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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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würde er sein Versprechen für erfüllt halten und mir berichten, dann aber nicht, dass sie noch in guter Hoffnung sei, sondern dass ich Vater geworden war. Selbst in meinem Zustand konnte ich erkennen, dass Burrich damit eine bei ihm gänzlich ungewohnte Spitzfindigkeit an den Tag gelegt hatte, und ein Teil von mir begriff die Tiefe und Verbundenheit seiner Freundschaft, dass er um meinetwillen bereit gewesen war, sein Versprechen so großzügig auszulegen. Als er dann aber endlich gekommen war, um mir von der Geburt meiner Tochter zu berichten, hatte er stattdessen nur Beweise für meinen Tod vorgefunden.
    Er war schnurstracks nach Burgstadt geeilt, um dort einem Maurer mit der Bitte um Weitergabe ein bestimmtes Losungswort mitzuteilen. So ging es bald von Mund zu Mund, bis Chade sich mit Burrich im Fischereihafen getroffen hatte. Sie waren beide fassungslos gewesen. »Burrich konnte nicht glauben, dass du tot warst. Ich konnte nicht verstehen, was dich in der Hütte festgehalten hatte. Meine Beobachter entlang des Fernwegs am Bocksfluss hielten trotz allem nach dir Ausschau, denn ich war überzeugt gewesen, du würdest dich bei einer Flucht nicht nach Burgstadt wenden, sondern dich sofort auf den Weg ins Bergreich machen. Das sagte ich auch zu Burrich in jener Nacht: Wir müssten dir Zeit lassen, in Ruhe nachzudenken und zu entscheiden, wem deine Loyalität gehört. Ich hatte noch mit Burrich gewettet, dass du, auf dich allein gestellt, wie ein Pfeil von der Sehne geschnellt schnurstracks zu Veritas fliegen würdest. Das, glaube ich, hat uns am meisten bestürzt - dass du dort bei der Hütte den Tod gefunden haben solltest, statt dich auf dem Weg zu deinem König zu befinden.«
    »Nun«, erklärte ich mit der redseligen Selbstgefälligkeit des Betrunkenen, »ihr habt euch beide geirrt. Ihr habt euch beide eingebildet, mich so gut zu kennen. Ihr habt gedacht, ich wäre ein Werkzeug, das euch willenlos gehorcht. Aber ich bin NICHT dort gestorben! Ich bin auch nicht ausgezogen, um meinen König zu suchen. Ich habe mich aufgemacht, um Edel zu töten. Ganz und gar um meinetwillen.« Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, nahm jedoch schleunigst meine vorherige aufrechte Haltung wieder ein, als ich den schmerzhaften Druck der Lehne an meiner heilenden Wunde spürte. »Um meinetwillen!«, wiederholte ich. »Nicht für meinen König oder auch nur eine der Sechs Provinzen! Um meinetwillen bin ich hingegangen, um ihn zu töten. Weil ich mit ihm abzurechnen hatte.«
    Chade blickte mich nur an, doch aus dem Herdwinkel ertönte die belehrende Stimme von Krähe, die dort auf ihrem Stuhl hin- und herschaukelte. »Die Weißen Schriften sagen: ›Er soll nach dem Blut seines eigenen Geschlechts dürsten, doch sein Durst wird ungestillt bleiben. Vergebens hungert der Wandler nach eigenem Herd und Kindern, denn seine Kinder werden die eines anderen sein und das Kind eines anderen das seine...‹«
    »Keine Macht kann mich zwingen, diese Prophezeiung zu erfüllen!«, brauste ich auf. »Von wem stammt sie überhaupt?«
    Krähe schaukelte ungerührt weiter vor sich hin. Es war der Narr, der mir in mildem Ton antwortete, ohne von seiner Arbeit auf zuschauen. »Von mir. Aus den Tagen meiner Kindheit, den Tagen meiner Träume. Noch bevor ich dir begegnet war und kannte, außer in meinen Visionen.«
    »Du bist dazu verurteilt, sie zu erfüllen«, belehrte Krähe mich freundlich.
    Ich hieb meinen Becher auf den Tisch. »Lieber will ich verdammt sein!«, brüllte ich. Keiner erschrak oder hielt meinen Ausbruch eines weiteren Kommentars für würdig. In einem Augenblick entsetzlicher Klarheit glaubte ich die Stimme von Mollys Vater von einst zu hören: »Verdammtes Gör!« Molly war zusammengezuckt, hatte ihm aber weiter keine Beachtung geschenkt. Sie hatte gewusst, mit einem Betrunkenen konnte man nicht reden. »Molly«, stöhnte ich plötzlich, legte den Kopf auf die Arme und weinte.
    Nach einer Weile fühlte ich Chades Hände auf meinen Schultern. »Beruhige dich, Junge. Das alles führt doch zu nichts. Ins Bett mit dir. Morgen musst du deiner Königin gegenübertreten.« Seine Langmut war mehr, als ich verdiente, und beschämt erkannte ich das ganze Ausmaß meines unmöglichen Verhaltens.
    Widerstandslos ließ ich mich von meinem Stuhl hochziehen und zu meinem Bett führen. Auf der Kante sitzend, sagte ich vorwurfsvoll: »Du hast es gewusst. Du hast es die ganze Zeit gewusst.«
    »Was gewusst?«, fragte

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