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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Illusion eines kleinen, abgetrennten Raums und der süße Duft von Myricawachs umgaben mich. Die niedrige Bank war eigenartig bequem. Ich brauchte einen Moment, um mich an den Zweck meines Besuchs zu erinnern. »Hoheit, ich dachte, Ihr möchtet vielleicht einige von den Glücksspielen lernen, denen man hier in Bocksburg frönt. Da mit Ihr Euch nicht ausgeschlossen fühlt, wenn die anderen sich vergnügen.«
    »Vielleicht ein andermal«, sagte sie freundlich. »Wenn uns der Sinn danach steht und sofern es dir wirklich Freude macht, mich das Spiel zu lehren. Aber nur aus diesen Gründen. Ich habe erkannt, dass die alten Sprichwörter wahr sind. Man kann sich nur so weit von seinem wahren Selbst entfernen, bis das Band entweder zerreißt oder man zurückgezogen wird. Ich schätze mich glücklich - ich bin zurückgezogen worden. Ich habe mich wiedergefunden, FitzChivalric. Das ist es, was du heute fühlst.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Sie lächelte. »Das ist auch nicht nötig.«
    Danach schwieg sie wieder. Rosemarie hatte sich vor den Kamin gesetzt und Tafel und Kreide zur Hand genommen. Selbst dieses sonst lebhafte Kind vermittelte heute einen Eindruck ruhiger Gelassenheit. Ich wandte mich wieder Kettricken zu und wartete, aber sie sah mich nur nachdenklich an, wobei sie ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen hatte.
    Endlich fragte ich: »Was tun wir?«
    »Nichts«, antwortete Kettricken.
    Ich hing ebenfalls stumm meinen Gedanken nach. Nach geraumer Zeit bemerkte sie: »Unser Ehrgeiz, die Ziele, die wir uns setzen, die Vorstellungen, die wir der Welt aufzuzwingen versuchen, das alles ist nicht mehr als der Schatten eines Baumes auf dem Schnee. Dieser Schatten wandert mit der Sonne, vergeht in der Nacht, schwankt mit dem Wind, und wenn der Schnee dann schmilzt, zeigt er dem unebenen Boden nur seine verzerrten Umrisse. Der Baum dagegen steht da wie immer. Verstehst du das?« Sie beugte sich etwas vor, um mir ins Gesicht zu sehen. Ihre Augen wirkten gütig.
    »Ich glaube schon«, meinte ich unbehaglich.
    Sie warf mir einen fast mitleidigen Blick zu. »Du würdest verstehen, wenn du aufhören würdest, mit dem Kopf begreifen zu wollen, wenn du nicht länger darüber nachdächtest, weshalb es mir wichtig ist, und es einfach nur als Idee betrachten könntest, die auch für dein eigenes Leben von Wert ist. Aber ich verlange nicht von dir, das zu tun. Ich verlange hier von niemandem irgendetwas.«
    Sie lehnte sich wieder zurück und entspannte sich unmerklich, so dass ihre aufrechte Haltung unangestrengt und gelöst wirkte. Wieder tat sie gar nichts, saß mir nur gegenüber und erfüllte den Raum mit ihrer ganzen Ausstrahlung. Ich fühlte mich förmlich von ihrer Lebenskraft berührt und eingehüllt. Es war nur der Hauch einer Berührung, und ohne meine Erfahrung mit der Gabe und der Macht hätte ich sie wahrscheinlich nicht gespürt. So behutsam tastend, als würde ich auf einer Brücke aus Spinnwebfäden gehen, überlagerte ich ihre Sinne mit den meinen.
    Sie spürte. Und das nicht etwa wie ich, nicht zu einem bestimmten Tier oder um die Umgebung zu erkunden. Kettricken suchte nicht mit der Macht der Gabe, es war vielmehr so, wie sie gesagt hatte, einfach eine Art des Seins, aber als Teil des Ganzen. Sie ruhte ganz in sich selbst und überschaute die Mannigfaltigkeit ihrer Verbindungen mit dem großen Netz - und war zufrieden. Es war ein zartes, fragiles Gewebe und erfüllte mich mit Staunen. Für einen Augenblick versank auch ich in einen Zustand der Entspannung. Ich atmete aus und öffnete mich der Macht so bereitwillig wie nie zuvor. Ich ließ alle Vorsicht fahren, auch die Angst, dass Burrich mich wahrnehmen könnte. Kettrickens Spüren erinnerte an Tautropfen, die an einem Spinnwebfaden herabperlen. Ich dagegen war eine aufgestaute Flut, die sich durch die plötzlich geöffneten Schleusen ergießt, um alte Kanäle aufzufüllen, und kleine Wasserläufe aussendet, um die Niederungen zu erforschen.
    Lass uns jagen. Der Wolf, er war voller Freude.
    In den Ställen richtete Burrich sich von seiner Arbeit auf und runzelte die Stirn. Rußflocke stampfte in ihrer Box. Molly warf den Kopf zurück und löste ihr Haar. Mir gegenüber zuckte Kettricken plötzlich zusammen und sah mich an, als hätte ich laut gesprochen.
    Einen weiteren Moment lang wurde ich um fangen, von tausend Seiten ergriffen, gedehnt, ausgespannt und dann in mitleidlose Helligkeit getaucht. Ich fühlte alles auf ein mal, nicht nur die menschlichen Wesen mit

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