Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
König als Mittler gedient hatte, von Serene und Justin in meinem Zimmer. Als ich von Edels Spionen berichtete, spitzte er die Lippen, wirkte aber nicht sonderlich überrascht.
»Und was schließt du daraus?«, fragte er schließlich, als ginge es um eine Denkaufgabe, die er mir zu lösen aufgegeben hatte.
»Darf ich offen sagen, was ich vermute?«
Er nickte.
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Chade würde wissen, was zu tun war. Kurz, ohne viele Worte zu machen, legte ich die einzelnen Punkte dar. Edel wusste, dass sein Vater, der König, an einer tödlichen Krankheit litt. Wallace, sein Handlanger, hielt ihn in einem Dämmerzustand, so dass er für Edels Einflüsterungen empfänglich war. Edel unternahm alle Anstrengungen, Veritas als unfähig hinzustellen und aus Bocksburg so viel Geld und Gut herauszuholen wie nur möglich. Bearns wollte er den Roten Korsaren ausliefern, damit sie beschäftigt waren. Währendessen wollte er die Verwirrung nutzen, um seine Pläne in die Tat umzusetzen und Kettricken als ›die Fremde‹ hinzustellen, die als intrigante, ungetreue Ehefrau versucht, den Thron für sich in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig galt es für ihn, eine eigene Machtbasis aufzubauen. Sein Ziel war es natürlich, als König über die Sechs Provinzen zu herrschen - oder wenigstens über so viele von den Sechs Provinzen, wie er an sich binden konnte. Deshalb die großzügige Bewirtung der Inlandherzöge und ihres Adels.
Während ich sprach, nickte Chade mehrmals unwillig. Als ich verstummte, meinte er sachlich: »Es hat viele Löcher, dieses Netz, von dem du behauptest, dass Edel es knüpft.«
»Ein paar kann ich schließen«, erwiderte ich im gleichen Flüsterton wie er. »Angenommen, Galens Zirkel ist Edel ergeben? Angenommen, alle Meldungen werden zuerst zu ihm gebracht, und nur was er für richtig hält, geht an den Empfänger, für den es ursprünglich bestimmt war?«
Chades Gesicht wurde starr. »Was, wenn Nachrichten gerade lange genug zurückgehalten werden, damit unsere Bemühungen, eine Verteidigung zu organisieren, zu spät erfolgen? Er sorgt da für, dass Veritas aussieht wie ein Dummkopf, er untergräbt das Vertrauen in den zukünftigen König.«
»Und Veritas hätte nichts davon gemerkt?«
Ich schüttelte langsam den Kopf. »seine Gabe ist außerordentlich stark, doch er kann nicht alles gleichzeitig wahrnehmen, gerade weil seine besondere Fähigkeit darin liegt, die Gabe konzentriert einzusetzen. Um seinen eigenen Zirkel zu belauschen, müsste er aufhören, die Küstengewässer nach Roten Korsaren abzusuchen.«
»Kann er … ich meine, weiß Veritas, dass wir gerade miteinander sprechen?«
Ich zuckte beschämt die Schultern. »Ich kann es nicht sagen. Das ist mein Fluch. Manchmal weiß ich genau, was er denkt, als stünde er neben mir und spräche es laut aus. Zu anderen Zeiten nehme ich ihn kaum wahr. Letzte Nacht, als er und der König sich durch mich unterhalten haben, konnte ich je des Wort verstehen. Jetzt gerade …« Ich durch forschte mein Bewusstsein, in der Art, wie man sich nach einem bestimmten Gegenstand die Taschen abklopft. »Ich spüre nichts, außer dass die Verbindung zwischen uns noch besteht.« Ich beugte mich vor und legte den Kopf in die Hände. Müdigkeit drohte mich zu überwältigen.
»Tee?«, fragte Chade freundlich.
»Bitte. Und wenn ich noch eine Minute still hier sitzen dürfte. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt solche Kopfschmerzen hatte.«
Chade hängte den Kessel über das Feuer. Ich schaute ihm widerwillig dabei zu, wie er die Kräuter für den Tee zusammenstellte. Etwas Elfenrinde, aber bei weitem nicht so viel, wie ich noch vor wenigen Stunden gebraucht hätte. Dazu Pfefferminze und Katzenzungenkraut. Ein Stückchen kostbare Ingwerwurzel. Das schien mir fast genau die gleiche Mischung, die er in den vergangenen Sommern Veritas gegen seine Erschöpfung zu verabreichen pflegte, die durch den zu langen Gebrauch der Gabe eingetreten war. Dann setzte er sich wieder zu mir. »Unmöglich. Deine Hypothese erfordert die blinde Ergebenheit des Zirkels gegenüber Edel.«
»Jemand, der besonders stark in der Gabe ist, kann das bewerkstelligen. Meine Schwachstelle ist eine Folge dessen, was Galen mir angetan hat. Erinnerst du dich an Galens fanatische Verehrung Chivalrics? Das war eine künstlich geschaffene Loyalität. Galen hätte das Gleiche bei den Zirkelmitgliedern bewirken können, als krönenden Abschluss ihrer Ausbildung.«
Chade wiegte
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