Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
dazu, dass bald niemand mehr den Mut hatte, sich Steinbrot zu widersetzen.
Auch nur gegen ihn das Wort zu erheben beschwor die Gefahr des escral herauf. So gering die Ausbeute an Informationen ist, die diese Reise mir eingebracht hat, auch dieses Wenige wurde nur unter großen Mühen zusammengetragen. Natürlich kursieren auch verschiedene Gerüchte. Was mir zu Ohren gekommen ist, liste ich im Folgenden auf:
Von einem ›weißen Schiff‹ wird gesprochen, von einem Schiff, das kommt, um Seelen zu spalten. Nicht, um sie zu rauben oder zu vernichten - um sie zu spalten. Man munkelt auch von einer bleichen Frau, die sogar Kebal Steinbrot fürchtet und verehrt. Einige Befragte brachten die Not ihres Landes mit dem bedrohlichen Vorrücken der ›Eiswale‹ oder Gletscher in Zusammenhang. Waren sie schon von jeher eine latente Bedrohung in den höhergelegenen Gebieten ihrer engen Täler, so setzten sie sich vor verhältnismäßig kurzer Zeit in Bewegung und wuchsen schneller, als irgendein lebender Mensch sich erinnern kann. Sie bedeckten nach und nach den wenigen fruchtbaren Boden, den die Outislander besaßen, und brachten auf eine Weise, die niemand mir erklären konnte oder wollte, eine ›Veränderung des Wassers‹ mit sich.«
Am selben Abend noch ging ich hin, um den König aufzusuchen. Allerdings war mir recht unwohl dabei. Er würde unser letztes Gespräch über Zelerita so wenig vergessen haben wie ich. Ich sagte mir dann aber, dass dieser Besuch ja nicht aus persönlichen Gründen erfolgte - sondern ich tat es für Kettricken und Veritas. Dann klopfte ich an. Wallace ließ mich widerstrebend ein. Der König saß in seinem Lehnstuhl am Feuer, der Narr kauerte zu seinen Füßen und starrte nachdenklich in die Flammen. Als ich eintrat, schauten beide auf. König Listenreich schien erfreut zu sein. Er deutete auf einen Stuhl und forderte mich auf, ihm zu Berichten, wie mein Tag verlaufen sei. Auf meinen verwunderten Blick schenkte der Narr mir ein bitteres Lächeln. Ich setzte mich hin und wartete.
König Listenreich schaute gütig auf mich nieder. »Nun, mein Junge? Hattest du einen angenehmen Tag? Lass hören.«
»Ich hatte einen - sorgenvollen Tag, Majestät.«
»Ach, wirklich? Nun, dann empfehle ich dir meinen Tee. Er wirkt wunderbar beruhigend. Narr, bring meinem Jungen hier einen Becher Tee.«
»Sehr gern, mein König. Ich tue es für Euren Gast sogar noch lieber als für Euch selbst.« Überraschend lebhaft sprang der Narr vom Boden auf. Eine dickbauchige Teekanne stand zum Wärmen in der Asche am Rand des Feuers. Der Narr schenkte daraus ein und reichte mir den Becher. »Trinkt, folgt dem Beispiel unseres Königs, und Ihr werdet so heiter wie er.«
Ich führte den Becher an die Lippen, atmete den Dampf ein und tauchte die Zungenspitze in die Flüssigkeit. »Ein wohlschmeckendes Getränk, aber macht Frohblüte nicht abhängig?«
Er lächelte jovial. »Nicht in so geringer Dosis. Wallace hat mir versichert, es ist gut für meine Nerven und fördert meinen Appetit.«
»Ja, wundersam fördert es den Appetit, denn je mehr man trinkt, desto durstiger wird man. Trink aus, Fitz, denn unzweifelhaft wirst du bald Gesellschaft haben, und je mehr du trinkst, desto weniger musst du teilen.« Mit einer Geste gleich einer sich entfaltenden Blüte wies der Narr zur Tür, eben als sie aufflog, um Edel einzulassen.
»Ah, noch mehr Gäste.« König Listenreich gluckste vergnügt. »Wir wollen uns einen schönen Abend machen. Setz dich, mein Junge, setz dich. Fitz hat uns gerade erzählt, sein Tag wäre unerfreulich gewesen, deshalb habe ich ihm einen Becher Tee zur Stärkung angeboten.«
»Er wird ihm bestimmt guttun«, meinte Edel liebenswürdig und fragte, zu mir gewandt: »Ein unerfreulicher Tag, Fitz?«
»Beunruhigend. Erst gab es einen kleinen Zwischenfall unten bei den Stallungen. Einer von Herzog Rams Männern war da und behauptete, der Herzog hätte vier Pferde gekauft. Eins davon war Cliff, der Deckhengst für die Kaltblutstuten. Ich überzeugte ihn davon, es müsse sich um einen Irrtum handeln, weil die Papiere nicht die Signatur des Königs trugen.«
»Ach das!« Der König gluckste wieder. »Edel musste sie mir noch einmal vorlegen, ich hatte ganz vergessen, sie zu unterzeichnen. Doch jetzt hat alles seine Ordnung, und ich bin Sicher, die Pferde werden morgen früh auf dem Weg nach Tilth sein. Gute Pferde, Herzog Ram hat einen klugen Kauf getan.«
»Ich hätte nie gedacht, den Tag erleben zu
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