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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gekommen, und wir haben uns unterhalten. Darüber, was er tun würde, für Molly, falls ich... falls es mir nicht bestimmt sein sollte, am Leben zu bleiben.« Ich schüttelte den Kopf und musste mich räuspern, weil mir die Stimme zu versagen drohte. »Er denkt, dass ich dieses Abenteuer nicht lebend überstehen werde. Und wenn ein Prophet so etwas sagt, dann ist es schwer, noch an das Gegenteil zu glauben.«
    Merles betroffene Miene nahm ihren tröstend gemeinten Worten jede Überzeugungskraft, als sie sagte: »Propheten müssen nicht immer Recht behalten. Hat er dir rundheraus gesagt, er hätte deinen Tod gesehen?«
    »Als ich ihn danach gefragt habe, wollte er nicht darauf antworten.«
    »Er hätte überhaupt nicht davon sprechen dürfen«, ereiferte sie sich. »Wie kann man erwarten, dass du den Mut findest, deine Aufgabe zu erfüllen, wenn du glaubst, dass du dabei den Tod finden wirst?«
    Ich zuckte stumm mit den Schultern. Während der Jagd hatte ich mich geweigert, daran zu denken, doch die Gefühle waren stattdessen nur noch stärker geworden. Die Schwermut und der Zorn. Ja, Zorn. Ich war zornig auf den Narren, weil er mir gesagt hatte, ich würde sterben, und gleichzeitig wusste ich, dass meine Erbitterung ungerecht war. »Er trägt keine Schuld an den Prophezeiungen, und seine Absicht ist lobenswert. Doch es ist schwer, sich mit dem eigenen Tod abzufinden, wenn er nicht mehr als Ereignis irgendwann in ferner Zukunft steht, sondern wahrscheinlich noch eintreten wird, bevor dieser Sommer zu Ende ist.«
    Ich schaute mich um. Ich sah den Abendnebel über der Wiese und die Bäume, die in der tiefer werdenden Dämmerung zu träumen schienen. Ich hörte vereinzelte Vogelrufe, die über dem erwachenden Chor der nächtlichen Stimmen und dem lautlosen Huschen von Fledermäusen seltsam fremd und klagend wirkten. Der Duft des bratenden Fleisches, der kräftige Geruch, der von der Erde aufstieg, die prickelnde, süße Kühle der Nachtluft: Alles erschien mir plötzlich kostbar und einzigartig. Unwiederbringlich. Vor langer Zeit, in Bocksburg, hatte der Narr mir geraten, ich solle jeden Tag so ausleben, als wäre er von allergrößter Bedeutung, als hinge jeden Tag das Schicksal der Welt von mir und meinen Handlungen ab. In diesem Augenblick begriff ich erst, was er versucht hatte, mir damals zu sagen - jetzt, da mir nur noch so wenige Tage blieben, dass ich sie zählen konnte.
    Merle legte beide Hände auf meine Schultern, bückte sich und drückte ihre Wange an mein Gesicht. »Fitz, es tut mir so leid«, sagte sie leise. Ich hörte ihre Worte kaum und vernahm daraus nur ihren Glauben an meinen Tod.
    Der Tod lauert immer an der Grenze des Jetzt. Nachtauges Gedankenstimme war sanft. Er ist der große Jäger, der unseren Schritten folgt, und ihm entkommt kein Wild. Man denkt nicht ständig daran, doch wir alle wissen es, weil es in unser Herz und in das Mark unserer Knochen eingeschrieben ist. Wir alle, außer dem Menschen.
    Mit schmerzlicher Klarheit offenbarte sich mir der Sinn dessen, was der Narr mir über das Wesen der Zeit zu erklären versucht hatte. Wie sehr ich mir wünschte, ich könnte zurückgehen und jeden einzelnen Tag noch einmal erleben. Zeit. Ich war ein Gefangener der Zeit gewesen, eingepfercht in mein winziges Stück Gegenwart, das ich als Einziges zu beeinflussen vermochte. All die Pläne für ›bald‹ und ›morgen‹ waren nur noch Illusionen, Luftschlösser, die jeden Augenblick verwehen konnten wie Rauch im Wind. Absichten waren eitel. Allein über das Jetzt hatte ich noch Macht. Ich stand auf.
    »Ich verstehe. Er musste es mir sagen, um mir die Augen zu öffnen. Ich muss aufhören, so zu handeln, als gäbe es ein Morgen, um die Dinge ins Lot zu bringen. Alles muss jetzt getan werden, und zwar auf der Stelle, ohne einen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden. Keine Hoffnung auf später. Keine Angst vor später.«
    »Fitz?« Merle trat einen Schritt zurück. »Du redest, als hättest du vor, etwas Närrisches zu tun.« Ihre dunklen Augen musterten mich besorgt.
    »Etwas Närrisches? Närrisch wie der Narr. Nein. Das Richtige.« Ich nickte ihr zu. »Könntest du auf den Braten achtgeben?«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, duckte ich mich in die Jurte. Krähe saß neben dem Narren und schaute ihm beim Schlafen zu. Kettricken besserte eine Naht an ihrem Stiefel aus. Beide hoben den Kopf, als ich hereinkam. »Ich muss mit ihm sprechen«, sagte ich schlicht. »Allein, wenn möglich.«
    Ich achtete

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