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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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einen Gang unter der Mauer hindurch gegraben, für den Fall, dass es dir gelingt, aus diesem Käfig herauszukommen. Es war nicht leicht, denn die Erde ist gefroren und die Stämme reichen tief in den Boden. Aber wenn du dich aus dem Käfig befreist, kann ich dich aus der Stadt bringen.
    Das ist ein guter Plan, lobte ich ihn. Wenigstens einer von uns unternahm etwas.
    Weißt du, wo ich heute Nacht mein Lager habe? Der Gedanke konnte seine Belustigung kaum verhehlen.
    Wo hast du denn dein Lager?, fragte ich also ganz folgsam.
    Genau unter deinen Füßen. Es war gerade genug Platz für mich, um zwischen Erde und Fußboden zu kriechen.
    Nachtauge, das ist schierer Übermut. Man könnte dich entdecken oder die Stelle finden, wo du gegraben hast.
    Ein Dutzend Hunde ist schon vor mir hier gewesen. Niemandem wird mein Kommen und Gehen also auffallen. Ich habe den Abend genutzt, um mir alles genauer anzusehen. Alle Gebäude hier sind unterhöhlt. Es ist ganz leicht, unbemerkt von einem zum anderen zu gelangen.
    Sei vorsichtig, warnte ich ihn, auch wenn ich zugeben musste, dass es unendlich tröstlich war, ihn so dicht bei mir zu wissen. Ich verbrachte eine unruhige Nacht. Die drei Wachen achteten darauf, dass immer eine Tür zwischen uns war. Als der Zellenwärter mir am nächsten Morgen einen Becher Tee und zwei Scheiben Hartbrot brachte, versuchte ich ihn mit meiner Liebenswürdigkeit zu erweichen. »Also Ihr habt meinen Vater gekannt«, bemerkte ich, während er Becher und Brot zwischen den Stäben hindurchschob. »Ihr müsst dazu wissen, dass ich keine Erinnerung an ihn habe. Er hat mich nie sehen wollen.«
    »Dann sei froh darüber«, antwortete der Alte schroff. »Den Prinzen zu kennen hieß nicht, ihn zu mögen. Stocksteif Chivalric, ha! Für uns gab es strenge Regeln und Befehle, während er draußen munter Bastarde gezeugt hat. Ja, ich kannte deinen Vater. Kannte ihn viel zu gut für meinen Geschmack.« Damit wandte er sich von mir ab und zerstörte meine schwache Hoffnung, ihn als Verbündeten zu gewinnen. Ich setzte mich mit meinem bescheidenen Frühstück auf die Pritsche und starrte trübsinnig auf die Wand. Ein weiterer kostbarer Tag verstrich nutzlos, und um einen Tag kürzer war die Frist, bis Will kam, um mich zu holen. Einen Tag näher an Fierant, einen Tag näher am Tod.
    Zu mitternächtlicher Stunde wurde ich von Nachtauge geweckt. Rauch. Viel Rauch.
    Ich sprang von der Pritsche, ging zur Tür und schaute durch das vergitterte Guckfenster. Der alte Wärter schlief auf seinem Bett. Der Junge und der Radaubruder würfelten, während der Offizier sich mit dem Messer die Fingernägel schnitt. Alles war ruhig.
    Wo kommt der Rauch her?
    Soll ich nachsehen?
    Das wäre gut. Aber sei vorsichtig.
    Wann bin ich das nicht?
    Einige Zeit verging, während ich an der Zellentür stand und meine vier Wächter in der Wachstube beobachtete, dann meldete Nachtauge sich wieder. Ein großes Gebäude, das nach Getreide riecht. Es brennt an zwei Stellen.
    Gibt niemand Alarm?
    Niemand. Die Straßen sind leer und dunkel. Dieser Teil der Stadt schläft.
    Ich schloss die Augen und sah, was er sah. Das Gebäude war ein Kornspeicher. Jemand hatte an zwei Stellen Feuer gelegt. Das eine schwelte nur, aber das andere züngelte gierig an der trockenen Holzwand empor.
    Komm wieder her. Vielleicht können wir das für uns ausnutzen.
    Warte.
    Nachtauge bewegte sich zielstrebig die Straße entlang. Dabei schlüpfte er von einem Haus zum anderen. Hinter uns prasselte das Feuer im Kornspeicher und breitete sich weiter aus. Nachtauge blieb stehen, nahm Witterung auf und schlug eine andere Richtung ein. Bald stand er vor einem zweiten Feuer. Dieses fraß sich glimmend durch einen abgedeckten Heuhaufen im hinteren Teil eines Schuppens. Zuerst stieg nur leichter Rauch auf und kräuselte sich beinahe unschuldig in der Dunkelheit empor. Doch plötzlich schoss eine Stichflamme in die Höhe, und mit einem gewaltigen Fauchen ging das gesamte Heu in Flammen auf. Wilde Funken stoben in die Luft. Manche glühten noch, als sie auf die Dächer ringsum niedersanken. Jemand legt diese Brände. Komm wieder her!
    Auf dem Rückweg entdeckte Nachtauge noch einen weiteren Brandherd - ein Bündel öliger Lappen in der Ecke einer Baracke. Ein Windstoß fachte das Feuer an. Die Flammen arbeiteten sich am Eckpfosten des Hauses empor und schwelten am Sockel entlang.
    Der Winter hatte die Stadt aus Holz mit seinem strengen Frost so gründlich ausgetrocknet wie die

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