Five Stars 02 - Wildes Verlangen
gekommen und … » Ich stotterte irgendetwas vor mich hin, in dem die Worte Nomade, ungebunden und klug vorkamen.
»Was weißt du über seine Herkunft und seine Familie, wo ist er geboren, wo aufgewachsen? Hat er Geschwister?«
Als ich schwieg, lachte Charly auf. »Dacht’ ich’s mir doch! Der Typ muss echt ein ausdauernder Liebhaber sein, wenn ihr nicht mal Zeit für so einfache Gespräche hattet.«
Am liebsten wäre ich Charly über den Mund gefahren und hätte mir solche Sprüche verbeten. Aber im Grunde hatte sie ja recht, ich wusste wirklich so gut wie nichts von ihm. Möglichst ruhig erwiderte ich: »Das stimmt nicht, Charly, wir reden intensiv miteinander, über das Leben und was man daraus machen kann, zum Beispiel.«
»Wohin dich diese philosophischen Gespräche geführt haben, siehst du ja jetzt. Der große Lehrer hat dich verlassen und du kannst nicht mal seine Eltern oder seinen besten Freund anrufen, um nach seiner Adresse zu fragen.«
Eine Minute gingen wir schweigend nebeneinander her, dann ergriff wieder Charly das Wort.
»Du kannst nicht einfach sagen: Okay, ich hatte eine gute Zeit und jetzt vergesse ich diesen Daniel?«
Konnte ich das? Schon der Gedanke daran, ihn nicht wiederzusehen, verursachte fast körperliche Schmerzen. Ich schüttelte den Kopf.
»Dachte ich mir«, kommentierte Charly sachlich. »Also müssen wir so viel wie möglich über ihn herausfinden. Mach dir eine Liste von allen Leuten, die Daniel kennen, frag sie nach seiner Familie, seinen Freunden, Bekannten, Orten. Alles könnte wichtig sein. Ich kümmere mich derweil mal um sein Reiseziel. Ich habe da auch schon eine Idee … .«
Ich blickte auf und sah Charlys entschlossenes Gesicht. Ich wusste, dass sie mir nicht erzählen würde, was ihr in den Sinn gekommen war, also fragte ich nicht, sondern begann, meine eigene Liste aufzustellen.
Am Nachmittag und Abend blieb keine Minute Zeit, sich mit etwas anderem als der Show zu beschäftigen. Die Techniker wuselten durch die Anlage und montierten die Übertagungstechnik, während wir uns mit den Kandidatinnen und Kandidaten beschäftigten. Steve hatte sie am Pool zusammenkommen lassen und da lümmelten sie auf ihren Liegen herum, die meisten betont lässig, dabei war ihnen jederzeit anzumerken, wie aufgeregt sie waren. Sechs Frauen, sechs Männer, alle zwischen 22 und 32 Jahre alt und Single. Damit waren die Gemeinsamkeiten aber auch erschöpft. Charly und ich saßen an einem von einem Sonnenschirm geschützten Tisch, vor uns das Tableau mit den Kandidatennamen, und versuchten, möglichst viele Informationen über die zwölf Menschen zusammenzutragen. Natürlich versuchten alle, sich im besten Licht zu zeigen, denn unterschwellig ahnten sie, dass die Verantwortlichen des Senders die Macht hatten, sie positiv oder negativ über die Mattscheibe kommen zu lassen. Bei den Frauen tat ich mich mit einer Einschätzung schwer, nur eines war klar: Nadine war die absolute Schönheitskönigin, würde die Herzen aller männlichen Zuschauer im Flug erobern und sich vor Angeboten diverser Nacktmagazine kaum retten können. Die männlichen Kandidaten balzten schon jetzt um sie. Jacqueline war die einfältige im Team, passend zu ihrem Namen dachte ich. Denise und Leonie konnte ich nicht einschätzen, sie blieben in allen Vorgesprächen blass und ich notierte sie mir als die beiden ersten, die von den Zuschauern aus der Show gewählt werden würden. Laura war zwar durchaus hübsch, konnte Nadine auf diesem Feld allerdings nicht das Wasser reichen. Dafür war sie intelligent, aber leider viel zu still, um bei den Zuschauern einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Blieb Kim. Sie war hübsch und wusste, ihren Körper einzusetzen, aber sie hatte auch die größte Klappe von allen. Ich schrieb »geht über Leichen« neben ihren Namen und sah, dass Charly zustimmend nickte.
Ihr männliches Gegenstück war ohne Zweifel Marvin, der Nachrücker. Sein Machoverhalten ging mir schon jetzt auf den Geist. Er schien sich absolut sicher zu sein, dass niemand außer ihm am Ende als Sieger dastehen würde, und ich schwor mir schon am ersten Nachmittag, ihm in die Suppe zu spucken. Auch unter den Männern gab es den Schönling, denn Pascal hätte durchaus ein passables Unterhosenmodel abgegeben. Timo gab den Gruppenclown und Kevin (komisch, auch hier passte der Name) war der Einfältige. Dennis blieb blass und ich bot Charly eine Wette an, dass Denise und Dennis als Erste nach Hause fliegen würden.
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