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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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lassen musste. Als ich auf den Füßen stand, setzte ich ungelenk Schritt vor Schritt, als ginge ich auf Stelzen. Die Wände waren einmal nah, dann wieder fern, und der Boden schwankte sacht wie das Deck eines Schiffes bei sanfter Dünung.
    »Von hier aus kann ich allein weitergehen«, sagte ich zu dem Narren, als wir auf dem Flur standen. Er schüttelte den Kopf.
    »Du bist zu schwächlich, als dass man dich dir selbst überlassen dürfte«, antwortete er halblaut, hängte sich bei mir ein und begann mit einem weitschweifigen, launigen Diskurs über alles Mögliche und nichts im Besonderen. Mit glaubwürdig gespielter Kameradschaftlichkeit half er mir die Treppen hinauf und zu einer Tür, wo er unaufhörlich schwatzend wartete, bis ich sie geöffnet hatte, wonach er mir ins Zimmer folgen wollte. »Danke, ich brauche jetzt keine Hilfe mehr«, meinte ich verärgert. Ich hatte keinen anderen Wunsch mehr, als mich hinzulegen.
    »Wirklich? Und mein König? Was hast du ihm angetan?«
    »Gar nichts!«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. In meinem Kopf begann es zu hämmern. Elfenrindentee. Ich brauchte Elfenrinde und hatte natürlich keine.
    »Doch! Du hast ihn um Erlaubnis gebeten und dann seine Hand genommen. Und im nächsten Augenblick habt ihr beide nach Luft geschnappt wie Fische auf dem Trockenen.«
    »Nur einen Augenblick später?« Mir war es vorgekommen wie Stunden.
    »Kaum mehr als drei Herzschläge lang.«
    »Oh.« Ich legte die Hand an die Schläfen und bemühte mich zu verhindern, dass mein Schädel in Stücke sprang. Warum war ausgerechnet jetzt Burrich nicht da? Er hatte, was ich brauchte. Die Schmerzen ließen mir keine andere Wahl. »Hast du Elfenrinde? Für Tee?«
    »Greifbar? Nein. Aber ich könnte gehen und Lacey darum bitten. Sie hortet Kräuter von allen Sorten.«
    »Würdest du das tun?«
    »Was hast du dem König angetan?« Ein Tauschhandel also.
    Der Druck in meinem Kopf wuchs, es war, als würden mir die Augäpfel aus den Höhlen gepresst. »Nichts«, ächzte ich, »und was er mir angetan hat, kann nur er dir erklären. Wenn er es für richtig hält. Ist das deutlich genug für dich?«
    Schweigen. »Vielleicht. Hast du wirklich so große Schmerzen?«
    Ich ließ mich ganz langsam auf das Bett zurücksinken. Selbst meinen Kopf hinzulegen tat weh.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte er. Ich hörte die Tür zu fallen. Ich hatte die Augen geschlossenen und lag still da, während mein Verstand mühsam verarbeitete, was ich zuvor miterlebt hatte. Trotz der pochenden Schmerzen versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen. Edel hatte Spione. Behauptete er zumindest. Brawndy war ein Verräter. Behauptete wiederum Edel, dass seine mutmaßlichen Spione ihm dies berichtet hätten. Meiner Ansicht nach war Brawndy ebenso sehr ein Verräter wie Kettricken. Oh, das schleichende Gift in meinen Adern. Und der Schmerz. Plötzlich erinnerte ich mich an den Schmerz. Hatte Chade mich nicht aufgefordert, einfach nur die Geschehnisse zu beobachten, und ich würde die Antwort auf meine Frage erhalten? Die ganze Zeit hatte ich es unübersehbar vor Augen gehabt, wäre mir nicht der Blick so verstellt gewesen von meiner Angst vor Verschwörern, Intrigen und Giftanschlägen.
    Eine Krankheit verzehrte König Listenreich und höhlte ihn aus. Er betäubte den Schmerz mit Drogen - ein Versuch, einen kleinen Teil seines Bewusstseins für sich zu behalten, einen Ort, wohin ihm der Schmerz nicht folgen konnte, um ihn zu versklaven. Hätte mir das jemand vor ein paar Stunden gesagt, ich hätte es als dummes Gerede abgetan. Jetzt, während ich auf meinem Bett lag und mir Mühe gab, ganz flach zu atmen, weil die geringste Bewegung eine neue Welle der Agonie auslöste, konnte ich es verstehen. Schmerz. Meine erste so empfundene Qual dauerte erst ein paar Minuten, und schon hatte ich den Narren um Elfenrinde geschickt. Außerdem konnte ich damit rechnen, dass dieser Schmerz vorüberging, dass ich morgen früh aufwachen würde, als wäre nichts gewesen. Wenn ich ihn nun aber für den Rest meines Lebens ertragen müsste, und das mit der Gewissheit, keinen Augenblick mehr frei davon zu sein und die wenige Zeit, die mir noch vergönnt war, unter größter Folter verbringen zu müssen? Kein Wunder, dass Listenreich sich mit Drogen betäubte.
    Die Tür öffnete und schloss sich leise wieder. Als ich nicht hörte, dass der Narr sich anschickte, Tee aufzugießen, überwand ich mich, die Lider zu heben. Justin und Serene waren

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