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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wird, und dass ein Erbe aus dem Geschlecht der Weitseher den Thron besteigen wird, um die Sechs Provinzen unter seiner gerechten Herrschaft zu vereinen. Er sagt, es ist von größter Wichtigkeit, den Widerstandsgeist der Menschen zu schüren und sie in dem Glauben an Veritas’ Rückkehr zu bestärken.«
    Ich suchte mir durch ihr Geplapper von Liedern und Prophezeiungen den Weg zurück zum Ursprung. »Uns, hast du gesagt. Wer ist gemeint mit ›uns‹? Und wohin gehen wir?«
    Merle zog ihren Handschuh aus und befühlte prüfend meine Stirn. »Hast du wieder Fieber? Ein bisschen vielleicht. Kehren wir um.« Als wir uns durch die menschenleeren Straßen auf den Rückweg machten, erklärte sie mir geduldig: »Wir, du und ich und Kettricken, gehen auf die Suche nach Veritas. Hast du vergessen, dass du aus diesem Grund hergekommen bist? Kettricken sagt, die Reise wird hart. Der Weg bis zu dem Ort, an dem der Kampf stattgefunden hat, sei noch das leichteste Stück, doch falls Veritas von dort aus weitergezogen ist, dann vielleicht auf einem der einstigen Pfade, die nur auf ihrer alten Karte eingezeichnet sind. Ihr Vater ist ganz und gar nicht einverstanden mit ihrem Vorhaben, er denkt nur noch an den wohl unvermeidlichen Krieg mit Edel. ›Während du deinen Gemahl suchst, setzt dein verräterischer Schwager alles daran, unser Volk zu unterjochen!‹, hat er zu ihr gesagt. Deshalb muss sie sich mit der Ausrüstung begnügen, die man ihr freiwillig überlässt, und mit den Leuten, die bereit sind, ihr zu folgen, statt gegen Edel zu kämpfen. Davon gibt es nicht viel und...«
    »Ich möchte zurück zum Haus«, unterbrach ich sie matt. In meinem Kopf drehte sich alles, und meinem Magen ging es nicht besser. Ich hatte vergessen, wie es an König Listenreichs Hof gewesen war. Weshalb sollte es hier anders zugehen? Andere planten und trafen die notwendigen Vorbereitungen, bis man schließlich geruhte, mir zu sagen, was ich tun sollte, und ich würde es tun. War das nicht immer meine Rolle gewesen? Hierhin oder dorthin gehen und irgendeinen Menschen ermorden, dem ich nie zuvor begegnet war, und alles auf einen höheren Befehl hin. Ich wusste nicht, weshalb mich plötzlich so sehr aus der Fassung brachte, dass man alles besprochen und abgeklärt hatte, ohne mich zu fragen und sogar ohne mein Wissen, als wäre ich nur ein Pferd im Stall, das darauf wartete, aufgezäumt und zur Jagd geritten zu werden.
    Andererseits - war das nicht der Handel, den ich mit Chade geschlossen hatte? Dass sie mein Leben haben konnten, wenn sie dafür mein Kind in Frieden ließen? Weshalb überrascht sein? Weshalb sich überhaupt Gedanken machen? Das Klügste war, zum Haus des Narren zurückzugehen, um zu schlafen, zu essen und Kräfte zu sammeln, bis man mir den Sattel auflegte.
    »Geht es dir gut?«, fragte Merle mich plötzlich besorgt. »Du bist furchtbar blass.«
    »Mir fehlt nichts«, versicherte ich ihr geistesabwesend. »Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, dass es schön wäre, dem Narren eine Zeitlang beim Bau seiner Marionetten zu helfen.«
    Merle runzelte die Stirn. »Ich begreife immer noch nicht, was du mit ihm hast. Weshalb ziehst du nicht in die Residenz, zu Kettricken und mir? Du brauchst kaum noch Pflege. Es ist Zeit, dass du deinen rechtmäßigen Platz an der Seite der Königin einnimmst.«
    »Wenn die Königin mich ruft, werde ich zu ihr gehen«, antwortete ich pflichtbewusst. »Das ist früh genug.«

KAPITEL 22
    AUFBRUCH
    C hade Irrstern nimmt eine einzigartige Position in der Geschichte der Sechs Provinzen ein. Trotz fehlender offizieller Anerkennung und aufgrund der frappierenden Familienähnlichkeit kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit annehmen, dass in seinen Adern das Blut der königlichen Familie floss. Wie auch immer, wer er war, ist unwichtig verglichen mit dem, was er war. Manche behaupten, er wäre schon Jahrzehnte vor dem Krieg gegen die Roten Schiffe König Listenreichs Spion gewesen. Andere bringen seinen Namen in Verbindung mit Lady Quendel, von der man fast sicher weiß, dass sie eine Giftmörderin und Diebin im Dienst der Weitseher war. Beweisen lässt sich weder das eine noch das andere.
    Bekannt ist, dass Chade Irrstern ins Licht der Öffentlichkeit trat, nachdem der König von eigenen Gnaden, Edel Weitseher, Bocksburg verlassen hatte. Er stellte sich mit all seinem Wissen und Können in den Dienst von Prinzessin Philia. Sie verfügte damit über die Möglichkeit, sich seines weitgespannten

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