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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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größte Sommerhitze. Außerdem füllten zahlreiche Verschläge und Zelte die Lücken zwischen den Häusern. Wenn die Feuer noch lange unentdeckt brannten, war ganz Mondesauge bis zum Morgen in Schutt und Asche gelegt - samt meiner Wenigkeit, falls es mir nicht bald gelang, aus meiner Zelle herauszukommen.
    Wie viele Männer bewachen dich?
    Vier. Und die Tür ist verschlossen.
    Einer von ihnen muss den Schlüssel haben.
    Warte. Sehen wir erst, ob sich das Kräfteverhältnis zu unseren Gunsten ändert. Oder vielleicht schließen sie auf, um mich herauszuholen.
    Irgendwo in der schlafenden Stadt schlug ein Mann Alarm. Der erste Brand war entdeckt worden. Ich stand in meiner Zelle und lauschte mit Nachtauges Ohren. Nach und nach kam es zum Tumult, bis auch die Soldaten in der Wachstube aufstanden und sich gegenseitig fragten: »Was hat das zu bedeuten?«
    Einer ging zur Tür und öffnete sie. Kalter Wind und Brandgeruch quollen in den Raum. Es war der Rüpel, der seinen Kopf gleich wieder zurückzog und verkündete: »Sieht aus wie ein großes Feuer am anderen Ende der Stadt.« Sofort standen auch die anderen beiden an der Tür. Ihre aufgeregte Unterhaltung weckte schließlich den alten Mann, der sich erhob, um gleichfalls einen Blick nach draußen zu werfen. Auf der Straße lief jemand vorbei und rief »Feuer! Das Feuer ist los! Es brennt beim Kornspeicher! Bringt Eimer!«
    Der Junge schaute zu seinem Offizier. »Soll ich gehen und nachschauen?«
    Einen Augenblick zögerte der Mann, aber die Versuchung war zu groß. »Nein. Ihr bleibt hier, und ich gehe. Seid wachsam.« Er griff nach seinem Umhang und lief hinaus, während der Junge ihm enttäuscht hinterher schaute. Er blieb an der Tür stehen und starrte in die Dunkelheit. Dann: »Seht dort, noch mehr Flammen! Da drüben!«, rief er aufgeregt. Der Rüpel fluchte, dann warf auch er sich den Umhang über.
    »Ich gehe hin und sehe mir das an.«
    »Aber wir haben Befehl hierzubleiben und den Bastard zu bewachen.«
    »Du bleibst hier. Ich komme sofort wieder. Ich will nur sehen, was da los ist!« Die letzten Worte schrie er ihm über die Schulter hinweg zu und war schon verschwunden. Der Junge und der Gefängniswärter tauschten mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick. Dann legte der Alte sich wieder hin, aber der Junge mochte seinen Beobachtungsposten nicht verlassen. Durch mein Guckfenster konnte ich einen schmalen Ausschnitt der Straße sehen. Ein Trupp Männer lief vorbei, gefolgt von einem im Galopp gezogenen Pferdewagen. Die gesamte Bevölkerung schien in Richtung des Feuers unterwegs zu sein.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte ich.
    »Von hier aus kann ich nicht viel erkennen. Nur Flammen hinter den Ställen. Funkensprühen...« Der Junge schien enttäuscht zu sein, die spannenden Vorgänge nicht aus nächster Nähe miterleben zu können. Als ihm plötzlich klarwurde, mit wem er da redete, zog er abrupt den Kopf zurück und schloss die Tür. »Lass mich in Ruhe!«, warnte er, ging zu seinem Stuhl und setzte sich hin.
    »Wie weit ist es von hier bis zu dem Kornspeicher?«, fragte ich dennoch weiter. Entschlossen, sich auf nichts einzulassen, starrte er auf den Boden. »Weil«, hielt ich das Gespräch am Laufen, »ich mir gerade überlegt habe, was ihr wohl tun werdet, falls das Feuer sich bis hierher ausbreitet. Ich habe keine Lust, bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Sie haben euch doch den Schlüssel hiergelassen, oder?«
    Der Blick des Jungen flog sofort zu dem alten Mann, und dessen Hand zuckte unwillkürlich zu der Tasche an seinem Gürtel. Das genügte mir als Antwort. Nach einer Weile hielt es den Jungen nicht mehr auf seinem Stuhl. Er ging wieder zur Tür und schaute hinaus. Ich sah, wie sich seine Wangenmuskeln verkrampften. Der Wärter trat hinter ihn und schaute über seine Schulter hinweg nach draußen.
    »Es breitet sich aus, nicht wahr? Ein Brand im Winter ist etwas Furchtbares. Alles ist trocken wie Zunder.«
    Der Junge sagte nichts, aber er wandte den Kopf zu mir und schaute mich an. Des alten Mannes Hand tastete sich erneut zu dem Schlüssel in der Gürteltasche.
    »Kommt und fesselt mir die Hände und lasst mich aus der Zelle. Keiner von uns möchte mehr hier sein, wenn die Flammen das Haus erreichen.«
    Ein Blick von dem Jungen. »Ich bin kein Dummkopf. Ich werde nicht derjenige sein, den man hängt, weil er dich freigelassen hat.«
    »Von mir aus kannst du hier auf der Stelle verbrennen, Bastard«, fügte der Gefängniswärter mit Nachdruck

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