Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
geschnittenes, sandfarbenes Kleid. Ob es eine Maßanfertigung war? Sie wirkte darin schlank, gleichzeitig wurde ihr Busen betont. Trotz der Hitze hatte sie eine Strumpfhose angezogen und trug die unvermeidlichen Pumps, die angesichts der Tatsache, dass zehn Meter vor uns der Sandstrand zum entspannten flanieren einlud, reichlich deplatziert wirkten. Forschen Schrittes ging sie voran. Am Hauptweg wartete ein Golf Cart. Der Fahrer schien von Katjas Aufmachung genauso beeindruckt wie ich, auf jeden Fall waren seine Stielaugen unübersehbar. Ich kletterte auf die Rückbank, während Katja neben dem dunkelhäutigen Seychellois Platz nahm. Ruckelnd fuhren wir zur Empfangshalle, hinter der sich in Richtung Strand das Restaurant befand, in dem die Präsentation stattfinden sollte. Während ich das Notebook mit dem Beamer verband und alles noch einmal testete, lief Katja wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Dabei memorierte sie den auswendig gelernten Text, der nachher frisch und spontan wirken sollte. Ich hatte sie schon ein paar Mal bei solchen Auftritten erlebt, sie hatte es wirklich drauf, den Zuhörern das Gefühl zu geben, völlig frei zu sprechen. Dabei war sie dazu kaum in der Lage. Alles musste geprobt sein, nichts durfte dem Zufall überlassen werden. Zwischenfälle hasste sie wie die Pest und manchmal reichte das Summen einer Mücke, um sie aus dem Konzept zu bringen.
Die Technik funktionierte perfekt und auch der Beamer war lichtstark genug, um in dem nach allen Seiten offenen Raum ein deutliches Bild auf die Leinwand zu werfen. Die Atmosphäre war eigenartig. Der Raum strahlte die Heiterkeit eines Ferienresorts aus, am Strand spazierten Urlauber in Badehose und Bikini und von der Empfangshalle waren wir nur durch einige wenige Paravents getrennt. Was für ein Gegensatz zur kalten Funktionalität der Besprechungsräume, in denen wir unsere Ideen sonst präsentierten.
»Alles in Ordnung?«, frage Katja und ich hob den Daumen. Sie wirkte angespannt, aber zuversichtlich.
»Nun, meine Damen, sind Sie bereit?«
Zu allem, schoss es mir in den Kopf, als ich Daniels Stimme hörte. Er hatte sich umgezogen, trug jetzt eine beigefarbene Leinenhose zu einem eng geschnittenen, kurzärmeligen Hemd und begrüßte Katja mit einem strahlenden Lächeln. Sie brachte sich sofort in Positur, streckte ihm ihre Brüste entgegen und stellte ein Bein leicht aus. Er achtete aber kaum darauf, sondern kam auf mich zu. »Ausgeruht?« fragte er mich, und sein Blick jagte mir einen Schauer durch den Körper. Ich nickte schweigend.
Neben ihm nahmen noch Samira und der Hoteldirektor Levin Almond, sowohl vom Aussehen wie von der Sprache eindeutig ein Engländer, an der Präsentation teil. Die drei setzten sich an einen langen Tisch und Samira versorgte alle mit Getränken. Bevor Katja beginnen konnte, erläuterte Daniel seine Rolle als Berater der Hotelgesellschaft. Er betreue rund ein Dutzend Häuser der Luxuskategorie auf allen Kontinenten. Die Ausschreibung beziehe sich auf all seine Kunden, die Denis Island Lodge war nur das Vorzeigeprojekt. Damit waren die Claims abgesteckt, was Katja sichtlich beeindruckte. Wir wussten ja, dass Five Stars Hospitality ein international operierendes Unternehmen war, aber dass dieser Auftrag nur die Referenz für viele weitere war, hatte bisher niemand so deutlich ausgesprochen. Trotzdem blieb sie nach außen die Ruhe selbst. Bevor Mister Mattis ihr das Wort erteilte, setzte er noch hinzu - und ich hatte das Gefühl, dass er dabei mich fixierte: »Wir pflegen hier einen legeren, kollegialen Umgang. Deshalb nennen Sie mich bitte Daniel.« Er machte eine Pause und es kam mir vor, als sähe er nur mich an: »Sind Sie so weit, Violetta und Katja?«
Wie er unsere Namen aussprach! Violetta weich und zärtlich, Katja abweisend und hart.
Reiß dich zusammen! Ich musste mich auf die Präsentation konzentrieren. Katja begann mit ihrem Vortrag. Launig wie immer stellte sie zwei kurze Zitate an den Anfang. Ich bediente das Notebook und startete die einzelnen Abbildungen. Alles lief wie am Schnürchen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Daniel konzentriert zuhörte. Er hatte die Beine entspannt übereinandergeschlagen, rieb sich aber immer wieder mit der Hand über den Nasenrücken. Was für eine süße Geste, so herrlich jungenhaft. Da, gerade wieder.
Katja erhob die Stimme. Verdammt, ich hatte vergessen, die nächste Folie aufzurufen. Jetzt kam der trockene Statistikteil, da musste ich auf der Hut sein, damit die
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