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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zweifelnd seinen Kopf hin und her. »Glaubst du, Edel ist so dumm zu glauben, die Roten Schiffe würden sich mit Bearns zufrieden geben? Früher oder später wollen sie uns, wollen sie Rippon und Shoaks. Was bleibt ihm dann?«
    »Die Inlandprovinzen. Die einzigen, die ihm wichtig sind. Dort lägen die Berge, Ebenen und Täler zwischen ihm und der Unternehmenslust der Korsaren, und vielleicht glaubt er wie du, dass sie es nicht auf die Eroberung von Land abgesehen haben, sondern nur auf ein ergiebiges Revier für ihre Raubzüge zu See. Es sind Seefahrer. Sie werden sich nicht so weit landeinwärts vorwagen, dass sie ihm zu dicht auf den Pelz Rücken. Und die Küstenprovinzen werden zu sehr da mit beschäftigt sein, sich der Schiffe der Roten Korsaren zu erwehren, um etwas gegen Edel zu unternehmen.«
    »Und wie wird es Inlandherzögen gefallen, keinen Zugang zur Küste und zu den Häfen mehr zu haben? Vom Seehandel ganz abgeschnitten zu sein?«
    Ich zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht. Ich habe nicht alle Antworten. Aber dies ist die einzige meiner Theorien, in der fast alles zusammenpasst.«
    Er stand auf, und ich schaute zu, wie er eine bauchige braune Kanne ausschwenkte, das Briefchen mit den Kräutern hineinwarf und kochendes Wasser darübergoss. Der Duft eines Kräutergartens zog durch den Raum. Ich prägte mir dieses anheimelnde Bild eines alten Mannes, wie er den Deckel auf die Kanne setzte und sie sorgfältig nebst zwei Bechern auf das Tablett stellte, und verstaute es sorgfältig in einem Winkel meines Herzens. Das Alter nagte an Chade, so unaufhaltsam wie die Krankheit an seinem Halbbruder. Seine Bewegungen waren nicht mehr ganz so schnell, seine vogelähnliche Lebhaftigkeit nicht ganz so flink wie früher. Traurigkeit überkam mich bei dieser Ahnung des Unausweichlichen. Als er mir den Becher mit dem heißen Tee in die Hand drückte, runzelte er über meinen Gesichtsausdruck die Stirn.
    »Was ist?«, flüsterte er. »Willst du Honig dazu?«
    Ich lehnte mit einem Kopfschütteln ab, nippte vorsichtig am Tee und hätte mir fast die Zunge verbrannt. Ein angenehmer Geschmack überlagerte die bittere Elfenrinde. Nach wenigen Augenblicken fühlte ich, wie mein Kopf klar wurde und ein Schmerz, dessen ich mir gar nicht bewusst gewesen war, wieder abebbte. »Viel besser«, seufzte ich, und Chade bedankte sich für mein Lob mit einer angedeuteten Verbeugung und zeigte sich ganz zufrieden mit sich selbst. Dann nahm er den Faden des Gesprächs wieder auf.
    »Es ist trotz allem eine schwache Theorie. Vielleicht haben wir es nur mit einem selbstsüchtigen Prinzen zu tun, der in Abwesenheit des Erben vor seinen Anhängern den Hausherrn spielt. Er vernachlässigt den Schutz seiner Küste, weil er kurzsichtig ist und weil er erwartet, dass sein Bruder, wenn er nach Hause kommt, den Schlamassel wieder in Ordnung bringt, den er angerichtet hat. Er plündert die Staatskasse und verkauft Pferde und Vieh, um sich die Taschen zu füllen, während niemand da ist, der ihm Ein halt gebietet.«
    »Wenn das stimmt, wes halb sollte er dann Bearns als Verräter brandmarken? Und Kettricken als fremdländischen Eindringling hinstellen? Weshalb Veritas und seine Expedition zum Gespött des Volkes machen?«
    »Eifersucht. Edel ist immer der verwöhnte Liebling seines Vaters gewesen. Ich glaube nicht, dass er sich gegen ihn wenden würde.« Etwas in Chades Stimme verriet mir, dass es das war, was er glauben wollte. »Von mir stammen die Kräuter, die Wallace dem König gegen seine Schmerzen verabreicht.«
    »Ich misstraue deinen Kräutern nicht. Aber ich Befürchte, dass ihnen noch andere hinzugefügt werden.«
    »Was wäre der Sinn davon? Selbst wenn Listenreich stirbt, ist Veritas immer noch der Erbe.«
    »Außer Veritas stirbt vor ihm.« Ich hob die Hand, als Chade zum Protest den Mund aufmachte. »Es muss nicht wirklich geschehen. Falls Edel über den Zirkel gebietet, kann er jederzeit mit der Nachricht von Veritas’ Tod aufwarten. Edel wird zum Thronfolger ernannt. Und dann …« Ich ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen.
    Chade stieß einen langen Seufzer aus. »Genug. Du hast mir reichlich Stoff zum Nachdenken gegeben. Ich werde diese Mutmaßungen auf meine Weise überprüfen. Vorläufig aber musst du auf dich aufpassen. Und auf Kettricken. Und auch auf den Narren. Ist an deinen Vermutungen auch nur ein Körnchen Wahrheit, seid ihr alle für Edel Hindernisse auf dem Weg zu seinem Ziel.«
    »Und was ist mit dir?«,

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