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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hielt Wache. Aus Kettrickens Zelt ertönten leise Geräusche. Veritas’ Gesicht war es, das sie im Dunkeln über sich sah, es waren Veritas’ dunkle Augen, die in ihre eintauchten. Sie glaubte, ihr Gemahl sei endlich zu ihr gekommen. Und er war es.
    Ich wollte davon weder etwas hören noch wissen. Ich ging weiter und bewegte mich mit den vorsichtigen Schritten eines alten Mannes. Große, massige Steinblöcke ragten um uns herum auf. Vor uns ertönte ein leises Klicken und Klirren. Ich wanderte durch die Schlagschatten der Drachenskulptur, die sich in ihren Konturen deutlich auf dem Boden abzeichneten, dann trat ich wieder hinaus ins Mondlicht.
    Einmal bist du in meinem Körper gewesen. Ist es diesmal genauso?
    »Nein.« Ich sprach das Wort laut aus, und im Gefolge meiner Stimme hörte ich ein verstohlenes Scharren. Was ist das?
    Ich werde nachsehen. Der Wolf verschwand im Dunkel der Schatten, doch er kam gleich wieder zurück. Es ist nur er ohne Geruch. Er verbirgt sich vor dir. Er erkennt dich nicht.
    Ich wusste, wo er war, deshalb ließ ich mir Zeit. Für diesen Körper bedeutete es eine unsägliche Anstrengung, sich überhaupt zu bewegen, geschweige denn sich schnell zu bewegen. Als ich zu dem Mädchen auf dem Drachen kam, fiel es mir furchtbar schwer, auf den Sockel zu klettern. Oben lagen erst vor kurzem abgeschlagene Steinsplitter verstreut. Schwerfällig und umständlich ließ ich mich bei der Tatze des Drachen nieder und betrachtete mir die Fortschritte des Narren. Er hatte sie fast befreit. »Narr?« rief ich leise in die Nacht hinein.
    Langsam näherte er sich mir aus der Dunkelheit heraus und blieb mit demütig vor mir stehen. »Majestät«, sagte er leise, »ich habe mich bemüht. Aber ich kann nicht anders. Ich kann sie nicht einfach hier allein lassen...«
    Ich nickte kurz und wortlos. Am Fuß des Sockels winselte Nachtauge. Der Narr schaute zu ihm hin, dann hob er den Blick zu mir. Verständnislose Verwirrung stand plötzlich in sein Gesicht geschrieben. »Majestät?«, fragte er.
    Ich tastete nach dem dünnen Band zwischen uns und fand es. Das Gesicht des Narren wirkte sehr konzentriert, als er sich bemühte zu verstehen. Er kam heraufgestiegen, setzte sich zu mir und starrte mich an, als könnte er durch Veritas’ Haut hindurchsehen.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte er schließlich.
    »Mir auch nicht.«
    »Warum hast du...«
    »Besser, man weiß es nicht.«
    Eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander, dann griff der Narr nach hinten und wischte eine Handvoll Steinsplitter von der Tatze des Drachen.
    Er hielt meinem Blick stand, aber mit sichtlich schlechtem Gewissen, als er einen Meißel aus seinem Hemd hervorholte. Sein Hammer war ein Stein.
    »Das ist Veritas’ Meißel.«
    »Ich weiß. Er braucht ihn nicht mehr, und mein Messer ist zerbrochen. Hiermit arbeitet es sich auch viel besser.«
    Ich schaute zu, wie er behutsam noch einen kleinen Splitter losklopfte und forschte dabei in seinen Gedanken.
    »Sie entzieht dir deine Kraft«, bemerkte ich beiläufig.
    »Ich weiß.« Noch ein Splitter. »Ich war neugierig. Und meine Berührung hat ihr wehgetan.« Er setzte den Meißel neu an. »Ich habe das Gefühl, ich schulde ihr etwas.«
    »Dummkopf. Sie könnte alles nehmen, was du ihr bietest, und es wäre immer noch nicht genug.«
    »Woher weißt du das?«
    Ich zuckte die Schultern. »Dieser Körper weiß es.«
    Dann beobachtete ich gebannt, wie der Narr seine Gabenfinger auf die Stelle legte, wo er Gestein weggeschlagen hatte. Ich zuckte, aber ich spürte keinen Schmerz. Sie nahm etwas von ihm, doch er verfügte nicht über die Macht, sie mit seinen Händen zu formen. Was er ihr gab, war zu wenig und gleichzeitig zu viel, weil er ihre Qual verlängerte.
    »Sie erinnert mich an meine ältere Schwester«, sagte er in die Dunkelheit hinein. »Sie hatte goldenes Haar.«
    Ich schwieg. Er schaute mich nicht an, als er hinzufügte. »Ich hätte sie gern noch einmal gesehen. Sie hat mich als Kind unglaublich verwöhnt. Ich hätte meine ganze Familie gerne noch einmal wiedergesehen.« Eine leise Wehmut klang aus seinen Worten, während er mit den Fingern gedankenverloren über den gemeißelten Stein strich.
    »Narr? Darf ich es einmal versuchen?«
    Er warf mir einen fast eifersüchtigen Blick zu. »Es kann sein, dass sie dich nicht akzeptiert«, warnte er mich.
    Ich lächelte ihn an. Und es war Veritas’ Lächeln in Veritas’ Bart. »Zwischen uns besteht eine Verbindung, dünn wie ein Seidenfaden, und

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