Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
schlechtgeht, weil du gestern Abend davon getrunken hast.«
    »So stark ist sie nicht«, wiegelte ich ab. »Ich trinke Elfenrindentee seit Jahren und habe keinen bleibenden Schaden davongetragen.«
    Krähe schnaubte verächtlich. »Keinen jedenfalls, für den dein Verstand ausreicht«, fertigte sie mich kurzerhand ab. »Wie auch immer: Elfenrinde ist ein wärmendes Mittel, das dem Körper Kraft spendet, doch auf den Geist lähmend wirkt.«
    »Ich habe immer gefunden, dass sie mich belebt und nicht gelähmt hat.« Ich zog das kleine Päckchen heraus und löste die Schnur. Ohne dass ich sie darum gebeten hätte, stand Krähe auf und hängte einen Topf mit Wasser über das Glutbecken. »Und ich habe übrigens auch nie festgestellt, dass sie mein Denkvermögen beeinträchtigt hätte«, fügte ich hinzu.
    »Derjenige, der es nimmt, merkt auch gewöhnlich nichts davon«, belehrte sie mich. »Und während das Mittel eine Zeitlang belebend wirken mag, musst du irgendwann später dafür bezahlen. Dein Körper lässt sich nicht betrügen, junger Mann. Das wirst du noch deutlich erkennen, wenn du in meine Jahre kommst.«
    Ich schwieg. Wenn ich zurückdachte, konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass sie wenigstens teilweise Recht hatte; aber mein Unbehagen war nicht so groß, dass es mich daran gehindert hätte, zwei Becher aufzugießen statt einem. Krähe schüttelte den Kopf, ersparte sich jedoch weitere Kommentare und legte sich wieder hin. Ich setzte mich neben den Narren, und wir tranken unseren Tee. Als er mir den leeren Becher zurückgab, fühlte seine Hand sich allerdings noch wärmer an.
    »Dein Fieber steigt«, warnte ich ihn.
    »Nein, das kommt nur von dem heißen Becher.«
    Ich hörte nicht auf ihn. »Du zitterst am ganzen Leib.«
    »Ein bisschen«, gab er zu, aber dann brach der Jammer aus ihm heraus. »Ich friere wie nie zuvor in meinem ganzen Leben. Es schüttelt mich einfach, und ich muss die Zähne zusammenbeißen, damit sie nicht klappern. Mein ganzes Gesicht tut mir weh.«
    Nehmen wir ihn in die Mitte, schlug Nachtauge vor. Der große Wolf rückte dichter an den Narren heran. Ich tat von der anderen Seite das Gleiche und breitete zusätzlich noch meine Decken über ihn. Er sagte kein Wort, aber sein Zittern ließ langsam nach.
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass du in Bocksburg je krank gewesen wärst«, sagte ich.
    »Doch. Aber nur selten, und dann habe ich mich einfach nicht blicken lassen. Wie du dich sicherlich erinnerst, war der Heiler nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen, und ich auf ihn genauso wenig. Ich traute seinen Kuren nicht. Davon abgesehen, was bei euch wirkt, hilft meiner Art vielleicht nicht.«
    »Ist deine Art denn so verschieden von der unseren?«, fragte ich nach einer Weile. Er hatte ein Thema angeschnitten, das zwischen uns bisher fast vollständig ausgeklammert worden war.
    »In mancher Hinsicht.« Er seufzte und legte die Hand an die Stirn. »Aber manchmal überrasche ich mich sogar selbst.« Er hielt die Luft an und stieß den Atem aus, als hätte er einen kurzen, stechenden Schmerz erduldet. »Möglicherweise bin ich nicht einmal wirklich krank. Ich habe mich im vergangenen Jahr um einiges verändert, wie du bereits bemerkt hast.« Letzteres sagte er im Flüsterton.
    »Du bist gewachsen und hast Farbe bekommen.«
    »Das ist nur ein Teil davon.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und erlosch sogleich wieder. »Ich glaube, ich bin jetzt fast erwachsen.«
    Ich stieß ein kurzes Lachen aus. »Ich habe dich seit Jahren als Mann betrachtet. Ich glaube, du bist früher reif geworden als ich.«
    »Wirklich? Wie drollig.« Fast hörte er sich wieder an wie sein altes, spöttelndes Selbst. Seine Lider sanken herab. »Ich werde jetzt schlafen.«
    Statt einer Antwort wühlte ich mich tiefer in meine Decken hinein und errichtete meine Schutzwehren. Ich versank in einen Zustand traumloser Ruhe, der nicht ganz so tief war wie unachtsamer Schlaf.
    Vor Tagesanbruch erwachte ich mit der Ahnung einer drohenden Gefahr. Der Narr an meiner Seite lag in bleiernem Schlaf. Ich berührte sein Gesicht. Es war noch immer heiß und völlig durchschwitzt. Ich schlüpfte schnell unter den Decken hervor, die ich gleich um ihn feststopfte, dann legte ich ein, zwei Stücke von unserem kostbaren Brennholz in das Glutbecken und begann leise, meine Kleider anzuziehen. Sofort war Nachtauge wach.
    Du gehst hinaus?
    Mich umsehen.
    Soll ich mitkommen?
    Halt den Narren warm. Ich bin gleich wieder

Weitere Kostenlose Bücher