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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Staub zum Beispiel immer noch erkennen, dass man den Fluss aus glänzenden schwarzen Glassplittern zusammengesetzt hatte. Miniaturhäuser säumten die schnurgeraden Straßen; in Brunnen schimmerte Wasser aus blauem Glas, und mit grüner Wolle beklebte Zweiglein symbolisierten die Bäume in der Stadt. An bestimmten Stellen waren kleine Kristalle in das Relief eingefügt. Ich vermutete, es handelte sich um Orientierungspunkte. An alles war gedacht worden; kleine Würfel bezeichneten die Buden auf dem Marktplatz. Sosehr sie zerstört worden war, sosehr ergötzte die Miniturlandschaft mit ihrer Detailtreue doch noch das Auge.
    Ohne mich von den Geistern weiter stören zu lassen, nutzte ich die Gelegenheit, den Plan der Stadt zu betrachten und mich daran zu orientieren. Das Gebäude, in dem ich mich befand, war leicht zu finden. Wie es das Pech jedoch wollte, so war ausgerechnet dieser Teil des Reliefs von vielen Rissen durchzogen. Trotzdem war ich mir meiner Sache ziemlich sicher, als mein Finger den Weg nachzeichnete, den ich in der Nacht zurückgelegt hatte. Ich bewunderte die planvolle und genaue Anlage der Straßen und staunte, wie die großen Kreuzungen die Stadt in gleichmäßige symmetrische Bezirke aufteilten. Mein Auge fiel auf ein Monument, an das ich mich erinnerte, und das half mir zweifelsfrei den Platz zu identifizieren, an dem ich in der Nacht zuvor ›aufgewacht‹ war. Mein Blick verglich diese Stelle genau mit der Position meines Kartenturms, und ich prägte mir sorgfältig ein, wie ich gehen musste, um dorthin zu gelangen. Nur dort fand ich vielleicht noch einen Anhaltspunkt, der mir die Erinnerung an den fehlenden Tag zurückbrachte. Ich wünschte mir ein Blatt Papier und eine Feder herbei, um eine Skizze anfertigen zu können, und plötzlich begriff ich, was es mit dem Feuer für eine Bewandtnis hatte.
    Veritas hatte einen angebrannten Stock benutzt, um sich eine Karte zu zeichnen. Doch worauf die Zeichnung? Ich schaute mich sorgfältig im Zimmer um, doch hier gab es keine Wandbehänge. Die Mauerflächen zwischen den Fenstern waren mit weißen Steinplatten verkleidet, und darauf eingraviert... - Da stand ich auf, um mir die Sache einmal näher anzusehen. Ich war vor Staunen überwältigt und legte die Hand auf den kalten weißen Stein; dann schaute ich aus dem schmutzigen Fenster daneben hinaus. Meine Finger folgten auf dem Stein dem Flusslauf, den ich in der Ferne sehen konnte, und ertasteten die glatte Kerbe der Straße, die ihn überquerte. Jeglicher Ausblick aus den umliegenden Fenstern wiederholte sich auf den Tafeln daneben. Winzige Inschriften und Symbole waren vermutlich die Namen von Ortschaften oder Gütern. Ich wischte über die Fensterscheibe, doch umsonst, denn der meiste Schmutz befand sich außen.
    Also hatte dort bei dem einen Fenster nicht ein Sturm das Glas zerbrochen; - Veritas hatte es eingeschlagen, um besser sehen zu können, was dahinter lag. Dann hatte er das Feuer angezündet und einen verkohlten Stock genommen, um - so meine Vermutung - etwas auf die Karte einzuzeichnen, die er aus Bocksburg mitgenommen hatte. Aber was genau? Ich ging zu dem eingeschlagenen Fenster und musterte die Tafeln links und rechts. Linkerhand hatte offenbar jemand versucht, die Staubschicht von der Tafel abzuwischen. Ich legte meine eigene Hand auf Veritas’ Handabdruck. Er hatte diese Tafel notdürftig gesäubert, um hinauszuschauen und dann etwas aufzuzeichnen. Es musste sein nächstes Ziel gewesen sein, - was sonst? Ich fragte mich, ob die Gravur auf der Tafel mit irgendeinem Teil jener alten Landkarte übereinstimmte. Wenn ich nur Kettrickens Kopie dabeigehabt hätte!
    Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir im Norden die Berge. Von dort aus waren wir, war ich hergekommen. Ich studierte das vor mir liegende Landschaftspanorama und versuchte anschließend, es mit der gravierten Platte neben mir in Übereinstimmung zu bringen. Die flackernden Geister aus der Vergangenheit machten das Unterfangen nicht leichter. In einem Augenblick schaute ich auf dichten Wald, im nächsten erblickte ich Äcker und Weiden. Das Einzige, was beide Szenerien gemeinsam hatten, war das schwarze Band der Straße, das pfeilgerade den Bergen zustrebte. Meine Finger folgten der Kerbe im Stein. Die Stelle, wo die Straße sich gabelte, war mit einigen Inschriften markiert, und man hatte dort auch einen kleinen Kristall eingesetzt.
    Ich beugte mich vor und studierte aus nächster Nähe die winzigen Zeichen. Entsprachen sie den

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