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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kamen. Ich setzte ihn auf einen Stein, wo ihm die Augen zufielen und er in sich zusammensank.
    »Der Erdrutsch hat schon vor längerer Zeit stattgefunden«, erklärte Merle. »Vielleicht sieht es schlimmer aus, als es ist.«
    »Vielleicht.« Meine Augen waren bereits damit beschäftigt, nach einer geeigneten Route Ausschau zu halten. Wegen der Schneedecke war es schwierig, das Gelände zu beurteilen. »Wenn ich mit den Jeppas vorangehe, kannst du dann mit dem Narren nachkommen?«
    »Ich glaube schon.« Sie schaute zu ihm hin. »Wie schlecht geht es ihr?«
    Merles Stimme verriet aufrichtige Anteilnahme, deshalb schluckte ich meinen Ärger über ihre fixe Idee hinunter. »Er kann langsam gehen, wenn man ihn stützt. Wartet hier, bis das letzte Jeppa oben und drüber weg ist. Dann folgt ihr unserer Spur.«
    Merle nickte, aber sehr glücklich sah sie nicht aus. »Sollten wir nicht auf Kettricken und Krähe warten?«
    Ich überlegte. »Nein. Falls diese Reiter uns einholen sollten, möchte ich nicht zwischen ihnen und diesem Geröllhaufen gefangen sein. Versuchen wir unser Glück.«
    Jetzt hätten wir Nachtauge gut brauchen können. Sein ausgezeichneter Instinkt hätte ihm den sichersten Weg gewiesen.
    Ich kann nicht zu euch kommen, ohne dass man mich sieht. Sie befinden sich zwischen uns, und auf der Straße kann ich sie nicht umgehen.
    Schon gut. Behalte sie im Auge und berichte mir, was sie tun. Kommen sie schnell voran?
    Sie lassen ihre Pferde Schritt gehen und scheinen uneins zu sein. Einer ist fett und mag nicht mehr reiten. Er spricht wenig, doch er treibt nicht zur Eile. Sei vorsichtig, mein Bruder.
    Ich holte tief Atem, und da keine Stelle besser aussah als die andere, ging ich einfach der Nase nach. Anfangs lagen nur verstreute Steine auf der Straße; dahinter jedoch erhob sich ein Wall aus großen Felsklötzen, Geröll und losen, scharfkantigen Steinen. Vorsichtig suchte ich mir einen Weg auf diesem tückischen Untergrund. Das Leittier der Jeppas führte ich an der Leine; die übrigen fünf folgten einzeln. Bald stellte sich heraus, dass sich unter einer dünnen Schicht aus verharschtem Schnee Spalten und Löcher verbargen, die sehr tief sein konnten. Das musste ich erleben, als mein rechtes Bein unversehens bis zum Knie in einer solchen Falle steckte. Ich befreite mich vorsichtig, um das Schicksal nicht herauszufordern, und kletterte weiter.
    Als ich einen Augenblick innehielt und mich umschaute, verließ mich beinahe der Mut. Ich bewegte mich auf einer abschüssigen Geröllhalde, aus der senkrecht die glatte Felswand emporragte. Wenn die Steine unter meinen Füßen ins Rutschen gerieten, trat ich mit ihnen eine Reise ohne Wiederkehr an. Kein Baum, kein Strauch, kein Vorsprung, an dem man sich festklammern konnte. Jede Kleinigkeit erschien hier plötzlich als lebensgefährlich: das Zerren des Jeppas an der Leine, ein plötzliches Drehen des Windes, selbst das Haar, das mir in die Augen wehte. Zweimal ließ ich mich auf alle viere nieder und kroch auf Händen und Knien weiter. Auch sonst bewegte ich mich geduckt und untersuchte den Boden mit prüfenden Blicken, bevor ich den Fuß aufsetzte und mein Gewicht darauf verlagerte.
    Hinter mir kam die Kolonne der Jeppas, die unbeirrbar ihrem Leittier folgten. Sie waren weit weniger achtsam als ich. Steine knirschten unter ihren Tritten, und kleine Steinlawinen klapperten und prasselten den Hang hinunter und spritzten über die Kante in den Abgrund. Jedes Mal fürchtete ich, es wäre der Anfang eines furchtbaren Endes. Jeden Augenblick rechnete ich damit, eines der nicht angeleinten Tiere dem Abgrund entgegenrutschen zu sehen. Sie reihten sich hinter mir ein, wie Korken an einem Netz. Merle und der Narr waren weit zurückgefallen. Ich blieb einmal stehen, um die beiden zu beobachten und verfluchte mich, als ich erkannte, was für eine schwere Aufgabe ich Merle zugemutet hatte. Sie bewegten sich unendlich langsam. Merle stützte den Narren und suchte für sie beide den besten Weg. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als sie einmal stolperte und der Narr neben ihr auf die Knie fiel. Sie blickte auf und entdeckte mich. Ungehalten hob sie einen Arm und winkte mir weiterzugehen. Ich tat es. Helfen konnte ich nicht.
    Der Wall aus Fels und Stein endete so abrupt, wie er begonnen hatte. Dankbar kletterte ich auf die feste Straße hinunter, während ich das Leittier weiter am Gängelband hatte. Die anderen Jeppas folgten eins nach dem anderen. Wie Ziegen hüpften sie von Stein

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