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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Atem schöpfen. Es war meine Tochter, - es war hier von meiner Tochter die Rede. Sie, die bisher von Burrich beschützt und versteckt gehalten wurde, um jetzt dem ›Interesse des Reiches‹ geopfert zu werden. Man wollte Molly meine Tochter aus den Armen reißen und der Königin übergeben. Mein kleines Mädchen, dessen Namen ich noch nicht einmal kannte. Sie sollte aus der Abgeschiedenheit an den Königshof verpflanzt werden, um eine Prinzessin zu sein und später eine Königin. Damit war sie für mich unwiderruflich verloren.
    »Fitz!« Der Narr legte mir die Hand auf die Schulter und drückte sie behutsam, obwohl er mich wahrscheinlich am liebsten geschüttelt hätte. Ich schlug die Augen auf.
    Er sah mich an. »Hast du mir nichts zu sagen?«
    »Kann ich einen Schluck Wasser haben?«
    Während er das Wasser holte, hatte ich Zeit, mich zu besinnen. Er half mir zu trinken, und als er mir den Becher von den Lippen nahm, hatte ich entschieden, welche Frage am überzeugendsten klingen würde. »Wie hat Kettricken auf die Nachricht reagiert, dass Veritas einen Bastard gezeugt hat? Sie dürfte wohl kaum sehr erfreut gewesen sein.«
    Auf dem Gesicht des Narren breitete sich die erhoffte Unsicherheit aus. »Das Kind wurde ausgangs der Erntezeit geboren, zu spät also, dass Veritas es noch gezeugt haben könnte, bevor er zu seiner Expedition aufbrach. Kettricken hatte es schneller ausgerechnet als ich.« Beinahe sanft sprach er weiter. »Du musst der Vater sein. Das meinte auch Chade zu Kettricken, als sie ihn fragte.« Der Narr hob die Augenbrauen. »Du hast nichts davon gewusst?«
    Ich drehte verneinend den Kopf auf dem Kissen hin und her. Was bedeutete einem wie mir schon der Begriff Ehre? Bastard und Meuchelmörder, erwartete man von so einem edlen Sinn? Ich sprach die Lüge leichtfertig aus, für die ich mich den Rest meines Lebens verabscheuen würde: »Ich kann nicht der Vater eines Kindes sein, das zur Erntezeit geboren wurde. Molly hatte mich schon Monate, bevor sie Bocksburg verließ, aus ihrem Bett verbannt.« Die nächsten Worte wollten mir fast nicht über die Lippen kommen. »Wenn Molly die Mutter ist und sie behauptet, das Kind wäre meins, dann lügt sie.« Ich bemühte mich, überzeugend zu wirken. »Es tut mir leid, Narr. Ich habe keinen neuen Weitseher für dich gezeugt, und ich werde es auch nicht tun.« Dabei brach mir unwillkürlich meine Stimme, und der Raum verschwamm hinter einem Tränenschleier. »Seltsam.« Ich versuchte, den Kopf zu schütteln. »Dass mir diese Lüge trotz allem so wehtut. Dass sie versucht, das Kind als meins auszugeben.« Ich schloss die Augen.
    Der Narr schien von meinem Kummer bewegt zu sein. »Soweit ich weiß, hat sie nichts dergleichen behauptet. Und bisher, glaube ich übrigens, ahnt sie auch nichts von Chades Plan.«
    »Wahrscheinlich sollte ich sowohl mit Chade als auch mit Kettricken sprechen. Um ihnen zu zeigen, dass ich lebe und damit sie erfahren, wie die Dinge sich in Wirklichkeit verhalten.« Ich schloss erneut die Augen, um nicht das Mitgefühl und die Verwirrung auf seinem Gesicht sehen zu müssen. Ich hoffte inständig, dass er meine Lüge glauben möge, sosehr ich mich auch selbst für die Verleumdung und Verleugnung Mollys verachtete, derer ich mich schuldig gemacht hatte. Damit ich nicht in die Verlegenheit kam, noch weitere Lügen erzählen zu müssen, stellte ich mich schlafend, worauf der Narr irgendwann den Leuchter nahm und ging.
    Später lag ich dann einige Zeitlang wach in der Dunkelheit und hasste mich selbst. Es war besser so, redete ich mir ein. Falls ich je zu ihr zurückkehren würde, dann konnte ich immer noch alles richtigstellen. Und selbst wenn nicht, dann würde man ihr wenigstens nicht unser Kind wegnehmen. Wieder und wieder sagte ich mir, dass ich das Richtige getan hatte. Doch ich fühlte mich wie ein Verräter und Schuft.
    Nach einer Nacht voller Träume holte mich ein heller Vormittag und ein Klopfen an der Tür aus dem Schlaf. Mein anhaltendes starkes Fieber hielt mich in einem Dämmerzustand, der wellenförmig verlief und mir genauso düstere wie lichte Momente bescherte. Mir tat mein Kopf weh, und ich fror entweder oder schwitzte. Das Klopfen wiederholte sich, doch diesmal war es lauter. Krähe stellte die Tasse mit Weidenrindentee hin, die sie mir aufdrängen wollte. Der Narr saß an seiner Werkbank. Er legte sein Schnitzmesser beiseite, aber Krähe war mit einem: »Ich gehe schon!« schneller bei der Tür.
    Als sie öffnete,

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