Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
machen sich nicht etwa einen Spaß auf unsere Kosten?«, fragte sie und ihre Stimme war eindeutig zu hoch. Normalerweise kontrollierte sie ihren Tonfall genau, es sei denn, sie stand kurz davor zu explodieren. Daniel würdigte sie keines Blickes, als er betont gelassen antwortete. »Wie kommen Sie darauf. Wir haben uns nach dem Pitch für die Königskinder entschieden. Violettas Konzept hat uns überzeugt.«
Ich wagte nicht, Katja anzuschauen. Ich wusste auch so, dass sie vor Wut schäumte und tatsächlich hielt sie nicht lange damit hinter dem Berg. »Nun ja, von Konzept kann bei den Plaudereien der Kollegin wohl kaum die Rede sein. Aber wir werden natürlich alles tun ... .«
Daniel ließ sie den Satz nicht zu Ende bringen. »Wir wollen uns diesen herrlichen Abend nicht mit beruflichen Gesprächen verderben. Genießen Sie dieses Dinner und vergessen Sie die Arbeit. Während Sie morgen einen Ferientag in unserem kleinen Paradies haben, werde ich mit ihrem Chef telefonieren und die Details unserer Zusammenarbeit klären.«
Als Katja noch einmal nachhakte, machte ihr Daniel unmissverständlich klar, dass er nicht gewillt war, über den Pitch oder die zukünftigen Aufgaben zur reden. Vielmehr ließ er den Kellner die Misosuppe auftragen, denn es gab japanische Köstlichkeiten, Sushi, Sashimi, und Dutzende andere Schüsselchen voller Gerichte, von denen ich weder wusste, um was es sich handelte, noch wie es hieß. Alles schmeckte köstlich und Daniel schenkte immer wieder von dem leicht bitter schmeckenden, lauwarmen Sake nach. Ich aß und trank. Bald fühlte ich mich leicht und beschwingt, der Alkohol in diesem Reiswein musste eine besondere Wirkung haben, er machte mich wach und fröhlich. Trotzdem saß ich die meiste Zeit schweigend am Tisch und verfolgte das Geplänkel zwischen Daniel und Katja, die versuchte, ihn auszufragen. »Wo leben Sie eigentlich?«
»Im Moment hier«, antwortete er und warf mir einen kurzen Blick zu, als wollte er sich vergewissern, dass es mir gut ging. »Klar«, insistierte Katja, während sie geschickt ein Stück Fisch mit den Stäbchen griff, »ich meine, wo Sie ihren Wohnsitz haben.«
Daniel hob die linke Augenbraue, was er immer tat, wenn ihn etwas amüsierte. »Mal hier mal da. Ab übermorgen zum Beispiel auf Bali und zwei Wochen später in Mexiko.« Er machte eine Pause, um mir Reiswein nachzuschenken. Als ich ihm meine Sakeschale entgegenhielt, berührte er meine Hand. Ich war sicher, dass es absichtlich geschah und Katjas verkniffen zusammengedrückte Augenbrauen signalisierten, dass auch sie das so sah.
»Ich bin ein Nomade«, sprach Daniel weiter und sah dabei nur mich an, als wäre diese Erklärung auch für niemand anders gedacht. »Ich trenne nicht zwischen Leben und Arbeit, beides geht fließend ineinander über. Mein Arbeitsplatz ist ein Tisch, auf dem mein Notebook steht. Wo sich dieser Tisch befindet, spielt keine Rolle.«
»Hört sich nach einem stressigen Leben an.«
»Stress ist das falsche Wort.« Daniel sprach immer noch nur zu mir und Katja rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. »Eher ist mein Leben manchmal ein Abenteuer und dann wieder ein langsamer, ruhiger Fluss. Nur eins ist es nie: eintönig oder langweilig. Was ist mit Ihnen, Violetta, können Sie sich so ein Leben vorstellen?«
Ich hatte Mühe, mich zu konzentrieren. Ich musste mit dem Trinken aufhören. Was hatte er gefragt? Ob ich mir ein Leben mit ihm vorstellen könnte? »Unbedingt«, antwortete ich und als das Wort in der Welt war, gab es keine Möglichkeit mehr, es zurückzunehmen. Ich erwartete schallendes Gelächter, aber stattdessen erntete ich nur Daniels zustimmendes Nicken und Katjas eisiges Schweigen. Zum Glück brachte der Kellner die Desserts. Auf einem Teller lag eine Süßspeise in Form einer rosafarbenen Blüte, ein kleines Kunstwerk.
»Genießen Sie ihre Wagashi«, sagte Daniel und wieder hatte ich das Gefühl, er sprach nur mich an. Katja schaufelte die Köstlichkeit in sich hinein, während Daniel sie mit nahezu andächtiger Konzentration genoss. Das Dessert in Blütenform sah so schön aus, dass es mir fast schwerfiel, es zu essen. Es wäre allerdings schade gewesen, wenn ich es auf dem Teller gelassen hätte, denn es schmeckte wunderbar. Nachdem Daniel die Blüten ohne jedes weitere Wort aufgegessen hatte, legte er seine Hand auf meine. »Ich muss mich leider entschuldigen, aber es gibt noch einiges zu tun und morgen ist auch ein harter Tag. Schlafen Sie gut.« Er stand
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