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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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der Wandler kommt, wird Fleisch zu Stein werden und Stein zu Fleisch. Durch seine Berührung werden erweckt die Drachen der Erde. Die schlafende Stadt wird erbeben und für ihn erwachen. So der Wandler kommt.‹« Die rezitierende Stimme des Narren klang traumverloren.
    »Die Schriften von Damir dem Weißen«, erklärte Krähe ehrfurchtsvoll. Sie schaute mich an und schien für einen Augenblick verärgert. »Tausende Jahre Aufzeichnungen und Prophezeiungen, und sie alle sollen in dir gipfeln?«
    »Nicht meine Schuld«, erwiderte ich ohne jegliches Schuldbewusstsein, während ich mich bereits in meine Schlafdecken wühlte. Dabei dachte ich sehnsüchtig an den milden Tag, der mir in der Geisterstadt vergönnt gewesen war. Hier pfiff der ewige Wind um die Jurte, und die Kälte drang mir bis ins Mark.
    Ich dämmerte langsam ein, als der Narr mir mit einer warmen Hand übers Gesicht strich. »Schön, dass du wieder hier bist«, murmelte er.
    »Danke.« Ich beschäftigte mich mit Krähes Spiel und stellte mir selbst Aufgaben, um mich in der Nacht nicht wieder in Träumen zu verlieren. Gerade hatte ich begonnen, über ein Problem nachzudenken. Plötzlich fuhr ich hoch und rief: »Narr! Deine Hand ist ja ganz warm!«
    »Was soll das? Wir wollen schlafen!«, schallte es von Merles Platz herüber.
    Ich achtete nicht auf sie. Ich zog dem Narren die Decke vom Gesicht und berührte seine Wange. Er hob matt die Lider. »Du fühlst dich warm an«, sagte ich zu ihm. »Geht es dir nicht gut?«
    »Mir ist nicht warm«, klagte er jämmerlich. »Ich friere. Und ich bin entsetzlich müde.«
    Hastig legte ich Holz auf die Glut im Becken. Ringsum rührten sich nun auch die anderen. Merle setzte sich auf und blinzelte durch das Halbdunkel zu mir herüber.
    »Der Narr ist niemals warm«, erklärte ich ihnen, damit sie begriffen, weshalb ich so aufgeregt war. »Seine Haut fühlt sich normalerweise ganz kühl an. Jetzt ist sie ganz warm.«
    »Was du nicht sagst«, bemerkte Merle in sarkastischem Ton.
    »Ist er krank?«, erkundigte Krähe sich verschlafen.
    »Ich weiß nicht. Er ist niemals krank.«
    »Ich bin selten krank«, berichtigte mich der Narr. »Aber dieses Fieber kenne ich schon. Es ist nicht weiter schlimm. Leg dich hin und schlaf, Fitz. Mach dir keine Sorgen. Morgen früh geht es mir wieder besser.«
    »Selbst wenn nicht, wir müssen unbedingt weiter«, erklärte Kettricken hart. »Wir haben schon einen Tag hier verloren.«
    »Verloren?«, rief ich fast ärgerlich aus. »Wir haben dabei nur gewonnen, nämlich eine Landkarte oder wenigstens Ergänzungen zu unserer Karte. Außerdem wissen wir jetzt, dass Veritas in dieser Stadt gewesen ist. Ich für meinen Teil bezweifle nicht, dass er auf die gleiche Art dort hinkam wie ich, und vielleicht ist er auch zu diesem selben Fleck zurückgekehrt. Wir haben nicht einen Tag verloren, Majestät, sondern all die Tage gewonnen, die wir ansonsten gebraucht hätten, um einen Weg zu der Straße dort unten zu finden, ganz zu schweigen von dem langen Fußmarsch, der uns erspart geblieben ist. Wenn ich mich recht erinnere, habt Ihr einen Tag allein für die Suche nach einem geeigneten Abstieg veranschlagt. Nun, wir haben gesucht, und wir haben gefunden.« Ich holte tief Atem und zwang mich, mit ruhiger Stimme weiterzusprechen. »Ich will niemandem meinen Willen aufzwingen, aber wenn der Narr morgen zu krank ist, um die Reise fortzusetzen, bleibe ich ebenfalls hier.«
    In Kettrickens Augen blitzte ein Funkeln auf, und ich bereitete mich schon auf ein Kräftemessen vor, doch dann griff der Narr schlichtend ein. »Ich werde morgen weitergehen, ob ich gesund bin oder nicht«, versicherte er.
    »Dann sind wir uns also einig«, sagte Kettricken rasch. Danach fragte sie ihn etwas teilnahmsvoller: »Narr, kann ich etwas für dich tun? Ich wäre nicht so rücksichtslos, wenn die Lage es nicht erfordern würde. Ich habe nicht vergessen und werde nie vergessen, dass ich ohne dich Jhaampe nicht lebend erreicht hätte.«
    Ich ahnte hinter diesen Worten eine Geschichte, die ich nicht kannte, fragte jedoch nicht.
    »Ich werde mich erholen. Nur... Fitz? Darf ich dich um etwas Elfenrinde bitten? Der Tee gestern hat mich gewärmt wie nichts anderes je zuvor.«
    »Selbstverständlich.« Ich kramte in meinem Packen danach, als Krähe warnend die Stimme erhob.
    »Ich rate dir davon ab. Elfenrinde ist ein gefährliches Mittel und oft eher schädlich als heilsam. Wer weiß, ob es dir heute Abend nicht deshalb so

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