Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
fragte ich. »Wes halb auf einmal dieses Flüstern? Was ist der Grund für deine Vorsicht?«
    »Neben diesem Gemach befindet sich ein weiteres, das bisher immer leergestanden hat. Doch neuerdings ist einer von Edels Gästen darin untergebracht. Vigilant, sein Vetter und Erbe von Farrow. Der Mann hat einen ungemein leichten Schlaf. Bei den Dienern beschwert er sich über Ratten im Mauerwerk. Dann hat vergangene Nacht Schleicher einen Kessel umgeworfen. Von dem Scheppern ist er aufgewacht. Überdies scheint er noch von unstillbarer Neugier geplagt zu sein, denn jetzt fragt er die Leute, ob es in Bocksburg schon einmal gespukt hat. Und ich habe ihn die Wände abklopfen hören. Ich glaube, er hat bereits den Verdacht, dass es ein geheimes Zimmer gibt. Kein Grund zu großer Sorge, denn ich bin sicher, er wird bald abreisen, aber etwas mehr Vorsicht ist doch angebracht.«
    Ein Gefühl sagte mir, dass das nicht alles war, aber was Chade nicht preisgeben wollte, ließ er sich auch durch weiteres Fragen nicht entlocken. Doch eines musste ich noch wissen: »Findest du jeden Tag Gelegenheit, den König zu besuchen?«
    Er senkte den Blick auf seine Hände und schüttelte langsam den Kopf. »Ich muss dir gestehen, dass Edel etwas von meiner Existenz zu ahnen scheint. Wenigstens hat er einen Verdacht, denn zu allen Zeiten lungern welche von seinen Denunzianten herum. Das macht es nicht leichter. Doch genug von unseren Sorgen, malen wir die Zukunft nicht zu schwarz.«
    Und Chade begann eine lange Diskussion über die Uralten, basierend auf dem wenigen, das wir über sie wussten. Wir malten uns aus, wie es sein würde, sollte Veritas’ Expedition von Erfolg gekrönt sein, und stellten Vermutungen an, in welcher Form uns die Hilfe der Uralten zuteilwerden könnte. Chade sprach mit großer Hoffnung und Ernsthaftigkeit davon, sogar mit Enthusiasmus. Ich bemühte mich, seine Begeisterung zu teilen, doch ging meine Überzeugung eher dahin, dass die Rettung der Sechs Provinzen davon abhing, die verräterische Viper aus unserer eigenen Mitte zu entfernen. Schließlich schickte er mich in mein Zimmer zurück. Ich legte mich eigentlich nur noch ins Bett, um ein paar Minuten auszuruhen, bevor ich dem neuen Tag ins Antlitz blickte, doch stattdessen fiel ich in einen tiefen Schlaf.
    Die nächste Zeit konnten wir uns über schlechtes Wetter freuen. Jeder Tag, an dem ich beim Erwachen den Wind heulen und Regen prasseln hörte, erschien mir als ein kostbarer Tag. Im Übrigen war ich Bemüht, keine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und Edel aus dem Weg zu gehen, selbst wenn dies bedeutete, sämtliche Mahlzeiten in der Wachstube einzunehmen. Außerdem verließ ich jeden Raum, sofern die Gefahr bestand, Justin und Serene zu begegnen. Auch Will war von seinem Posten im Roten Turm nach Bocksburg zurückgekehrt. Ein-, zweimal sah ich ihn in Gesellschaft der beiden anderen. Häufiger traf man ihn aber in der Halle bei Tisch, und immer verliehen ihm die halb gesenkten, schweren Lider einen Anschein von Schläfrigkeit. Seine Abneigung gegen mich war nicht mit Serenes und Justins glühendem Hass zu vergleichen, trotzdem mied ich auch ihn. Ich redete mir ein, es wäre klug, so zu handeln, doch insgeheim fürchtete ich, ein Feigling zu sein. So oft wie möglich, machte ich dem König meine Aufwartung. Es war aber nicht oft genug.
    Eines Morgens wurde ich von einem Hämmern an der Tür und von einer Stimme, die meinen Namen rief, aus dem Schlaf gerissen. Ich taumelte aus dem Bett und riss die Tür auf. Ein kreidebleicher Stallbursche stand zitternd auf der Schwelle. »Flink sagt, Ihr sollt schnell zu den Stallungen kommen. Sofort!«
    Er wartete nicht auf meine Antwort, sondern raste davon, als wären sieben Sorten Dämonen hinter ihm her.
    Ich warf meine getragenen Kleider vom Vortag über. Dabei vergaß ich, wenigstens kurz das Gesicht in die Waschschüssel zu tauchen oder mir das Haar ordentlich zurückzubinden - ein Gedanke, der mir erst auf halbem Weg die Treppe hinunter kam. Als ich über den Hof rannte, hörte ich schon das laute Streitgeschrei. Flink hätte mich sicher nicht rufen lassen, nur weil ein paar Stallburschen sich in die Haare geraten waren, aber ich konnte mir auch keinen anderen Grund vorstellen. Ich stieß das Tor auf, dann drängte ich mich zwischen den Zuschauern hindurch, um endlich zu sehen, was denn nun so wichtig war.
    Es war Burrich, der von seiner Reise völlig müde und abgekämpft wirkte. Er hatte inzwischen aufgehört zu

Weitere Kostenlose Bücher