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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Decken und bemühte sich, eins von meinen Hemden an sich zuzuschnüren. Offenbar war Merle nicht davor zurückgeschreckt, alle Packen nach sauberen Kleidungsstücken zu durchsuchen. Ich war froh, ihm mit etwas helfen zu können, doch es schmerzte zu sehen, dass ihm eins meiner Hemden passte. So dünn war er geworden.
    »Erlaubt mir, Majestät«, sagte ich.
    Er ließ die Hände nicht nur einfach sinken, sondern er legte sie auf den Rücken. »Hat der Narr großen Schaden genommen?«, fragte er, während ich an den verknoteten Bändern nestelte. Fast hörte er sich an wie der alte Veritas.
    »Nur drei Fingerspitzen sind silbern geworden«, antwortete ich ihm. Der Narr hatte eine Bürste und eine Schnur bereitgelegt. Ich trat hinter Veritas und begann sein Haar zu bürsten. Hastig nahm er die Hände wieder nach vorn. Einiges von dem Grau in seinem Haar war Steinstaub gewesen, aber nicht alles. Sein Kriegerzopf war nun grau mit schwarzen Strähnen darin und struppig wie Rosshaar. Während ich die Schnur um das Haar wickelte und verknotete, fragte ich: »Wie fühlt es sich an?«
    »Das hier?« Er hob die Hände und bewegte die Finger. »Wie die Gabe, nur stärker.«
    Ich sah, dass er glaubte, meine Frage beantwortet zu haben. »Weshalb habt Ihr es getan?«
    »Nun, um den Stein bearbeiten zu können. Mit dieser Macht an meinen Händen muss sich der Stein der Gabe fügen. Außerordentlicher Stein. Wie die Zeugensteine in Bock, wusstest du das? Nur sind sie nicht annähernd so rein wie der Fels hier. Natürlich, Hände sind armselige Werkzeuge für einen Bildhauer, doch wenn man erst all das Überflüssige abgeschlagen hat, bis dorthin, wo der Drache wartet, dann kann man ihn mit einer Berührung zum Leben erwecken. Ich streiche mit den Händen über den Stein und rufe ihm den Drachen in Erinnerung. Und alles, was nicht der Drache ist, splittert ab. Natürlich geht das nur sehr langsam. Ich habe allein schon einen ganzen Tag gebraucht, nur um seine Augen freizulegen.«
    »Aha.« Ich wusste nicht, ob er verrückt war oder ob ich ihm irgendetwas davon glauben sollte.
    Veritas erhob sich und blieb gebückt stehen, um nicht mit dem Kopf gegen die Zeltstangen zu stoßen. »Ist Kettricken zornig auf mich?«, fragte er.
    »Majestät, es ist nicht an mir...«
    »Veritas«, unterbrach er mich müde. »Nenn mich Veritas, und um Edas willen, beantworte die Frage, Fitz.«
    Er hörte sich nun so genau nach seinem alten Selbst an, dass ich ihn am liebsten in die Arme geschlossen hätte, doch ich antwortete ihm nur: »Ich weiß nicht, ob sie zornig ist. Bestimmt ist sie verletzt. Sie hat einen langen und beschwerlichen Weg zurückgelegt, um Euch zu finden und schmerzliche Nachrichten zu überbringen. Und Euch schien das in keiner Weise zu bekümmern.«
    »Es bekümmert mich, immer wenn ich daran denke«, antwortete er. »Wenn ich daran denke, trauere ich. Doch es gibt so viele Dinge, an die ich denken muss, und ich kann nicht an alle gleichzeitig denken. Ich habe es gespürt, als unser Sohn starb, Fitz. Wie hätte ich es nicht spüren können? Auch ihn und alles, was ich fühlte, habe ich in den Drachen einfließen lassen.«
    Veritas verließ das Zelt, und ich folgte ihm. Draußen richtete er sich auf, doch er wirkte noch immer gebeugt. Veritas war ein alter Mann geworden, in gewisser Hinsicht sogar älter als Chade. Ich verstand nicht, wie das geschehen konnte, doch es war so. Kettricken hob bei seinem Näherkommen den Kopf. Erst richtete sie den Blick wieder in die Flammen, aber dann stand sie auf und trat zur Seite. Krähe und Merle waren gerade dabei, die Finger des Narren mit Stoffstreifen zu umwickeln. Veritas ging mit festen Schritten auf Kettricken zu. »Meine Königin«, sagte er ernst, »wenn es möglich wäre, würde ich Euch umarmen, doch wie Ihr seht, ist meine Berührung...« Er deutete auf den Narren und ließ den Satz unvollendet.
    Ich hatte den Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen, als sie Veritas von dem toten Kind erzählt hatte, und ich rechnete damit, dass sie sich abwenden würde, um ihm wehzutun, wie er ihr wehgetan hatte. Doch wieder einmal bewies Kettricken ihre Größe. »O mein Gemahl«, sagte sie, und ihre Stimme stockte. Veritas hielt die silbernen Arme weit ausgebreitet, und sie warf sich an seine Brust. Weil er ihre Umarmung nicht erwidern konnte, neigte er den grauen Kopf über ihre goldenen Haare und hielt die Wange mit dem silbernen Mal von ihr abgewendet. Seine Stimme klang heiser und brüchig, als er

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