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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mein Messer und warf mich vom Sattel auf den Mann, der sich mit dem Dolch gegen Nachtauge zur Wehr setzte. Doch währenddessen griff sich der dritte Entfremdete das Kind und flüchtete damit in den Wald.
    Sein Kumpan kämpfte wie ein wütender Bär, selbst nachdem mein Messer ihm den Bauch aufgeschlitzt hatte. Die Eingeweide quollen über seinen Gürtel, und dennoch stolperte er hinter uns her. Ich hatte nicht einmal Zeit, das Grauen zu vergegenwärtigen, das ich empfand. Er war dem Tod geweiht, deshalb überließ ich ihn ganz seinem Schicksal, und wir nahmen die Verfolgung des flüchtenden Entfremdeten auf. Nachtauge schnellte wie ein schlanker grauer Schatten in weiten Sätzen den flachen Hang hinauf, und ich verfluchte meine zwei schwerfälligen Menschenbeine, die mich nicht schneller tragen wollten. Die Fährte von zertrampeltem Schnee, Blut und dem fauligen Gestank der Kreatur war deutlich. Doch mein Verstand spielte mir Streiche. Ich schwöre, noch als ich mich keuchend diesen Hang hinaufquälte, bildete ich mir fest ein, ich könnte noch rechtzeitig kommen, um das Leben des kleinen Mädchens zurückzuholen und ihren Tod ungeschehen zu machen. Geradeso, als hätte das Furchtbare nicht stattgefunden. Ein unsinniger Impuls, der mir jedoch frische Kräfte verlieh.
    Der Entfremdete hatte eine falsche Spur gelegt und lauerte uns nun auf. Völlig überraschend kam er hinter einem großen Baumstumpf hervorgesprungen, schleuderte Nachtauge den Leichnam des Mädchens entgegen und sprang mich an. Er war groß und hatte Muskeln wie ein Schmied, weshalb nicht weiter verwunderlich war, dass er im Gegensatz zu den meisten anderen Entfremdeten wohlgenährt aussah und warme Kleidung trug.
    Ich versuchte ihm auszuweichen, doch schon hob er mich von hinten mit seinem knorrigen Unterarm an meiner Kehle hoch, so dass wir stürzten. Sein erbarmungsloser Würgegriff drückte mir die Luft ab, und weil ich unter seinem massigen Körper begraben war, konnte ich mich nicht mehr rühren. Mein linker Arm war unter meinem Brustkorb eingeklemmt, aber in meiner rechten Hand hielt ich das Messer, stieß damit nach hinten und traf ein-, zweimal in seine fleischigen Schenkel. Er heulte zornig auf und verstärkte mit seinem Arm weiter den Druck um meinen Hals, während er mein Gesicht gleichzeitig auf die gefrorene Erde presste. Schwarze Punkte tanzten mir vor den Augen. Da war plötzlich Nachtauge eine zusätzliche Last auf meinem Rücken, und ich befürchtete schon, meine Wirbelsäule knacken zu hören. Die Reißzähne des Wolfs schlugen wild in den Rücken des Mannes, aber der Entfremdete drückte nur entschieden das Kinn an die Brust und spannte sich an, indem er abwehrend die Schultern hochzog. Er wusste, dass es mit mir es bald aus sein würde, und dann hatte er Zeit genug, sich mit dem Tier zu befassen.
    Wie zu erwarten war, brach bei dem Ringen die Wunde an meinem Hals auf und begann zu bluten. Doch der zusätzliche Schmerz weckte noch einmal meinen ganzen Lebenswillen. Ich schüttelte wild den Kopf, und weil das Blut wie ein Schmiermittel wirkte, gelang es mir, ein klein wenig den Hals wegzudrehen. Einmal konnte ich röchelnd Luft holen, bevor der Koloss den Druck seines Arm wieder verstärkte und mir langsam den Kopf nach hinten bog. Vielleicht wollte er allem ein schnelles Ende machen und mir das Genick brechen. Stark genug war er dazu.
    Nachtauge änderte seine Taktik. Er brachte die Kiefer zwar nicht weit genug auseinander, um den Kopf des Mannes ins Maul zu nehmen, aber seine immer wieder zupackenden Zähne fanden an der Kopfhaut Halt und rissen sie auf. Worauf es Blut auf mich herabregnete, während der Entfremdete aufbrüllte und mit einer Hand nach seinem Peiniger schlug. Das war meine letzte Chance. Ich bäumte mich auf und wand mich wie ein Aal, bis ich mich weit genug aus seiner Umklammerung gelöst hatte, um ihm das Knie zwischen die Beine zu rammen. Gleichzeitig stieß ich ihm das Messer in die Seite. Der Schmerz muss unvorstellbar gewesen sein, trotzdem ließ er mich nicht los, sondern schlug mir krachend die Stirn ins Gesicht, so dass mir schwarz vor Augen wurde, und gleich darauf schlang er seine gewaltigen Arme um meinen Oberkörper und schickte sich an, mir die Rippen zu zerquetschen.
    An die weiteren Geschehnisse habe ich keine deutliche Erinnerung mehr. Vielleicht kam jene blindwütige, todbringende Raserei über mich, von der manche Sagen berichten. Ich setzte mich mit Zähnen und Klauen und mit meinem Messer zur

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