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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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auch die Stadt von wilden Tieren gemieden. Ich trat über die Schwelle, und meine Stiefel zogen Furchen durch den Staub, der als dicke Schicht den Boden bedeckte.
    Vor mir breiteten sich die zerschlissenen Reste uralter Tapisserien aus. Ich hob den Blick zur Decke hoch über meinem Kopf. Allein diese Vorhalle wäre groß genug gewesen, um den gesamten Exerzierplatz von Bocksburg in sich aufzunehmen. Ich kam mir darin nur noch winzig vor. Ein Stück weiter führten steinerne Stufen in ein Halbdunkel hinein. Als ich mich den Stufen näherte, vernahm ich plötzlich ein genauso geschäftiges wie nüchternes Stimmengemurmel, worauf der Treppenaufgang bald von hochgewachsenen Gestalten in langen Roben bevölkert war, die kamen und gingen. Die meisten trugen Schriftrollen bei sich oder hatten Pergamente unter den Arm geklemmt. Sie unterhielten sich wie Leute, die über genauso ernsthafte wie wichtige Angelegenheiten diskutieren. Auf eine ganz feine Art unterschieden sie sich von all den anderen Menschen, unter denen ich mich jemals bewegt hatte. Die Farben ihrer Augen erschienen mir so grell, und ihre Gliedmaßen und Körper wirkten so sehr in die Länge gezogen. Ansonsten wirkten sie durchaus normal. Dies musste ein Ort der Rechtsprechung oder der Regierungsverwaltung gewesen sein, folgerte ich. Anders war die Art und das Auftreten dieser Menschen nicht zu erklären. Einige der Anwesenden trugen gelbe Gewänder, schwarze Beinkleider und eine Art Rangabzeichen auf den Schultern; ich vermutete, dass es Staatsbeamte waren. Im zweiten und im dritten Stock, die ich nacheinander hinaufstieg, waren solche Robenträger dann noch zahlreicher anzutreffen.
    Der weite Treppenaufgang erhielt etwas Licht von den Fenstern auf jedem Podest. Vom dem ersten Absatz aus sah ich nur das obere Stockwerk des benachbarten Gebäudes. Vom zweiten Absatz aus schaute ich bereits auf einige darunter liegende Dächer. Im dritten Stock angekommen, musste ich zur anderen Seite des Gebäudes hinübergehen, um die nächste Treppe zu erreichen. Auf dieser Etage fiel mir die opulente Ausstattung auf, die nach wie vor mit beeindruckenden Resten großer Wandteppiche überraschte. Meine Augen nahmen außer den Menschen nun auch schemenhafte Möbelstücke wahr, als wirkte die Magie hier oben stärker und nicht nur auf Menschen, sondern auch auf einfache Dinge. Ich hielt mich am Rand der Korridore. Es war mir unangenehm, die Menschen zu spüren, die durch mich hindurchgingen und ihr Nichtvorhandensein zu akzeptieren. An den Wänden standen gepolsterte Wartebänke - auch das erinnerte im großen Maßstab an eine Regierungsverwaltung. Schreiber saßen an Tischen und kopierten Informationen von den Schriftrollen, die man ihnen überbrachte.
    Ich schaffte es gleich danach zum nächsten Treppengang, doch meine Hoffnung auf einen ungehinderten Blick auf die Stadt wurde wieder enttäuscht, denn vor mir prangte plötzlich ein großes Ornamentglasfenster. Dargestellt waren darauf eine Frau und ein Drache. Sie schienen einander nicht feindlich gesonnen zu sein, sondern standen beinahe so beisammen, als unterhielten sie sich nur. Die Frau hatte schwarzes Haar und schwarze Augen und trug um die Stirn ein rotes Band. Sie hielt etwas in der linken Hand, ob eine Waffe oder ein Zepter, das konnte ich nicht erkennen. Ihr gegenüber trug der gigantische Drache seltsamerweise ein juwelenbesetztes Halsband, wobei aber sonst nichts weiter in seiner Haltung auf seine Zähmung hindeutete. Eine ganze Zeit lang starrte ich auf das Fenster mit seinem von der Sonne geweckten Juwelenglanz und seinem staubigen Buntglas, bevor ich mich von dem Anblick losreißen konnte. Mir war, als hätte das Bild eine tiefere Bedeutung, die mir verborgen blieb. Endlich wandte ich mich davon ab, um den Raum genauer zu betrachten, in dem ich mich inzwischen befand.
    Dieses Stockwerk war heller als die unteren. Es bestand nur aus einem großen, offenen Gemach. Schmale, hohe Fenster aus hellem Glas wechselten sich ab mit Wandgemälden, die sowohl Schlachtszenen als auch ländliche Idyllen darstellten. Ich hätte zwar gerne einen genaueren Blick darauf geworfen, aber ich lenkte meine Schritte dann doch entschlossen zu einer engen Wendeltreppe, von der ich mir erhoffte, dass sie endlich in den obersten Turm hineinführte, den ich von außen gesehen hatte. Die Geistererscheinungen schienen hier oben übrigens weniger zahlreich zu sein als zuvor.
    Der Aufstieg war länger und steiler als erwartet. Bevor ich oben

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