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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zurück.
    Und es ist bestimmt alles in Ordnung?
    Ich werde vorsichtig sein, versprochen.
    Die Kälte draußen traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Und es war absolut dunkel. Nach einer Weile hatten meine Augen sich daran gewöhnt, trotzdem konnte ich wenig mehr erkennen als unsere Jurte. Die Sterne waren hinter einer dünnen Wolkendecke verschwunden. Ich stand in dem eisigen Wind und spannte meine Sinne an, um herauszufinden, was mich geweckt hatte. Ich spürte meine Reisegefährten und den Hunger der zusammengedrängten Jeppas. Von Körnerfutter allein konnten sie nicht mehr lange existieren. Eine zusätzliche Sorge. Resolut schob ich sie beiseite und spürte weiter hinaus. Ich erstarrte. Pferde? Ja. Und Reiter? Wahrscheinlich. Nachtauge war plötzlich neben mir.
    Kannst du sie wittern?
    Der Wind steht ungünstig. Soll ich nachsehen?
    Ja. Aber halt dich im Verborgenen.
    Natürlich. Kümmere dich um den Narren. Er hat gewimmert, als ich ihn verließ.
    In der Jurte weckte ich Kettricken. »Ich glaube, wir sind in Gefahr«, unterrichtete ich sie. »Pferde und Reiter, wahrscheinlich ein ganzes Stück hinter uns auf der Straße. Ich bin mir aber nicht ganz sicher.«
    »Bis wir ganz sicher sind, werden sie hier sein. Weck die anderen. Wir brechen auf, sobald man die Hand vor Augen sehen kann.«
    »Der Narr fiebert immer noch.« Ich bückte mich, um Merle zu schütteln.
    »Wenn er hierbleibt, wird er bald kein Fieber mehr haben, sondern tot sein. Und du mit ihm. Ist der Wolf zurückgelaufen, um zu kundschaften?«
    »Ja.« Ich wusste, sie hatte Recht, doch es kostete mich trotzdem Überwindung, den Narren aus dem Schlaf zu reißen. Er bewegte sich wie in Trance. Während die anderen unsere Ausrüstung zusammenpackten, steckte ich ihn in seinen Mantel und in ein zweites Paar Hosen. Zusätzlich in eine Decke gewickelt, beförderte ich ihn nach draußen. Dann half ich beim Abbau der Jurte und beim Aufladen. Kettricken fragte ich leise: »Wie viel Gewicht kann ein Jeppa tragen?«
    »Mehr als der Narr wiegt. Doch ihr Rücken ist zu schmal, um bequem darauf zu sitzen, und unter einem Reiter werden sie leicht bockig. Wir könnten es versuchen, aber für ihn wäre es ungemütlich, und das Jeppa wäre schwierig zu führen.«
    Ich hatte mit dieser Antwort gerechnet; trotzdem war ich enttäuscht.
    »Was gibt es Neues von deinem Wolf?«, wollte sie wissen.
    Ich griff zu Nachtauge hinaus und merkte bestürzt, wie sehr ich mich anstrengen musste, um sein Bewusstsein zu berühren. »Sechs Reiter«, berichtete ich.
    »Freund oder Feind?«
    »Das kann er nicht beurteilen.« Ich fragte Nachtauge: Wie sehen die Pferde aus?
    Schmackhaft.
    Groß wie Rußflocke oder klein wie Bergponys?
    Irgendwo dazwischen. Ein Packtier.
    »Sie reiten Pferde, keine Ponys«, sagte ich zu Kettricken.
    Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Für einen Ritt ins Hochgebirge würden meine Landsleute keine großen Pferde nehmen, sondern Ponys oder Jeppas. Einigen wir uns darauf, dass es Feinde sind, und handeln wir entsprechend.«
    »Fliehen oder kämpfen?«
    »Beides natürlich.« Sie hatte bereits ihren Bogen aus dem Packen auf dem Rücken eines der Jeppas gezogen. Nun spannte sie ihn. »Zuerst suchen wir uns einen geeigneten Platz für einen Hinterhalt. Dann warten wir. Los jetzt.«
    Leichter gesagt als getan. Nur wegen der freien, ebenen Straße war es überhaupt möglich. Die Morgendämmerung war erst gerade angebrochen, als wir den Tag in Angriff nahmen. Merle ging mit den Jeppas voraus. Ich folgte ihr mit dem Narren, während Krähe mit ihrem Stock und Kettricken mit dem Bogen die Nachhut übernahmen. Anfangs ließ ich den Narren allein gehen. Er setzte schlurfend einen Fuß vor den anderen, und als der Abstand zwischen uns und den Jeppas immer größer wurde, sah ich ein, dass es so keinen Zweck hatte. Ich legte seinen linken Arm über meine Schulter und meinen Arm um seine Taille und zog ihn mit. Schon nach kurzer Zeit geriet er völlig außer Atem und hatte Mühe, nicht die Füße schleifen zu lassen. Die unnatürliche Hitze, die sein Körper ausstrahlte, machte mir Angst. Unbarmherzig trieb ich ihn an und flehte einen Ort herbei, der uns Deckung bot.
    Die Deckung, die wir fanden, bestand nicht aus Bäumen, sondern aus Steinen. Ein Bergrutsch hatte die halbe Straße weggerissen und den Rest durch einen Wall aus Erdreich und Geröll unpassierbar gemacht. Merle und die Jeppas standen immer noch ratlos vor dem Hindernis, als der Narr und ich angestolpert

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