Five Stars 02 - Wildes Verlangen
Zähne klemmte. Sie liebte Jonas wirklich, schoss es mir durch den Kopf.
»Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für solche Witze, Jonas.« Der Junge war über Charlys Reaktion derart überrascht, dass er rot wurde und den Kopf senkte. Normalerweise war Charly die verständnisvolle Freundin unserer Kandidaten, mit dieser Zurechtweisung hatte er nicht gerechnet. »Katja will euch in den nächsten Stunden grillen, also lasst uns ruhig und sachlich überlegen, wie ihr euch am besten verhaltet.«
Die Stimmung im Raum gefror von einer auf die andere Sekunde zu Eis. Wenn wir ehrlich waren, hatten wir keine Ahnung, welches Verhalten Katja den beiden anderen Kandidaten vorschlagen würde. Sollte Marvin versuchen, Laura zu verführen? Charly glaubte das nicht, sie spekulierte eher darauf, dass Marvin ihr die kalte Schulter zeigen würde. Wir waren uns schnell einig, dass Laura die Initiative ergreifen und Marvin in ein langes, möglichst tiefgehendes Gespräch ziehen musste. Spätestens dann würde er sich als der Einfaltspinsel erweisen, der er war - jedenfalls hofften wir das.
Die richtige Strategie für Jonas erwies sich als schwieriger. Er durfte auf keinen Fall zu schüchtern rüberkommen, bisher hatte er gepunktet, weil vor allem die Zuschauerinnen Mitleid mit ihm hatten. Jetzt kam es darauf an, dass er sich nicht von der forschen Kim vorführen ließ. »Halt ruhig mal dagegen, Jonas«, riet Charly und ich setzte hinzu: »Denk vor allem nicht an Laura, Ihr müsst jeder für euch punkten.« Ich konnte das leicht sagen, die beiden schienen sich in Singapur näher gekommen zu sein, ihre Blicke, die sie sich verstohlen zuwarfen, sprachen Bände. In ein paar Stunden würden sie dank unserer Kameraüberwachung genau sehen, wie sich der andere verhalten hatte.
»Ich möchte noch ein paar Worte mit Jonas wechseln«, sagte Laura bestimmt. »Könnt Ihr uns einen Moment alleine lassen?«
Charly sah mich mit hochgezogenen Augen an, trotzdem verließen wir schweigend die Villa und gingen zum Strand.
»Was hat Laura vor?«
»Ich glaube, dass sie alles daran setzen wird, dass einer der beiden am Ende die Nase vorne hat. Wenn sie sich zum Beispiel einig sind und den Gewinn teilen … .«
Charly pfiff leise durch die Zähne, eine Fertigkeit, für die ich sie schon lange bewunderte. »Wenn Du recht hast, gibt sie Jonas vielleicht gerade grünes Licht bei Kim.«
Mein erster Impuls war, zu widersprechen. Allerdings hatte ich Laura noch nie so entschlossen gesehen, wie nach ihrer Rückkehr aus Singapur.
Drei Stunden später saßen Steve, Katja, Charly und ich im Regieraum und verfolgten, was sich in den Schlafzimmern abspielte.
»Hoffentlich kommen Sie endlich mal zur Sache« brummte Steve, der unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. Bis jetzt hatten die Kandidaten nicht viel geboten. Kim hatte sich zunächst in aller Ruhe Fuß- und Fingernägel lackiert, während Jonas ihr fasziniert zusah und über die Show philosophierte. »Ich fand die letzten Wochen toll. Und du?«
Kim brummte irgendetwas, das als Zustimmung gedeutet werden konnte.
»Na gut, die Zeit im Krankenhaus in Singapur war jetzt nicht so spannend … .«
»Dafür hat es hier die ganze Zeit aus Eimern geschüttet.«
Kim gähnte theatralisch, um zu zeigen, wie langweilig es gewesen war.
Im anderen Zimmer tat sich eher noch weniger. Es hatte den Eindruck, dass sich Laura und Marvin belauerten. Keiner wollte den ersten Zug tun und so saßen sie sich die meiste Zeit schweigend gegenüber oder redeten belangloses Zeug.
Als hätten sich die Vier zuvor auf einen Zeitpunkt geeinigt, kam plötzlich Bewegung in die Sache. Zur Überraschung aller im Beobachtungsraum, ergriff Jonas als Erster die Initiative - wobei: so genau konnte das niemand sagen, denn er setzte sich neben Kim aufs Bett und zog sie mit einem kräftigen Griff in die »tote Ecke«, die nicht von den Kameras erfasst wurde. Seit dem Skandal zu Anfang der Sendestaffel, hielten Steve und Katja sich an die Regeln. Kim quietschte, protestierte aber nicht weiter.
»Verdammt, was tut er da?« rief Katja erstaunt. »Er wird sie doch nicht etwa abknutschen?«
Man hörte nur ein Flüstern, von dem hin und wieder ein Wort zu verstehen war. Ich reimte mir zusammen, dass Jonas Kim von etwas überzeugen wollte, das ihr zunächst nicht gefiel, dem sie aber schlussendlich zustimmte. Auf jeden Fall tauchten die beiden drei Minuten später aus dem »Schatten« auf, eng umschlungen und sich wild küssend.
»Die
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