Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
Zeit später ohne Kommentar zurückbrachte, atmete ich erleichtert auf.
Katja starrte immer noch auf den Bildschirm ihres iPads. Ich stand auf, murmelte etwas von »Beine vertreten« und schlenderte zum Gate, von dem unser Anschlussflug ging. Ich zeigte am Schalter meine Bordkarte und wurde in den Wartebereich eingelassen, in dem nur sechs Passagiere saßen. Suchend blickte ich mich nach einem freien Platz um, an dem ich meine Ruhe hatte. Ein Mann, der in ein Gespräch mit einer örtlichen Schönheit vertieft gewesen war, die ihre unverschämt langen Beine in sündhaft kurzen Shorts zur Schau stellte, sah auf. Sein Lächeln zog mir von einer Sekunde auf die andere den Boden unter den Füßen weg. Obwohl ich den Wettbewerb mit Miss Seychelles nur verlieren konnte, zog mich sein Blick an wie ein Magnet und ich ging direkt auf ihn zu.
»Ist der Platz noch frei?« fragte ich auf Englisch und deutete auf den Sitz neben ihm.
»Gerne«, antwortete er in akzentfreiem Deutsch. »Sie sind sicher die Dame von den Königskindern .« Mein Gott, was für eine Stimme. Tief und kräftig, dabei leicht rauchig. Er stand auf und überragte mich um mehr als Haupteslänge, was mir mit meinen eins siebzig nicht oft passierte. »Ich bin Daniel Mattis von Five Stars Hospitality.« Er sprach seinen Namen englisch aus. Sein Händedruck war kraftvoll, ohne mich zu erdrücken. Seine braunen Augen suchten den Kontakt mit meinen und für eine Sekunde fürchtete ich in einen hypnotischen Zustand zu fallen. »Violetta Stein«, stammelte ich und konnte den Blick nicht von ihm wenden. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er meine Hand los, die brannte, als hätte ich sie ins Feuer gehalten. »Darf ich Ihnen Samira vorstellen?«
Ich reichte der Langbeinigen kraftlos die Hand und bediente mich der einzigen englischen Floskel, die mir gerade einfiel. »Nice to meet you.«
»Freut mich auch, Sie kennenzulernen«, antwortete sie in breitem, bayerischen Dialekt.
»Waren Sie schon einmal auf Denis Island?« fragte mich Mister Mattis.
Ich schüttelte schweigend den Kopf, meinen Blick schon wieder in die Tiefen seiner Augen versenkt.
»Sie werden die Insel lieben.«
Mein Gott, diese Stimme! Für mich gab es nichts Erotischeres, die Stimmbänder waren das wichtigste Sexorgan eines Mannes. Wie immer schmolz ich dahin, wenn einer die richtige Tonlage fand und das Schmelzwasser sammelte sich zwischen meinen Schenkeln. Mein Gott, wann hatte ich zum letzten Mal so auf einen Mann reagiert? Als würden mich die Schwingungen direkt an den empfindlichsten Stellen streicheln. Ich warte ja immer noch darauf, dass mich ein Mann zum Orgasmus redet. Wortwörtlich gemeint. Um mich abzulenken, schaute ich mir den Mann zur Stimme genauer an. Er trug eine weiße Leinenhose und ein ebenso weißes Hemd, dessen drei oberste Knöpfe er geöffnet und dessen Ärmel er aufgekrempelt hatte. Sanft gelockt fielen seine braunen Haare bis auf die Ohren, rasiert hatte er sich sicherlich seit zwei Tagen nicht mehr. Als er sich leicht zu Samira umdrehte, heftete sich mein Blick auf seinen Rücken. Röntgenaugen wären nicht schlecht gewesen, das Hemd spannte sich verheißungsvoll über den Oberarmen und ließ ein aufregendes Muskelspiel erwarten. Was konnte ich ihn bloß fragen, um diese Stimme noch einmal zu hören? Während ich noch überlegte, sah ich aus den Augenwinkeln Katja heranstöckeln. Ich versuchte krampfhaft, sie zu übersehen. Mattis lächelte mich schon wieder an. Lassen Sie das, hätte ich ihm am liebsten zugerufen, mir ist schon warm genug. Katja hatte mich entdeckt und baute sich vor mir auf. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als höflich zu sagen:
»Darf ich Ihnen meine Chefin Katja Lobitz vorstellen? Katja, das ist Mister Mattis.«
Er stand zur Begrüßung auf und Katja knipste augenblicklich ihr Lächeln an. Sie hielt seine Hand viel zu lange, wie ich fand, und sie schaute ihm auch viel zu tief in die Augen. Ich verstand nicht, worüber sie sprachen, denn die Schwingungen seiner Stimme hatten mich erneut erfasst und ich hatte Mühe, die Bodenhaftung zu behalten.
Ein Mitarbeiter der Fluggesellschaft öffnete die Glastür und geleitete uns hinaus. Die Hitze traf mich wie ein Schlag und ich verwünschte einmal mehr, dass ich keine Sommerkleidung im Handgepäck hatte. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und mir brach in Sekunden der Schweiß aus. Als ich das Ziel unserer kleinen Wandergruppe sah, wurde mir noch heißer. Vor uns stand ein winziges Flugzeug,
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