählt hat, aber es ist nicht wahr«, versuchte ich erneut mein Glück. Niemand antwortete. »Seht mich doch an. Ich bin nicht anders als ihr. Wenn ich irgendwelche großen magischen Kräfte hätte, würde ich mich dann einfach so einsperren lassen? Nein. Ich bin nur ein Sündenbock, weiter nichts. Ihr wisst es doch selbst. Wenn etwas schiefgeht, muss irgendjemand dafür herhalten. Und ich bin derjenige, den das Los getroffen hat. Seht mich an und denkt an die Geschichten, die ihr über mich gehört habt. Ich kannte Kujon, als er noch mit Edel in Bocksburg war. Sehe ich aus wie jemand, der Kujon besiegen könnte?« So redete ich fast bis zur Wachablösung weiter. Nicht, dass ich glaubte, sie von meiner Unschuld überzeugen zu können, doch ich konnte sie zu der Auffassung bringen, dass es keine Gefahr bedeutete, mir zuzuhören oder mir zu antworten. Ich erzählte aus meinem Leben und von meinen Missgeschicken, Geschichten, die nun im ganzen Lager die Runde machen würden. Ob ich irgendwann irgendwie davon profitieren konnte - nun, das konnte ich jetzt noch nicht wissen. Doch ich hatte immerhin einen Grund, an der Tür zu stehen, und während ich sprach, drehte ich unauffällig an den Stäben, die ich umfasst hielt, um sie zu lockern. Doch offenbar ohne spürbaren Erfolg.
    Der nächste Tag zog sich endlos in die Länge. Mir war, als rücke Stück für Stück ein Verhängnis unaufhaltsam näher. Burl war nicht gekommen, um mit mir zu sprechen. Ich war sicher, er bewahrte mich nur für einen anderen auf, der auf dem Weg war, um mich zu übernehmen. Will möglicherweise. Keinen anderen würde Edel mit der Aufgabe betrauen, mich zu ihm zu bringen. Mir lag ganz und gar nicht an einem erneuten Zusammentreffen mit Will. Ich bezweifelte, dass ich stark genug war, um mich gegen ihn behaupten zu können. Meine Beschäftigung an diesem Tag bestand also weiter darin, an den Gitterstäben zu drehen und meine Wächter zu beobachten. Am Ende des Tages war ich bereit, etwas zu wagen. Nach einem Abendessen, das aus Käse und Haferbrei bestand, legte ich mich auf mein Bett und konzentrierte mich darauf, von der Gabe Gebrauch zu machen.
    Vorsichtig senkte ich meine Barrieren in der Furcht, dass Burl mir bereits auflauerte. Ich griff aus mir hinaus und fühlte nichts. Ich sammelte mich und versuchte es erneut. Mit dem gleichen Ergebnis. Ich öffnete die Augen und starrte in die Dunkelheit. Wie ungerecht! Schließlich kamen die Gabenträume und bemächtigten sich meiner nach Belieben, doch nun, da ich selbst den Strom der Gabe suchte, entzog er sich mir. Ich unternahm zwei weitere Versuche, bevor hämmernde Kopfschmerzen mich zur Aufgabe zwangen. Die Gabe würde mir nicht helfen, von hier zu entkommen.
    Bleibt die Alte Macht, bemerkte Nachtauge. Er schien sich in unmittelbarer Nähe zu befinden.
    Ich sehe nicht recht, wie sie mir in dieser Lage helfen soll.
    Ich auch nicht. Aber ich habe

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