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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hereingekommen und standen wie erstarrt da, als seien sie in der Höhle eines wilden Tieres gelandet. Als ich den Kopf ein wenig drehte, um sie anzuschauen, zog Serene tatsächlich die Oberlippe von den Zähnen, als ob sie mich anfletschen wollte. Nachtauge in mir knurrte. Mein Herz schlug plötzlich schneller. Das alles bedeutet Gefahr. Ich versuchte, meine Muskeln zu entspannen, um, sollte es nötig sein, schnell handeln zu können, aber das Hämmern in meinem Kopf warnte mich, doch lieber stillzuliegen. »Ich habe euch nicht anklopfen hören«, brachte ich heraus.
    »Ich habe auch nicht geklopft«, antworte Serene hochmütig. Jedes einzelne Wort traf mich wie ein Keulenschlag. Ich betete, dass sie nicht ahnte, wie hilflos ich ihr ausgeliefert war. Ich betete, der Narr möge zurückkommen. Gleichzeitig bemühte ich mich, ganz unbekümmert zu wirken, als bliebe ich nur auf dem Bett liegen, weil es mir der Mühe nicht wert erschiene, mich ihretwegen zu erheben.
    »Wollt ihr etwas von mir?« Es klang kurz angebunden, in Wirklichkeit war das Sprechen eine zu große Anstrengung für mich, um mehr zu sagen als unbedingt nötig.
    »Wollen? Von dir? Niemals«, höhnte Serene.
    Die Gabe berührte mich. Wie plump. Es war Justin, der Einlass suchte. Ich konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Zwischen dem König und Veritas aufgerieben, fühlte mein Bewusstsein sich an wie rohes Fleisch. Bei Justins unbeholfenem Sinnen war mir zumute, als wühlten Katzenkrallen in meinem Gehirn.
    Abschirmen. Veritas war nur ein Flüstern. Ich machte den Versuch, meine Mauern aufzurichten, konnte aber nicht genug von meiner Substanz finden, um mich da hinter zu verschanzen. Serene lächelte.
    Justin grub sich in mein Bewusstsein wie eine Hand in Pudding. Meine Sinne rebellierten. Er drang wie ein übler Gestank in meinen Kopf, die Farbe seiner Sinne erschienen mir wie ein grässliches, fauliges Grüngelb, und er klang wie schrilles Sporenklimpern. Abschirmen, drängte Veritas. Er hörte sich verzweifelt an, schwach, und ich wusste, er versuchte mit aller Kraft, die zerschlissenen Teile meines Selbst für mich zusammenzuhalten. Er wird dich sonst aus reiner Dummheit töten. Er weiß nicht einmal, was er tut.
    Hilf mir.
    Von Veritas nichts. Unsere Verbindung wurde schwächer, je mehr meine Kräfte schwanden.
    WIR SIND BRÜDER!
    Unsichtbare Kräfte schleuderten Justin mit dem Rücken gegen die Tür, sein Hinterkopf schlug dröhnend gegen das Holz. Es war mehr als die physische Kraft der Gabe. Ich hatte kein Wort für das, was Nachtauge tat. Es war ein Zwischending. Er sandte die Macht durch einen Kanal, den die Gabe geschaffen hatte. Er attackierte Justins Körper durch Just ins Bewusstsein. Die Hände Justins flogen an seine Kehle, versuchten schnappende Kiefer abzuwehren, nach denen er nicht greifen konnte. Krallen zerfetzten Haut und überzogen unter Justins Hemd die Haut mit roten Striemen. Serene schrie laut auf, mit einem Ton, der mich buchstäblich wie ein Schwert durchbohrte, und stürzte sich dann auf Justin, um ihm beizustehen.
    Nicht töten. Nicht töten! NICHT TÖTEN!
    Nachtauge hörte mich endlich. Er ließ von Justin ab und warf ihn zur Seite wie eine tote Ratte, dann näherte er sich mir, um über mich zu wachen. Fast glaubte ich, seinen hechelnden Atem zu hören und die Wärme seines Körpers zu spüren. Mir fehlte die Kraft, um zu fragen, was geschehen war. Ich rollte mich zwischen seinen Beinen zusammen wie ein Welpe und wusste, ich war in Sicherheit. Niemand konnte Nachtauges Verteidigung überwinden.
    »Was war das? Wer war das? Was war das?«, schrie Serene mit überschnappender Stimme. Ich öffnete die Augen einen schmalen Spalt. Sie hatte die Hände in Justins Hemd gekrallt, zerrte ihn hoch und half ihm auf die Beine. An seinem Hals und an der Schulter zeigten sich rote Male, aber noch während ich hinsah, begannen sie zu verblassen. Bald zeugte nichts mehr von Nachtauges Angriff, außer dem dunklen Fleck, der sich auf Just ins Hose ausbreitete. Die Lider fielen ihm über die verdrehten Augen. Serene schüttelte ihn wie eine Puppe. »Justin! Sieh mich an! Justin!«
    »Was tut Ihr mit diesem Mann?« Die Bühnenstimme des Narren, empört und überrascht, tönte durch mein Zimmer. Hinter ihm stand die Tür weit offen. Eine Dienstmagd, den Arm voll Wäsche, ging auf dem Flur vorbei, stutzte und blieb neugierig stehen. Das kleine Mädchen, das ihr mit einem Korb folgte, kam gelaufen und spähte um den Tür rahmen herum. Der

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