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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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der majestätisch aufragenden Tannen. Zwischen ihren säulengleichen Stämmen lag der Schnee in unregelmäßigen Mengen verteilt auf dem Nadelteppich, der größte Teil der winterlichen Pracht ruhte allerdings auf den ausladenden Ästen und Zweigen. Es gab kaum Unterholz, was mir eine gute Gelegenheit bot, um vom Weg abzubiegen und in die verwunschene Düsternis unter dem schneebeladenen Baldachin vorzudringen. Rußflockes Hufschlag fiel dumpf in diese feierliche Stille.
    Du scheinst zu wissen, wo die Entfremdeten sich aufhalten. Habe ich Recht?
    Sie wurden am Ufer eines bestimmten Bachs gesehen, bei dem Kadaver eines verendeten Rehbocks. Ich dachte mir, wir könnten von dort aus ihre Fährte aufnehmen.
    Wer hat sie gesehen?
    Ich zögerte. Ein Freund. Er hat eine Scheu vor Menschen, doch mir ist es gelungen, sein Vertrauen zu erwerben, und manchmal, wenn er etwas Ungewöhnliches entdeckt, kommt er zu mir und berichtet mir davon.
    Hm. Ich konnte Veritas’ Vorbehalte deutlich spüren, als er meine sehr zurückhaltende Erklärung überdachte. Nun gut, belassen wir es dabei. Manche Geheimnisse haben ihre Berechtigung. Ich erinnere mich an ein kleines, einfältiges Mädchen, das oft zu Füßen meiner Mutter zu sitzen pflegte. Meine Mutter sorgte dafür, dass sie Kleidung und zu essen bekam, und schenkte ihr Spielzeug und Süßigkeiten. Niemand hat die Kleine weiter beachtet. Doch eines Tages kam ich unerwartet herein und hörte, wie sie meiner Mutter von einem Mann im Wirtshaus erzählte, der hübsche Halsketten und Armbänder zum Kauf angeboten habe. Wenige Tage danach verhaftete des Königs Garde Rife, den Straßenräuber - in eben diesem Wirtshaus. Stille und unaufällige Menschen wissen oft sehr viel.
    Das stimmt.
    In freundschaftlichem Schweigen ritten wir weiter. Gelegentlich musste ich mich daran erinnern, dass Veritas nicht körperlich anwesend war. Aber ich fange an zu wünschen, ich wäre es. Es ist zu lange her, dass ich zu Pferd und einfach nur aus Freude am Reiten durch die Hügel gestreift bin. Mein Leben ist begraben unter einem Berg von Pflichterfüllung. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal etwas nur zum Spaß getan habe.
    Ich nickte zu seinen Gedanken, als ein Schrei die Stille des Waldes zerriss. Es war eine junge Stimme, die mitten im Schrei abbrach, und bevor ich mich zu Beherrschen vermochte, spürte ich danach. Von Nachtauge fluteten mir verständnisloses Entsetzen, Todesangst und plötzliches Grauen entgegen. Während ich mein Bewusstsein davor verschloss, warf ich Rußflocke herum und trieb sie in die Richtung der Gefahr. Eng an ihren Hals geschmiegt, spornte ich sie an durch das Labyrinth der Baumstämme, Schneeverwehungen und herabgefallenen Äste. Dann ging es eine Steigung hinauf - langsamer, als ich es mir aus meiner plötzlichen Sorge und Verzweiflung heraus wünschte. Auf dem Hügel angelangt zügelte ich Rußflocke und schaute hinunter auf eine Szene, die ich niemals werde vergessen können.
    Dort waren drei zerlumpte, bärtige und stinkende Männer, die um etwas in Streit geraten waren. Sie knurrten und blafften sich an. Mit meiner Gabe konnte ich sie nicht wahrnehmen, doch ich erkannte in ihnen die Entfremdeten, die Nachtauge mir eine Nacht zuvor gezeigt hatte. Sie kämpften um ein kleines Mädchen, das vielleicht gerade einmal drei Jahre alt war und einen leuchtend gelben Kittel trug, der von den liebevollen Händen einer Mutter genäht worden war. Die Bestien zerrten an ihr, als wäre sie nur ein in der Schlinge gefangenes Kaninchen, und gaben keine Rücksicht auf den kleinen Rest von Leben, das noch in ihr flackerte. Ich brüllte meine ganze Wut hinaus und zog das Schwert, gerade als der heftige Ruck eines der Entfremdeten ihr das zarte Genick brach und der letzte Lebensfunke erlosch. Auf mein Gebrüll hin hob einer der Männer den Kopf und drehte sich zu mir herum. Sein Bart war rot von Blut. Er hatte nicht erst ihren Tod abgewartet, bevor er mit seiner Mahlzeit begann.
    Ich stieß Rußflocke die Hacken in die Flanken und stürmte auf die Entfremdeten los wie ein Racheengel. Aus dem Wald zur Linken preschte Nachtauge hervor. Er war vor mir bei ihnen, sprang auf den Rücken des einen und schlug ihm die Zähne in den Nacken. Dann hatte ich die Gruppe erreicht. Der Mann mit dem blutverschmierten Bart hob in einer Geste der Abwehr die Hand, aber mein neu es Schwert schlug ihm halb den Kopf von den Schultern, bevor es ihm in der Wirbelsäule steckenblieb. Dann zog ich

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