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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dem abgedankten Thronfolger. Und du bist der ehemalige Hofnarr.«
    »Früher einmal war ich vielleicht der Hofnarr. Das ist hier in Jhaampe aber allgemein bekannt. Jetzt bin ich der Spielzeugmacher. Da ich diesen Titel also nicht mehr beanspruche, kannst du dir die Narrenkappe je nach Lust und Laune gerne selbst aufsetzen. Was allerdings Tom angeht, - so fürchte ich, er führt dieser Tage den Titel einer Schlafmütze.«
    »Ich werde in dieser Sache bei der Königin vorstellig werden.«
    »Ein wahrhaft weiser Entschluss. Wenn du den Wunsch hast, ihre Hofnärrin zu werden, dann ist tatsächlich sie es, der du dich vorstellen solltest. Doch vorerst lass mich dir etwas anderes zeigen. Nein, sei so gut, trete einen Schritt zurück, damit du es voll und ganz würdigen kannst. Hier kommt es.« Ich hörte den Knall und das metallische Schnappen des Riegels. »Die Außenseite meiner Tür«, verkündete der Narr heiter. »Ich habe sie selbst gestrichen. Gefällt sie dir?«
    Seinen Worten folgte ein dumpfes Poltern, wie von einem Fußtritt gegen Holz. Dies wiederholte sich noch einige Male. Der Narr hingegen kehrte fröhlich summend zu seiner Werkbank zurück, setzte sich hin, nahm den hölzernen Kopf einer Puppe zur Hand und einen feinen Pinsel. Bevor er seine Arbeit wieder aufnahm, schaute er zu mir hin. »Schlaf weiter. Sie wird nicht so bald eine Audienz bei der Königin erhalten, denn Kettricken empfängt dieser Tage nur wenige Besucher. Und wenn sie schließlich doch Gelegenheit erhält, ihre Geschichte zu erzählen, dann ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass man ihr Glauben schenken wird. Mehr können wir jetzt nicht tun. Also schlaf, solange du noch kannst und sammle neue Kräfte, denn ich fürchte, du wirst sie brauchen.«
     
    Tageslicht auf weiß verschneiter Landschaft. Bäuchlings im Schnee. Zwischen den Bäumen, den Blick hinunter auf eine Lichtung. Dort das Spiel von Menschenjungen, die sich gegenseitig jagen, anspringen und niederwerfen, um sich balgend im Schnee zu wälzen. Sie sind gar nicht so viel anders als unsere Welpen. Neid. Wir hatten niemals andere Welpen, um mit ihnen zu spielen, als wir jung waren. Es ist wie ein Juckreiz, ein Verlangen, dort hinunterzulaufen und mich unter sie zu mischen. Sie würden sicher erschrecken, mahnen wir uns zur Vorsicht. Also nur zuschauen. Ihr helles Jauchzen erfüllt die Luft. Wird unsere Brudertochter genauso sein wie diese, fragen wir uns. Zöpfe fliegen, während sie durch den Schnee tollen.
    »Fitz, wach auf. Ich muss mit dir reden.«
    Ein drängender Ton in der Stimme des Narren erreichte mein fieberhaftes Bewusstsein. Als ich die Augenlider hob, stach mir Helligkeit wie mit Nadeln in die Augen. Der Raum war dunkel, doch der Narr hatte einen mehrarmigen Kerzenleuchter neben meinem Bett auf den Boden gestellt. Er saß daneben und schaute mir ernst ins Gesicht. Ich konnte seine Miene nicht deuten. Mir schien so, als ob Hoffnung in seinen Augen lag und seine Lippen umspielte, gleichwohl wirkte er angespannt, als hätte er schlechte Neuigkeiten zu überbringen. »Bist du wach? Hörst du, was ich sage?«
    Ich brachte ein Nicken zustande. »Ja.« Meine Stimme klang so heiser, dass ich sie kaum wiedererkannte. Statt kräftiger zu werden, damit die Heilerin mir den Pfeil herausschneiden konnte, fühlte ich mich, als sollte die Wunde die Oberhand behalten. Jeden Tag breitete der Schmerz sich weiter aus und nagte buchstäblich an den Rändern meines Verstandes, weshalb es mir schwerfiel, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Ich habe mit Chade und Kettricken zu Mittag gespeist. Chade brachte Neuigkeiten mit.« Der Narr legte den Kopf schräg und ließ mich, während er mit seiner Erzählung fortfuhr, nicht aus den Augen: »Chade sagte, es gäbe noch einen Weitseherspross in Bocksburg. Ein Mädchen. Ein weiterer Bastard und im Seitensprung gezeugt, aber mit dem Blut der Weitseher in den Adern. Er schwört, dass es so ist.«
    Ich schloss die Augen.
    »Fitz! Fitz, wach auf und hör mir zu. Er bemüht sich, Kettricken zu überreden, Anspruch auf dieses Kind zu erheben. Entweder unter dem Vorwand, es sei ihre rechtmäßige und von Veritas empfangene Tochter, da man die Geschichte von der Totgeburt nur erfunden habe, um sie vor Attentätern zu schützen. Oder unter der Vorgabe, das Mädchen sei Veritas’ Bastard, weshalb man sich im Interesse des Reiches entschlossen hätte, das Mädchen als legitime Erbin anzuerkennen.«
    Ich konnte mich zunächst weder rühren noch konnte ich

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